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Mittenwalder Bergschafe auf der Leinwand Kinostart der Doku „Schafstage“ im Karwendel

„Schafstage“- so heißt eine Film-Doku, die ab nächsten 19.Oktober in den oberbayerischen Kinos anläuft. Es geht um die Bergschafe im Karwendel. Die Weltpremiere der Schafstage war bereits Ende Juli in Mittenwald, an einem nassen und kühlen Sommerabend.

Von: Angela Braun

Stand: 12.10.2023

Schaftstage im Karwendel | Bild: copyright Konzept + Dialog

Trotzdem kamen viele Mittenwalder, um ihre Schafe einmal auf der Kinoleinwand zu sehen. Den Sommer verbringen die Mittenwalder Bergschafe auf einer Alm im Karwendel. Seit 30 Jahren kümmert sich ein und derselbe Hirte um die Tiere. Ihn haben die Filmemacher bei seinem letzten Sommer auf der Alm begleitet.

Weiße, braune und schwarze Schafe drängen sich aneinander vor den grauen Felswänden im Karwendel. Mittendrin steht Pepi Hornsteiner in kurzer Hose und kariertem Hemd. Aus seinem Stoffbeutel streut er „Miad“, also Kleie mit Salz vermischt auf den Boden. Die Schafe schlecken das begierig auf und rennen dabei den Hirten der Mittenwalder Bergschafe fast um. Treue Begleiterin des Hirten ist ein grauer Mischlingshund namens Luna. Sie ist immer an Pepis Seite, wenn er rund 400 Schafe den Sommer über auf der Rehbergalm nördlich der Hochlandhütte hütet.

Der Film schildert, wie die Schafbesitzer im Frühsommer ihre Tiere am Fuß des Kranzbergs in die Obhut des Hirten geben. Einige werden noch am Ohr markiert, damit sie im September wieder ihren Besitzern zugeordnet werden können. Es ist der letzte Hirten-Sommer von Pepi Hornsteiner. Nächstes Jahr übernimmt sein Sohn Florian die Aufgabe. Seit Generationen bringen Bauern und Schafhalter ihre Tiere den Sommer über auf Almen. Manche haben nur eine Handvoll Schafe, andere 30 Stück oder mehr. In der Mittenwalder Forst- und Weidegenossenschaft haben sie sich zusammengetan, um diese Tradition weiterzuleben. Profit gibt es kaum, die meisten machen es, weil sie die Schafe mögen.

Der oberbayerische Filmemacher Walter Steffen hat die Doku zusammen mit dem Regisseur Klaus Peter Hütt über die Mittenwalder Bergschafe gedreht. Beide verweisen auf den durchaus meditativen und archaischen Charakter des Schafehütens in den Bergen. Die Kamera ist oft nah dran an den Schafen, manchmal auch mittendrin. Gezeigt wird die Arbeit der Hirten, die beim Auf- und Abtrieb helfen, ebenso der Tierarzt, der immer zur Stelle ist, und der Schafabtrieb, wenn alle - Mensch wie Tier - wieder zurück ins Tal kommen.  Beim Schafabtrieb im September sind viele Schafsbesitzer dabei. Es ist ein besonders Tag für alle. Einige Buben tragen die kleinen Lämmer, weil der Weg hinab für sie zu steil ist, und so wachsen sie hinein in die Tradition der Mittenwalder Schafhirten.

Walter Steffen hat zusammen mit Klaus-Peter Hütt diese „No-Bugdet-Produktion“, wie er sie nennt, gestemmt. Anfangs sollte nur ein kurzer Imagefilm über die Bergschafe entstehen. Doch dann hatte der Regisseur so viel Material gesammelt, dass eine 90 Minuten-Dokumentation daraus geworden ist. Hütt ist fasziniert von den Mittenwalder Bergschafen, die eine Züchtung aus Bergamasker Schaf und Steinschaf sind. Sie sind nicht nur am Fels äußerst trittsicher, sondern auch Landschaftspfleger vor allem für die hohen Lagen. Ohne Schafe würden die Almwiesen verbuschen und wertvolle Pflanzen verloren gehen. 

Das Thema Beutegreifer hat inzwischen an Relevanz gewonnen. Doch die Schafhalter sind sich einig, dass hier oben im Karwendel in knapp zwei tausend Meter Höhe kein Zaun die Tiere schützen könnte. Sie fühlen sich eng verbunden mit den Schafen und freuen sich über den Film, der ihre Welt schildert – mit allem, was dazugehört.


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