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Making-of "schlachthof" Ein starkes Team

Der Kabarettklassiker "schlachthof" im BR Fernsehen macht Sommerpause. Zum saisonalen Abschied hat Alexandar Maier einen Blick hinter die Kulissen der Sendung geworfen und mit den Protagonisten vor und hinter der Kamera gesprochen.

Von: Alexandar Maier, Hospitant Redaktion Talk, Kabarett, Event

Stand: 08.07.2021 | Archiv

Von links: Michael Altinger und Christian Springer. | Bild: BR/Markus Konvalin

Vor den roten Backsteinwänden des Schlachthofs steht ein großer BR-Lkw gefüllt mit Requisiten und Kameramaterial. Techniker laden sämtliches Equipment in das Wirtshaus im Schlachthof, einer traditionell bayerischen Kulisse mit hoher Decke, die Wände verkleidet mit dunklem Holz und am Ende des Saals ein großer Tresen. Der Bayer würde dazu griabig oder urig sagen.

Das technische Equipment und Requisiten werden im blau-weißen LKW angeliefert.

Ein paar Schritte hinter dem weiß-blauen Lkw steht der Übertragungswagen. Hier sitzt später der Regisseur mit einem Bildmischer und den Bild- und Toningenieuren. Vier Kameras im Studio heißt vier Bildschirme im Ü-Wagen, die Regisseur Alfons Schön im Blick haben muss. Er gibt bei der Aufzeichnung Anweisungen, welche Bildausschnitte gebraucht werden und koordiniert die Kameras. Regieanweisungen werden per Funk in das Studio übertragen, wenn es größeren Klärungsbedarf gibt, huscht Alfons vom Ü-Wagen in den 50 Meter entfernten Saal im Schlachthof. Aber kurz von vorne, was und wer ist überhaupt der Schlachthof?

Kabarett im schlachthof - Von gestern bis heute

Der Erfinder von "Ottis Schlachthof", Ottfried Fischer

Seit 1995 produziert die Talk, Kabarett, Event(TKE-)-Redaktion des Bayerischen Rundfunks eine Kabarett-Reihe, welche im gleichnamigen Wirtshaus im Schlachthof aufgezeichnet wird. Bis einschließlich 2012 moderierte sie der Passauer Kabarettist Ottfried Fischer, der auch das Konzept entwickelt hatte: eine Mischung aus Auftritten und Gesprächen zu aktuellen Themen am kabarettistischen Stammtisch. Folgerichtig hieß die Sendung "Ottis Schlachthof". Nach 170 produzierten Sendungen verabschiedete sich Ottfried Fischer aus dem Schlachthof. Im Frühjahr 2013 übernahmen die beiden Kabarettisten Michael Altinger und Christian Springer das Ruder, die Sendung heißt seitdem nur noch "schlachthof". Bis das Coronavirus 2020 alles veränderte, wurde der "schlachthof" live mit Publikum gesendet und bis zu 250 Personen saßen eng beieinander auf den Bierbänken im Schlachthof-Saal, während Michael Altinger und Christian Springer mit ihren Gästen auftraten. Seitdem die Pandemie den Alltag bestimmt und Kulturstätten schließt, wird zwei Tage vor der Ausstrahlung aufgezeichnet. Zusätzlich gibt es jetzt auch szenische Zuspieler, bei denen die Kabarettisten an anderen Locations Sketche drehen.

Zurück zur aktuellen Sendung

Redaktionelle Mitarbeiterin Julia muss schnell reagieren.

