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Der "Spirit von Arco" Klettern zwischen Kalk und Cappuccino

Seit dem Sieg von Stefan Glowacz beim internationalen Rock Master 1987 in Arco hat sich der Ort in der deutschen Kletterszene zum Mekka entwickelt. Was aber macht diesen Ort für Kletterbegeisterte nach wie vor so besonders?

Von: Ullie Nikola

Stand: 24.08.2023

Klettern Arco: Schon der Zustieg ist wunderschön | Bild: BR/Ullie Nikola

Wenn man durch die Altstadt-Gassen von Arco schlendert, sieht man Kletterinnen und Kletterer mit lässig umgehängtem Seil und Gurt. Auf der großen Piazza tauschen sie sich beim Espresso über die schon absolvierten Kletterrouten aus oder über ihre Einkäufe in einem der vielen Outdoorläden.

Klettern mit Blick auf den Gardasee

Angefangen hat die Kletterkultur in Arco zu Beginn der 1980er-Jahre. Damals öffneten die ersten Kletterschulen und einige kleine Geschäfte. 1987 fand das erste Rock Master Festival statt, das der Extremkletterer Stefan Glowacz gewann. Das machte Arco in der Kletterszene in Deutschland bekannt und sorgte für einen großen Zulauf, der bis heute anhält. Denn rund 150 sogenannte Klettergärten kann man von Arco aus gut erreichen, ob Falesia Belvedere oder Falesia Massone.

Besonders reizvoll sind die Kletterfelsen mit Seeblick wie zum Beispiel im Klettergarten Belvedere oberhalb von Nago. Der Zustieg führt steil hinauf über eine Holztreppe zu den Kalksteinfelsen, unter denen der Gardasee in der Sonne glitzert. Die Kletterrouten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden bieten viele Möglichkeiten, sowohl für Anfänger als auch für Geübte. Das Terrain ist eher plattig und fordert die Fingerkraft.

Falesia Policromuro

Wer die Kletternden fragt, was den ungebrochenen „Spirit“ von Arco ausmacht, bekommt vor allem eines zu hören: Es herrsche dort eine so herrlich entspannte Atmosphäre mit italienischem Flair. Denn Arco hat sich im Gegensatz zu den Orten direkt am Gardasee einen etwas verschlafenen Charakter bewahrt, die Kletter-Community bleibt unter sich. Dazu gehört der Campingplatz am Fluss genauso wie der Cappuccino auf der Piazza und natürlich der Kalkfels. Es kommen aber nicht nur Extremkletterer nach Arco, sondern auch viele Familien mit Kindern, die hier ihre ersten Klettererfahrungen sammeln. Auch Jugendgruppen vom DAV veranstalten dort ihre jährlichen Camps oder halten Kurse für Mehrseillängen-Touren ab.

Klettern zwischen Olivenbäumen und zirpenden Zikaden unter der südlichen Sonne ist eben anders als im Frankenjura oder Elbsandsteingebirge. Alles hat seinen Reiz, aber eben ganz unterschiedlich. Die Auswahl der Felsen und Routen rund um Arco ist riesig, die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt, ob steil, plattig oder überhängend. Und das Schöne ist, dass man dort klimatisch gesehen nahezu das ganze Jahr klettern kann. So werden auch im Herbst wieder viele von Deutschland ins Kletter-Mekka pilgern und die Felsen erobern. Denn zwischen Kalk und Cappuccino lässt sich der Team-Kletter-Spirit gut leben und erleben.


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