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Klettertour auf das Montafoner Matterhorn Jubiläumstour auf die Zimba

Es gibt wohl kaum einen Gipfel in Vorarlberg, um den sich so viele Mythen und Geschichten ranken wie um die Zimba im Montafon. Der 2643 Meter hohe Felszacken im Rätikon ist für Bergsteiger von nah und fern ein Traumziel. 2023 jährt sich die Erstbesteigung. Doch ob diese nun 175 oder erst 170 Jahre zurückliegt, ist umstritten.

Von: Thomas Reichart

Stand: 05.08.2023

Klettertour auf das Montafoner Matterhorn | Bild: Lukas Kühlechner

Laut dem Historiker Dr. Michael Kasper, Leiter der Montafoner Museen, wurde das Jahr 1848 als Datum der Erstbesteigung erst 1883 zum ersten Mal erwähnt. Eine Quelle von 1866 nennt hingegen das Jahr 1853. Da der Erstbesteiger Anton Neyer 1875 gestorben ist, erscheint Kasper das spätere Datum plausibler.

Am Zimbajoch, Einstieg in die Klettertour

Es ist jedoch unumstritten, dass die Erstbesteigung der Zimba eine herausragende Leistung war. Michael Kasper bewertet die Besteigung als eine der Sternstunden der frühen Alpingeschichte des Landes. Einerseits, weil Neyer allein und nicht in einer Seilschaft unterwegs war. Andererseits, weil er kein Bürgerlicher, sondern ein einfacher Brunnenmacher aus der Region, aus Bludenz war.

Ein Skelett, das nie gefunden wurde

Ob Neyer wirklich der Erste auf der Zimba war – darüber gab es schon früh Gerüchte. Angeblich wäre er beim Abstieg knapp unterhalb des Gipfels auf ein Skelett gestoßen. Viele Bergsteiger haben danach gesucht, doch bis dato nie etwas gefunden, auch nicht Gebhart Wendelin Gunz, ein Geistlicher und Lokalhistoriker, der nach eigenen Angaben über 400mal auf dem Gipfel der Zimba war und deshalb als „Zimbapfarrer“ bekannt ist.

Moderne Anstiege und motorisierte Abkürzungen

Schlüsselstelle Sohmplatte, III. Grad

Die Route des Erstbegehers über die Südseite wird mittlerweile nicht mehr oft begangen, da sie brüchig und nicht angenehm zu gehen ist. Heute führt der beliebteste Anstieg auf die Zimba vom Rellstal über die Heinrich-Hueter-Hütte. Da das Tal für Autos und Fahrräder gesperrt ist, lässt sich der lange Zustieg über die Teerstraße mit dem Wanderbus von Vandans aus abkürzen. Von der Endhaltestelle ist es weniger als eine Stunde bis zur Hütte.

Luftiges Klettern bis zum Dritten Grad

Lukas beim Abseilen

Ab der Hütte müssen rund 600 steile Höhenmeter auf einem alpinen Steig bis zum Zimbajoch überwunden werden. Dort beginnt dann die eigentliche Klettertour - der Normalweg über den Westgrat. Nach kurzer Kraxelei erreicht man die Schlüsselstelle: die Sohmplatte, eine glatte, steile Platte im III. Grad. Anschließend geht es, zumeist dem Grat folgend, nach oben zum Gipfel. Das Gelände ist zum Teil sehr exponiert, Schwindelfreiheit absolut unerlässlich. Bergführer Lukas Kühlechner, der Jubiläumstouren auf die Zimba anbietet, bewertet die Tour daher folgendermaßen: „Es ist keine einfache Wanderung und keine klassische Alpintour. Die Wegfindung ist schwierig, denn bereits wenige Meter neben dem Weg wird es brüchig. Der moderat klingende Schwierigkeitsgrad täuscht.“

Genuss zum Abschluss

Der Abstieg erfolgt auf dem gleichen Weg, wobei die Sohmplatte nicht erneut geklettert werden muss, sondern mühelos abgeseilt werden kann. Wer sich traut und stabile Schuhe trägt, kann unterhalb des Jochs im losen Schotter knieschonend bis fast zur Hueter-Hütte abfahren, wo Stärkung und Erfrischung warten.


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