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Frischer Wind Mut für Neues bei Bayern 3

Mehr aktuelle Hits, Newcomer-Bands, Unterhaltung und Informationen, auch auf digitalen Abspielwegen: Bayern 3 steuert einen neuen Kurs an. Programmchef Thomas Linke-Weiser erklärt, wohin die Reise geht

Von: Daniela Wartelsteiner

Stand: 11.03.2016

Thomas Linke-Weiser | Bild: BR/Markus Konvalin

Bei Bayern 3 ist vieles seit Monaten im Umbruch: Schritt für Schritt haben die Macher neue Sendungen wie "Bayern 3 Puls" und eine neue Homepage kreiert, junge Moderatoren an Bord geholt, den Musikmix und die Redaktionsstruktur geändert, um besser auf die digitalen Herausforderungen reagieren zu können. Ein langer Weg – der nicht immer leicht ist: Die Mitarbeiter des Senders müssen dabei Mut beweisen und manchen Sturm aushalten, um ihrem Ziel näherzukommen. Wie das genau aussieht und was die Hörer sonst noch erwartet, darüber hat das BR-Magazin mit dem Programmchef Thomas Linke-Weiser gesprochen:

BR-Magazin: Herr Linke-Weiser, wie ist nun der Stand der Dinge bei Bayern 3?

Thomas Linke-Weiser: Wir verändern uns gerade – und das tut auch gut. Bayern 3 war immer das jüngste Programm des BR. In den vergangenen Jahren sind wir aber mit unserem Publikum älter geworden. Das wäre auf Dauer nicht mehr gut gegangen, denn wir sehen uns in der Verantwortung, junge Menschen an öffentlich-rechtliche Angebote heranzuführen. Und Bayern 3 ist das einzige UKW-Programm im BR, das hauptsächlich Menschen unter 40 Jahren anspricht. Wir wollen vorwärtsgehen: moderner, frischer, multimedialer – mit Angeboten auf verschiedenen Plattformen. Also eine junge Erlebniswelt rund um das Radioangebot von Bayern 3: onair, online, vor Ort. 

Wie schaut dabei der Workflow aus?

Grundsätzlich geht es um Themen, die die Menschen in Bayern bewegen, die einen hohen Gesprächswert haben. Dabei entscheiden wir jeweils, für welche Ausspielwege sie geeignet sind, ob für Radio, Facebook oder online. Oder wir experimentieren mit Instagram und Snapchat. Daneben präsentieren wir und veranstalten Konzerte und Events vor Ort.

Wie behauptet sich Bayern 3 gegen digitale Medien?

Mit Google, Apple und Co haben wir eine globale Konkurrenz, die uns in vielen Dingen weit voraus ist. Aber wir haben zwei unschätzbare Vorteile. Das eine ist unsere Regionalität: Apple und Google wissen nicht, was das Leben in Bayern ausmacht – wir schon. Das zweite sind unsere Persönlichkeiten: Wir haben nicht nur eine Spotify-Playlist, sondern Menschen, die am Mikrofon unverwechselbar sind. Sie wissen, was den Leuten am Herzen liegt, sie sprechen ihre Sprache – egal ob bekannte Moderatoren wie "Die Frühaufdreher", Matuschke oder neue Talente wie Sebastian Winkler, Sascha Seelemann, Jacqueline Belle oder Michael Schulte. Das ist unsere Zukunftssicherung: Talente entdecken und fördern.

Was hat sich bei der Musik getan?

Auf Bayern 3 gibt es mehr Songs von neuen Bands, weniger Titel aus den 80er-Jahren. Wenn man sich 35-Jährige vorstellt, die in den 90er-Jahren groß geworden sind: In der Zeit haben sie das erste Mal geknutscht, den Führerschein gemacht und vielleicht das erste Mal Bayern 3 im Radio eingestellt. Deshalb ist einerseits die 90er-Jahre Musik wichtig, andererseits aber auch die ganz aktuellen Hits, weil wir merken, dass eine große Offenheit bei den Hörern für neue Titel herrscht. Das hat sicher damit zu tun, dass Musik über YouTube, Spotify oder iTunes für jeden jederzeit und überall verfügbar ist. Die Masse an Neuerscheinungen kann kaum noch jemand überblicken. Wir sehen uns deshalb eher als Lotsen, die eine Vorauswahl anbieten.

Was passiert mit den Informationen und Nachrichten im Programm?

Wenn "breaking news" passieren, dann wollen die Menschen von uns informiert werden, das ist klar. Dann schaffen wir so viel Platz wie nötig. Das war bei den Terroranschlägen in Paris so oder beim Zugunglück in Bad Aibling. Dabei ist es egal, ob das ein Freitagabend, Wochenende oder Faschingsdienstag ist. Da müssen wir reagieren, denn die Menschen vertrauen uns, wir haben eine hohe Glaubwürdigkeit. Da ist es für uns extrem wichtig, Fakten zu liefern, einzuordnen und verschiedene Perspektiven zu zeigen. Gerade wenn die Medien so unter Beschuss stehen, müssen wir so objektiv wie möglich berichten. Diese Nachrichtenkompetenz ist ein hohes Gut, das wir hegen, pflegen und bewahren müssen.

Welche Events stehen bei Bayern 3 an?

Wir setzen mehr auf solche, die sich an junge, erlebnisorientierte Menschen richten. Wir haben zum Beispiel im Herbst eine Clubtour organisiert. Die steht dieses Jahr wieder an, genauso wie das Bayern 3-Partyschiff und die -Pistenparty. Kernbestandteil bleibt natürlich das Bayern 3-Dorffest: Für Menschen von Jung bis Alt ist es ein Riesenerlebnis – zuletzt mit 65.000 Menschen! Es ist die größte Veranstaltung in Bayern, wir wollen damit den ganzen Freistaat einbinden. Aber wir sind auch offen für neue Ideen. Also wenn jemand eine hat, dann soll er sich gern bei uns melden.

Und welche Ziele hat Bayern 3 noch?

Wir wollen noch schneller und besser werden. Vor zehn Jahren war Facebook nichts, vor fünf Jahren war WhatsApp nichts und vor einem Jahr hat niemand über Snapchat gesprochen. Es geht vor allem um Flexibilität bei Plattformen, die kommen und gehen. Als junge Traditionsmarke müssen wir uns darauf einstellen, dass wir schnell auf digitale Herausforderungen reagieren können, ohne dabei unsere Identität aufs Spiel zu setzen.


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