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100. Folge "schlachthof" Satire, die von Herzen kommt

Das Team der Sendung "schlachthof" feiert die 100. Folge des Kabarettformats. Der Nachfolger von "Ottis Schlachthof" ist seit 2013 auf Sendung und hat Ottfried Fischers Konzept mit Michael Altinger und Christian Springer als Präsentationsduo und mit eigenen Akzenten fortgesetzt. In diesen fast elf Jahren ist ein ganz neuer Spirit entstanden und musste vieles gemeistert werden - nicht zuletzt die Pandemie, in der gerade das Kabarett zu ganz neuer Hochform auflief. 100 Mal "schlachthof" - wir blicken zurück und gratulieren herzlich zum Jubiläum.

Von: Julia Lange, Redaktion "schlachthof"

Stand: 25.01.2023 | Archiv

Die Moderatoren Michael Altinger und Christian Springer | Bild: BR/Martina Bogdahn

Ein Dienstag im Dezember 2022. Es ist später Nachmittag. In der Zenettistraße ist es ruhig, der Arbeitstag der umliegenden Händler geht zu Ende.

Im Wirtshaus im Schlachthof dagegen herrscht reges Treiben. Gerade sind die Proben zur 99. schlachthof-Sendung vorbei, im großen Saal geht das Arbeitslicht an. Im Wirtshaus nebenan wird die Heizung etwas höher gedreht, gleich werden sich hier alle einfinden für eine längere Abendpause vor der Aufzeichnung.

Michael Altinger und Christian Springer bitten das gesamte Team, noch einen Moment im Saal zu bleiben, bevor es in die Pause geht. Die Moderatoren bedanken sich für die tolle Zusammenarbeit und verteilen die legendären Confiserie-Pralinen aus Wasserburg, mittlerweile eine schlachthof-Advents-Tradition.

Auf eine Pralinensorte haben Michi und Christian diesmal ein Foto von sich drucken lassen. Wie die Altinger-Springer-Praline schmeckt? Beide grinsen. "Herb", sagt Michi Altinger mit gespielt finsterem Blick. "Mit harter Schale und einem ganz zarten, süßen Kern", fügt Christian Springer hinzu.

"Dass wir so weit gekommen sind, liegt vor allem am gegenseitigen Respekt. Der beginnt mit einfachen Umgangsformen und endet bei der konstruktiven Auseinandersetzung mit Fakten und der Meinung des anderen. Dieser Respekt paart sich mit einer Leichtigkeit und einer Spur Verrücktheit.
Und daraus entsteht dieser 'schlachthof', auf den ich jedes Mal sehr stolz bin."

Michael Altinger

Es ist die neunte schlachthof-Sendung in diesem Jahr und die 99. insgesamt. Ende Januar feiert der schlachthof sein Jubiläum: Die 100. Folge wird ausgestrahlt.

"Unglaublich, dass es die Sendung jetzt schon 100 Jahre gibt", bemerkt Autor Thomas Lienenlüke trocken, als alle Künster:innen und das Redaktionsteam sich im Wirtshaus an den großen, langen Tisch setzen. "So alt schauen wir ja eigentlich noch gar nicht aus", meint Michi Altinger und es dauert einen Moment, bis es auch beim Letzten durchsickert.

Ein neuer Anfang nach "Ottis Schlachthof"

Aus der Taufe gehoben wurde der schlachthof Anfang 2013 unter anderem von Christiane Preute, die auch schon den Vorgänger, die erfolgreiche Kabarettsendung "Ottis Schlachthof" redaktionell betreute. "Uns war es wichtig, einerseits etwas vom Geist von "Ottis Schlachthof" zu bewahren, andererseits das Konzept der Sendung so zu verändern, dass es eigenständig und frisch in die Zukunft gehen konnte", so Chris Preute, die von allen Künstler:innen und dem Team auch gerne als "das Herz der Sendung" bezeichnet wird und die zusammen mit dem Team viel Leidenschaft und Kraft in jede einzelne Folge steckt.

