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Moni's Grill Franz Xaver Bogners Fernseh-Experiment

Der Münchner Kultregisseur wagt sich auf unbekanntes Terrain: Mit einer Mischung aus Serie und Talkshow lotet er in "Moni’s Grill" die Grenzen zwischen Fiktion und Realität aus

Von: Katharina Mutz

Stand: 31.08.2016

Von links: Sarah Camp (als Christa Schweiger), Monika Gruber (als Moni Schweiger) und Christine Neubauer (als Toni Schweiger) | Bild: BR/Günther Reisp

Hella von Sinnen stapft über den Münchner Viktualienmarkt, betritt zielstrebig ein Restaurant und wird dort gleich begrüßt. "Toni, schau mal, wen ich da habe", ruft Monika Gruber alias Moni Schweiger zu Christine Neubauer rüber, die mit Schürze und Kopfschutz in der Küche herumwerkelt. "Hallo Schätzelein!", quietscht Hella, und Gruber freut sich: "Schön, dass d’ wieder da bist. Musst öfter kommen."

Alles klar, denkt man sich als Zuschauer: Schauspielerin Christine Neubauer und Kabarettistin Monika Gruber führen definitiv kein gemeinsames Restaurant am Viktualienmarkt. Also ist das Ganze irgendein Film oder eine Serie. Nur komisch, dass alle Hella von Sinnen mit ihrem echten Namen ansprechen und mit ihr über ihre Fernsehkarriere reden. Auch ansonsten ist die Kölner Ulknudel ganz sie selbst. Als Monika Gruber ihr sagt, wie schlank sie geworden sei, kontert Hella: "Ich hab wieder Sex!", und grinst.

Was ist das hier? Fiktion oder Realität?

Beides, sagt Regisseur Franz Xaver Bogner, der Mitte der 80er-Jahre mit der Serie "Irgendwie und Sowieso" Kultstatus erreichte und zuletzt mit "München 7" und "Der Kaiser von Schexing" Erfolge feierte. In seiner neuen Serie "Moni’s Grill", die ab dem 22. September im Ersten und ab dem 23. September im BR Fernsehen läuft, habe er die beiden beliebtesten Formate des deutschen Fernsehens kombinieren wollen, erklärt Bogner: Serie und Talk.

Und so erzählt "Moni’s Grill" einerseits die Geschichte der Wirtsschwestern Moni und Toni, die zusammen mit ihren zwei Kindern und ihrer Mutter (Sarah Camp) die Schwierigkeiten des Alltags meistern. Andererseits plaudert Monika Gruber in ihrer Rolle als Restaurantbesitzerin Moni in jeder Folge mit einem prominenten Gast. Nach Hella von Sinnen besuchen das Grillrestaurant am Viktualienmarkt unter anderem Moderatorin Sonya Krauss, die Schauspieler Elmar und Fritz Wepper und der Komiker Wigald Boning. Zwei Drittel Fiktion, ein Drittel Talk – das ist das Rezept der insgesamt sieben je 30-minütigen Folgen.

"Ich wollte einfach mal ausprobieren, Realität und Fiktion zu mischen. Das Reizvolle ist, dass beide gegeneinander stehen – und sich doch da und dort ergänzen."

Franz Xaver Bogner.

Etwa, wenn Hella von Sinnen und die Wepper-Brüder nicht nur talken, sondern auch in den fiktiven Teil eingebunden werden. Bogner spielt ganz bewusst damit, dass die Grenzen verschwimmen: "Wenn man sich die Serie anschaut, glaubt man, dass der Talk real ist. Aber im Grunde ist er das nicht: Schließlich erzählen die prominenten Gäste auch immer Geschichten – und zwar nur solche, die sie gerne erzählen."

Schlaflose Nächte für Monika Gruber

Ein Experiment sei das Ganze gewesen, sagen Regisseur und die beiden Hauptdarstellerinnen unisono. Christine Neubauer spricht gar von einem "neuen Kapitel der Fernsehgeschichte". Es sei schon ein Wagnis gewesen mitzumachen, "aber ich vertraue dem Franz." Monika Gruber erzählt, dass es für sie eine Herausforderung gewesen sei, plötzlich in die Rolle einer Talkmasterin zu schlüpfen. "Ich war vorher sehr nervös. Die Sendung hat mich einige schlaflose Nächte gekostet," sagt Monika Gruber. Auch für Regisseur Bogner waren die Talkelemente ungewohntes Terrain. "Wir hatten einen Raum mit drei Kameras, in dem Monika jeweils 70 bis 80 Minuten lang ein Gespräch geführt hat. Was hinterher dabei herauskommen würde, wussten weder sie noch ich."

Aus den langen Interviews sind am Ende pro Folge rund zehn Minuten Plauderei geworden. Monika Gruber klingt immer noch überrascht, wenn sie davon erzählt, wie organisch sich die Gespräche entwickelt hätten. So sei Sonya Krauss tatsächlich in München gewesen, um mit ihrem Anwalt ein Testament und eine Patientenverfügung aufzusetzen. „Also haben wir über die Misslichkeiten des Älterwerdens gesprochen. Das lief ganz assoziativ – so als würde man gerade mit einer Freundin plaudern.“

Fast zu privat fürs Fernsehen

Die entstandenen Gespräche sind deshalb oft sehr persönlich, manche für Grubers Geschmack schon fast zu persönlich.

Beim Talk von Moni's Grill: Hella von Sinnen quatscht mit Monika Gruber alias Moni Schweiger

Hella von Sinnen fragt Gruber in der ersten Folge etwa nach ihrer Periode. "Und das war nicht mal das Intimste", erzählt Gruber. "Die Kameramänner haben jedenfalls ihr gynäkologisches Fachwissen aufgefrischt." Natürlich habe sie darüber nicht unbedingt reden wollen, sagt sie lachend. Aber: "Ich hoffe einfach, dass die Zuschauer denken: Das ist ja sowieso ein geschriebener Dialog, das ist nicht die Gruber."


Regisseur Franz Xaver Bogner sagt, es gebe niemanden, der neugieriger auf die Reaktionen des Publikums sei als er selbst. "Am liebsten wäre es mir, wenn die Leute sich fragen würden: ‚Hey, was war jetzt das?‘"


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