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daheimfeiern - 50 Jahre Sigmund Gottlieb

Der Journalist ist seit 1995 Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens. Gottlieb moderiert die "Münchner Talkrunde" oder aktuelle "Brennpunkt"-Sendungen in der ARD und ist Kommentator in den "Tagesthemen".

Stand: 22.09.2014

Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens Sigmund Gottlieb | Bild: BR/Foto Sessner

BR-Magazin: Was war für Sie der bewegendste Augenblick?

Zwei besonders bewegende Erlebnisse haben sich tief in mein Gedächtnis eingegraben:

Anfang April 2005 sind wir unmittelbar nach dem Tod von Papst Johannes Paul II nach Rom gereist. Der verstorbene Papst lag im Petersdom aufgebahrt und ich hatte kurz vor unserem ARD-Brennpunkt aus Rom noch Gelegenheit, ihn zu sehen. Noch im Tod strahlte sein Antlitz eine extreme Kraft und Präsenz aus. Dies hat mich sehr beeindruckt, auch später noch, als ich den Brennpunkt moderierte.

Das zweite bewegende Erlebnis war die Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises für die Berichterstattung des für diese Region zuständigen Bayerischen Fernsehens über den Kosovo-Krieg. Das liegt nun auch schon 15 Jahre zurück, aber der Preis-Panther grüßt mich täglich im Büro.

Die größte Panne?

In die "Münchner Runde" hatte ich einmal Peter Rappenglück eingeladen, den einstigen Pfarrer von "dahoam is dahoam". Es gibt Namen, die bleiben einem einfach nicht im Gedächtnis. In diesem Fall war es so: Rappenglück fiel mir nicht mehr ein, und so behalf ich mich mit einem naheliegenden Ersatz: Ich sprach Herrn Rappenglück in seiner Schauspieler-Rolle an: "Herr Pfarrer …" Bis zum Ende der Sendung hatte sich mein Gast an diese besondere Anrede gewöhnt.

Was ist Ihre Lieblingssendung?

Meine Lieblingssendung ist die "Rundschau". Das hat nichts damit zu tun, dass ich für diese Sendung verantwortlich bin, sondern weil dieses aktuelle Format einen klugen, von den Menschen sehr geschätzten Informationsbogen von Bayern in die Welt spannt. Ein in München lebender Amerikaner hat mir einmal gesagt, wenn er die "Rundschau" im Bayerischen Fernsehen gesehen habe, sei er über alles informiert. Er habe nicht das Gefühl, etwas zu versäumen, wenn er danach keine andere Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen mehr sehe.

Was hat Sie besonders beeindruckt?

Beeindruckend finde ich zwei Perspektiven in Richtung 'Ausland': Ich kenne keinen anderen Sender, der mit seinen Auslandsstudios für so viele Krisenregionen zuständig ist. Und ich kenne keinen anderen Sender, der so schnell und professionell auf die damit verbundenen Herausforderungen reagiert.

Die andere Perspektive richtet sich auf den großen alten Mann des internationalen Erklär-Journalismus, Peter Scholl-Latour, der vor kurzem verstorben ist. Oft hatte ich ihn zu Gast, in der "Münchner Runde" zum Beispiel, auch privat bin ich ihm immer wieder begegnet. Er war mein journalistisches Vorbild. Das Wissen und die Haltung dieses publizistischen Solitärs haben mich stets tief beeindruckt.


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