Die Augsburger Hütte in den Lechtaler Alpen öffnet Saisonstart auf dem Dach der Nordalpen
In dieser Woche ist auch die Augsburger Hütte in die Saison gestartet: und auf deisem Platz, 2300 Meter hoch, an einer der wildesten Stellen der Nordalpen, ist es eine besondere Herausforderung, ein Schutzhaus nach der neunmonatigen Winterruhe wieder in Betrieb zu nehmen.
Ein bisserl ist es ja so, wie wenn wir auf Reisen gehen: habe ich bloß nix vergessen?
Nur im Fall einer Berghütte, die drei Monate in extremer Lage mit hunderten Gästen funktionieren soll, geht’s natürlich um mehr. Da geht der Puls schneller, sagt die Hüttenwirtin Christine Denk, obwohl sie es ja nicht zum ersten Mal macht. Die Bestellliste muss vollständig sein. Was beim Flugtag vor 10 Tagen nicht bereitstand, das lässt sich oben nicht so leicht beschaffen. Ausgerechnet das Schankgas für die Bierzapfanlage hatte Christine Denk auf einer früheren Hütte schonmal im Tal gelassen.
Nur Glühbirnen und Gefrierbeutel hat sie diesmal vergessen, ansonsten hat alles bestens geklappt, auch dank vieler freiwilliger Helfer aus der Sektion und aus dem Tal. Denn das mache die Augsburger Hütte aus, dass auch die „Grinner“ und „Zammer“, also die Einheimischen aus den nahegelegenen Talorten, gern auf die Hütte kommen. Die Einheimischen beteiligen sich auch am Wegebau und viele der Handwerker kommen direkt vom Ort.
Eine Managerin als Hüttenwirtin
In den vergangenen Jahren ist Christine Denk heimisch geworden auf ihrer „Augsi“, der Augsburger Hütte, die von ihren Pächtern einiges abverlangt. 10 Tage vor dem Start in dieser Woche ist sie heraufgekommen, um nach und nach alles in Betrieb zu nehmen. Von der Photovoltaik, über das Wasserkraftwerk bis zur Einlagerung von 15 Tonnen Lebensmitteln und Material. Planung und Organisation sind die Paradedisziplin der Hüttenwirtin: Christine Denk arbeitet hautberuflich bei einer großen Unternehmensberatung. Und das Knowhow kann sie hier brauchen für ihre zweite Passion, die Hüttenbewirtschaftung. Sie muss aus den Bedingungen, die das Umfeld stellt, das Beste machen. Dazu zählt auch das Trocken-WC, denn Wasser ist hier oben ein rares Gut.
Herausforderung Trockentoilette
Einen halben Tag dauert allein die unappetitliche Aufgabe, mit einer Gartenschaufel die Hinterlassenschaften der Vorsaison aus einem engen Schacht auszuschaufeln. In Schutzanzügen und mit einem Stamperl Schnaps bewältigt sie das mit ihren Helferinnen und nimmt es als das, was es ist: eine notwendige Vorbereitung für den Betrieb. Mit dem verschwindenden Grinner Ferner verliert die Augsburger Hütte allmählich ihr sommerliches Wasserreservoir. Das Umweltgütesiegel der Hütte zeigt dabei, dass sie eh schon so naturnah wie möglich funktioniert. Wer diese Umstände kennt, wird den Aufenthalt hier oben noch viel höher schätzen.
Keine einfache Hütte
Das schnelle Geld macht auch eine Unternehmensberaterin hier nicht: die Höhenwege zählen zu den anspruchsvollsten der Nordalpen, die Wege sind weit, auch der Aufstieg aus dem Tal mit 1200 Höhenmetern kann als eigene Bergtour gelten. Aber genau das ist es, was Christine Denk wollte: keine einfache Hütte, sondern eine alpine, abgeschieden und autark. Rund 1200 Übernachtungen sagen alles: wer die vollen Hütten etwa am E5 leid ist, ist hier oben richtig.
Noch dazu stehen im Umfeld gleich mehrere der höchsten Gipfel der Nordalpen, Gatschkopf und Dawinkopf sind für geübte Wanderer erreichbar und zählen zu den am meisten missachteten großen Aussichtsgipfeln. Geprägt von der bizarren geologischen Gesteinsmixtur der Lechtaler Berge. Momentan ist diese Höhenstufe aber noch unzugänglich: bei einem ersten Versuch auf den Parseier, den großen Dreitausender über der Hütte, sind die Bergsteiger in dieser Woche bis zur Hüfte im Schnee eingesunken.
Der Start ist geglückt
Bis in den September geht das jetzt so ohne Ruhetag. Und es wird noch eine Menge passieren an größeren und kleineren Dingen. Die „Augsi“ zählt noch zu den Hütten, wo alle etwas näher zusammenrücken. Denn hier gelten eindeutig die Regeln des Hochgebirges. Und genau darin liegt die Herausforderung für die gelernte Managerin: den Betrieb unter diesen Bedingungen bestmöglich am Laufen zu halten.