Es ist Sommer, die Corona-Lage in München hat sich in den letzten Wochen entspannt, seit längerer Zeit ist heute die ganze Redaktion wieder vor Ort. Nachdem alle Anwesenden im Testzelt vor dem Wirtshaus auf Corona getestet wurden, fängt die letzte Vorbereitung der Sendung an. Gleich zu Beginn tippt die redaktionelle Mitarbeiterin Julia Lange etwas angespannt auf ihrem Laptop. Der Text von Django Asül, der heute zu Gast ist, hat sich kurzfristig geändert. Möglichst schnell muss sie den Text für den Teleprompter anpassen und neue Moderationskarten ausdrucken, damit alle Beteiligten auf dem gleichen Stand sind. Es gehört eher zur Regel als zur Ausnahme, dass kurz vor Aufzeichnung Textpassagen geändert werden müssen, erklärt Julia Lange. Dies liegt oft an Meldungen, die so brisant sind, dass sie nicht ignoriert werden können. Für die Redaktion heißt das, schnell und flexibel zu agieren.

Stärkung auf gut bayerisch

Es ist schon fast ein Ritual. Nachdem die Technik steht und kurz vor der Regiebesprechung gibt es Leberkäs-Semmeln von der um die Ecke liegenden Metzgerei. Warum das solch eine Tradition hat, wird mit der einfachen und plausiblen Antwort "Sie schmecken sehr gut und die Leute haben Hunger" geklärt. Michael Altinger ist fertig mit der Probe seines Solos und setzt sich noch einmal in den Biergarten. Im Interview spricht der Moderator über die Arbeit innerhalb der Redaktion und wie er sich an einem Drehtag fühlt:

Die Woche vor der Sendung

Autor Thomas Lienenlüke und Producerin Chris Preute

Doch, bevor Texte auf der Bühne geprobt werden, müssen diese erst geschrieben werden. Eine Woche vor der Aufzeichnung werden in einer Themensitzung alle aktuellen Themen aus Politik und Gesellschaft hinsichtlich ihrer Relevanz und Verwertbarkeit in der Sendung besprochen. Dabei entstehen viele kreative und lustige Ideen. Aus den Ergebnissen erstellt Producerin Chris ein erstes Drehbuch mit allen Elementen der Sendung und dem Ablauf. Dieses wird wie beim Ping Pong im Zusammenspiel von Autor, Moderatoren und Redaktion weiterbearbeitet und hin- und hergeschickt. Auch die vier Zuspieler, die zwischen den Auftritten der Künstler eingespielt werden, wurden in den beiden vergangenen Tagen gedreht. "Heute ernten wir die Früchte unserer Arbeit", fasst Producerin Chris Preute die arbeitsintensive Woche vor der Aufzeichnung zusammen.

Thomas Lienenlüke ist als Autor einer der drei kreativen Köpfe der Sendung und unterstützt die beiden Moderatoren beim Schreiben der Texte und Gags. Ihm ist ein Großteil des Inhalts der Sendung zu verdanken, wobei er normalerweise selbst nicht vor der Kamera steht. Er macht eine kleine Ausnahme und erklärt, wie humoristische Texte entstehen und wann für ihn der angespannteste Punkt bei der Aufzeichnung ist.

Aufnahme!

Die Maskenbildnerin legt zum letzten Mal Hand an.

Alle sind auf Position. Regisseur Alfons im Ü-Wagen, Producerin Chris mit Autor Thomas am Kontrolltisch samt Monitor plus Funkverbindung zu Alfons und die Moderatoren Michael und Christian auf der Bühne. Das Intro der Sendung hallt durch das Wirtshaus. Action! Oder doch nicht? Moderator Michael entdeckt ein Loch in seiner Jeans. Die Kostümbildnerin eilt mit ihm in die Maske und sucht die Ersatzhose.

Bildmischer im Ü-Wagen

Jetzt aber! Action! Die Aufzeichnung läuft größtenteils problemlos ab. Der Regisseur kommt zwischen den einzelnen Sequenzen von seinem Ü-Wagen in das in ein Studio umgebaute Wirtshaus. Er bespricht mit der Producerin und dem Autor den nächsten Aufzeichnungsblock, diese geben den Künstlern noch ein kurzes Briefing, wie es weitergeht. Nach knapp zwei Stunden ist die am Ende 45-minütige Sendung fertig aufgezeichnet.

In der BR Mediathek können Sie sich die letzte schlachthof-Sendung anschauen.


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