Nach nun bald 100 Sendungen kann man klar sagen: Es ist gelungen. Der schlachthof ist mittlerweile eine starke Marke innerhalb des BR. Mit hunderten Auftritten von Künstler:innen wie Luise Kinseher, Maxi Schafroth, Alfred Dorfer, Eva Karl Faltermeier und vielen mehr ist er zu einer wichtigen Plattform innerhalb der Kabarett- und Comedyszene geworden

Ottis Schlachthof

17 Jahre lang - von 1995 bis 2012 - war Ottfried "Otti" Fischer das Gesicht der Sendung, und machte den Schlachthof zu einer Institution. Er lud etablierte Kabarett-Kollegen, Nachwuchstalente sowie Politiker und Musiker ins Münchner Wirtshaus im Schlachthof an seinen Stammtisch. Für viele Künstler war der Schlachthof die perfekte Startrampe. So hatte unter anderem auch Michael Altinger hier einst seine ersten Fernsehauftritte. Nach 170 Folgen zwang Fischers Erkrankung ihn, "Ottis Schlachthof" zu beenden. 2013 übernahmen Michael Altinger und Christian Springer das Nachfolgeformat "schlachthof".

Herausforderung und Neuentwicklung durch Corona

Mit der Pandemie sah sich das schlachthof-Team vor völlig neue Herausforderungen gestellt. Von einem Tag auf den anderen konnte nicht mehr mit Publikum gedreht werden, selbst die Gäste, die sich bisher nach ihren Soloauftritten auf der Bühne immer an der schlachthof-Theke zum Talk eingefunden hatten, durften anfangs nicht mehr vor Ort sein. Kurzerhand wurde entschieden, aus der Livesendung eine Vor-Aufzeichnung zu machen und jeweils zwei Tage vor der Ausstrahlung zu drehen, um aktuell zu bleiben, aber trotzdem ausreichend Zeit für den (Remote-)Schnitt zu haben.

Aufzeichnung des Songs "Dahoam bleibn" im Frühling 2020

Die erste "Corona"-Sendung entstand komplett im Homeoffice-Modus: Für die Moderationen und eigenen Soli funktionierte Michi Altinger den Dachboden seines Hauses mit Mollton und ein paar Lampen zum Studio um, die Gäste schickten Soli aus ihren privaten Wohnzimmern, die Speisekammer wurde ebenfalls zum Set umfunktioniert. Es entstanden Szenen wie die mit dem viel geliebten Corona-Song "Dahoam bleibn". Dieser wurde mit Inbrunst vorgetragen – trotz der Asynchronität, die der improvisierten Lage geschuldet war.

In dieser Zeit wurde außerdem eine neue Rubrik geboren: die Zuspieler-Sketche.

Auch als die Aufzeichnung wieder vor Ort ohne Publikum stattfand, wurde an den Außen-Sketchen festgehalten, um den Zuschauer:innen eine optische Abwechslung zum großen leeren Saal zu bieten.

"Tausende von Stunden an der Seite von einem Kollegen: Das ist mehr als eine Sendung machen, das ist blindes Verstehen auf der Bühne, das ist Spaß, das ist Freundschaft."

Christian Springer

Gute Aussichten für die Zukunft

Leer ist der Saal nun glücklicherweise nicht mehr an den "schlachthof"-Tagen.

Ganze Horden strömen zum Eingang in der Zenettistraße. Der große Raum füllt sich schnell zur 99. Folge, alle wollen gute Plätze für die in eineinhalb Stunden startende Aufzeichnung. Im voll besetzten Saal wird gegessen, getrunken, gelacht.

Auch hinter den Kulissen wird nach der letzten Redaktionsbesprechung Kraft getankt. Es wird viel erzählt, alle tauschen sich aus über die letzte Zeit.

Und dann ist die Abendpause vorbei. Die Stimme des Regisseurs ertönt: "Meine Damen und Herren, hier kommen die Gastgeber des Abends: Michael Altinger und Christian Springer!" Das Publikum tobt, auch das gesamte Team jubelt und klatscht und man denkt - jedes Mal wieder: "Toll. Jetzt geht er los, der schlachthof."


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