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Interview Peter Dijkstra über Händels "Messias"

Mit klassischer Musik in den Advent starten: Das bringt etwas Ruhe und Besinnung in eine Zeit, die für manche Menschen eher hektisch als gemütlich ist. Dirigent Peter Dijkstra genießt diese Zeit ganz besonders - und verbringt sie auch ganz bewusst mit seinen Kindern, wie er im Gespräch erzählt.

Von: Dr. Felicia Englmann

Stand: 11.11.2014

Feurig: Lichteffekte unterstreichen die Aussage der Musik, wenn der Chor im Herkulessaal singt. | Bild: BR/Klaus Fleckstein

Der Chor des Bayerischen Rundfunks führt zusammen mit dem Genter Barock-Ensemble B’Rock den "Messias" von Georg Friedrich Händel auf. Solisten sind Julia Doyle (Sopran), Iestyn Davies (Countertenor), Steve Davislim (Tenor) und Neal Davie (Bassbariton). Peter Dijkstra, der künstlerische Leiter des Chors, dirigiert. Der Herkulessaal der Residenz wird für den festlichen Anlass besonders illuminiert, Lichteffekte begleiten und betonen jede Passage. Das Lichtkonzept stammt von Charly Pauly, der schon das "Weihnachtsoratorium" und die "Matthäuspassion" des BR-Chors beeindruckend in Szene gesetzt hat. Wie diese beiden barocken Highlights wird auch der "Messias" für das Fernsehen aufgezeichnet.

Das Oratorium erzählt von Geburt, Leben und Sterben Christi. Der Komponist Händel und sein Librettist Charles Jennens  verwendeten dazu Texte aus der englischsprachigen St. -James-Bibel. Das Werk wurde im Jahr 1742 in Dublin uraufgeführt und begeistert seither die Zuhörer – nicht nur zur Oster- und Weihnachtszeit. Die Münchner Aufführung mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks ist in englischer Originalsprache.

HD-Livestream und Übertragung im Radio


Das Konzert vom 29. November, dem Vorabend des 1. Advents, wird live im Radio auf BR-Klassik übertragen und ist im Internet als Livestream mit Bewegtbild in HD-Qualität zu sehen – so kann jeder von zu Hause aus die Illuminationen genießen und sich mit dem "Messias" auf den Advent einstimmen.

Dirigent Peter Dijkstra verrät im Interview mit dem BR-Magazin, was ihm im Advent wichtig ist, warum festliche Musik gerade jetzt so gerne gehört wird – und natürlich, was ihm der "Messias" bedeutet.

BR-Magazin: Welche Botschaft hat Händels "Messias" in der Vorweihnachtszeit für die Konzertbesucher?

Peter Dijkstra: Viele Menschen denken, Händels Messias wäre ein typisches Weihnachtsstück, aber da täuscht man sich. Auch wenn das Werk fast ausschließlich zu Weihnachten aufgeführt wird, wäre es angebracht, dieses Oratorium das ganze Jahr aufzuführen, genauso wie die anderen großen Oratorien Händels. Das Werk behandelt nämlich generell das Leben und Wirken Jesu in unterschiedlichen Stadien in 3 Teilen: Teil 1 Verkündung der Geburt Christi und die damit verbundene Hoffnung für die Menschheit, Teil 2 Christi Leide und die Verbreitung des Evangeliums in der Welt, Teil 3 Auferstehung und Glaubensbekenntnis mit dem Erlösungsgedanken. In diesem Sinne verbindet das Werk die Gedanken und Gefühle der Vorweihnachtszeit mit dem Leben und Leiden Christi.

Welche Stelle im "Messias" berührt Sie besonders?

Es gibt sehr viele schöne Stellen im Werk, die mich berühren. Besonders schön finde ich die vielen Arien für Sopran, die Händel geschaffen hat: "Rejoice greatly" im ersten Teil zum Beispiel hat einen unglaublichen Esprit, oder "I know that my redeemer liveth" am Anfang des dritten Teiles mit seiner  himmlischen E-dur-Tonalität -  eine Überraschung, als komme diese aus dem Himmel!

Mit welchem Gefühl möchten Sie, dass die Zuhörer nach dem Konzert nach Hause gehen?

Darüber mache ich mir keine Gedanken -  und ich möchte die Zuhörer auch nicht bevormunden. Ich denke, jeder Konzertbesucher sollte sich darüber selbst Gedanken machen oder einfach ein schönes, vorweihnachtliches Konzert erleben, je nachdem wie man sich fühlt und was man erwartet.

Warum, denken Sie, hören die Menschen zur Advents- und Weihnachtszeit so gerne klassische Musik?

Diese schöne Zeit ist auch eine Zeit der Besinnung: Das Jahr geht zu Ende, die Tage werden kürzer, man kommt vielleicht etwas zu Ruhe, auch wenn man vielleicht gleichzeitig im Einkaufsstress ist … Ich denke, man kann in der Weihnachtszeit vieles von dieser wunderschönen Geschichte in sein eigenes Leben mitnehmen und auch für sich übersetzen. Man sucht eine gewisse Geborgenheit und Wärme, wenn die Tage kürzer werden, und Musik schafft diese Atmosphäre unmittelbar.

Was gehört für Sie zur Adventsstimmung außer Musik unbedingt dazu?

Einen Weihnachtsbaum mit meinen Kindern auswählen und absägen, Geschenke für Weihnachten ausdenken, Zeit mit meiner Familie verbringen und natürlich viele Plätzchen essen. 

Haben Sie ein persönliches Lieblings-Weihnachtslied?

Mein persönlicher Favorit ist ein Englischer Carol: "Away in a Manger", arrangiert von David Willcocks.


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