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Die Brücke Stadtgründung München: Brannte die Brücke?

14. Juni 1158, Kaiser Barbarossa bestätigt im "Augsburger Schied" den Markt Munichen - die offizielle Geburtsstunde Münchens. Voraus geht ein "heißer Streit" um eine brennende Brücke bei Föhring. Doch stimmt das wirklich? Münchner Historiker bestreiten den Brückenbrand.

Author: Maximilian Burkhart

Published at: 4-4-2012 | Archiv

Ausschnitt eines Gemäldes. 1996 zur Freisinger 1000-Jahr-Feier gezeigt. | Bild: picture-alliance/dpa

Mittelalterliches Deutsches Reich, Mitte des 12. Jahrhunderts: Die Situation ist angespannt, und sie kommt Kaiser Friedrich I. - genannt Barbarossa - äußerst ungelegen. Der Papst und die oberitalienischen Städte fordern den Kaiser heraus. Hier will er endlich aufräumen, da kann er Familienkrach gar nicht gebrauchen. Doch sein Onkel und sein Cousin liegen im Zwist um eine Brücke über die reißende Isar. Der Streit eskaliert, die Brücke brennt.

Was ist Ursache, was Folge

Heinrich der Löwe als Gemälde.

Heinrich der Löwe befiehlt, so erzählt es die Legende, nächtens die Brücke von Föhring abzubrennen, um den einträglichen Salzhandel über seine Konkurrenzbrücke zu leiten. Schließlich lässt sich Heinrich der Löwe von Barbarossa am 14. Juni 1158 das Marktrecht im "Augsburger Schied" verbriefen. Der Cousin des Kaisers gründet damit, so lernt man das in der Schule, die Stadt München. Das Nachsehen hat Barbarossas Onkel, Bischof Otto von Freising.

Doch wann brennt die Brücke genau? Darüber geben die Quellen nichts her. Noch nicht einmal das Jahr ist bekannt. Es könnte durchaus sein, so der Münchner Historiker Dr. Lorenz Maier, dass die Brücke erst nach 1158 in Flammen aufgeht. Der "Augsburger Schied" wäre dann nicht Ergebnis des Brückenbrandes, sondern seine Ursache.

Vielleicht hat die Brücke aber auch gar nicht gebrannt. Dr. Hubertus Seibert führt die Lehrmeinung auf einen Übersetzungsfehler der Urkunde von 1158 zurück und folgert: "Die Erwähnung des Brandes in der Kaiserurkunde von 1180 könnte auch der Versuch des Freisinger Bischofs sein, die Gründung Münchens und die Zerstörung seines Marktes Föhring rückgängig zu machen."

Wer regiert Bayern?

Die politische Lage in Bayern ist kompliziert im 12. Jahrhundert. Heinrich der Stolze regiert als Herzog von Bayern, aber nur bis 1138. Der machtbewusste Welfe unterliegt in der Königswahl, verhält sich renitent und wird geächtet. Die Herzogswürde von Bayern geht an die Babenberger. Doch bereits 1156 bekommt sie der Welfe Heinrich der Löwe von Friedrich Barbarossa zurück.

Eine Steinstatue von Friedrich I., auch bekannt als Barbarossa.

Zum Ausgleich für den Verzicht erhalten die Babenberger 1156 die Herzogswürde für Österreich. In Freising sind das Münz-, Markt- und Zollrecht, drei wichtige Privilegien und vor allem Einnahmequellen im Mittelalter, in der Hand des Babenbergers Otto. Dieses Recht ist jedoch nicht verbrieft für die Brücke in Föhring. "Heinrich hat ihm auf die Finger geklopft", erläutert der Leiter des Münchner Stadtarchivs Dr. Richard Bauer, "und diese Position wieder korrigiert."

Die Brücke gehört dem Bischof

Im Zentrum des Konfliktes steht die Gründung des Marktes München, sind sich die Münchner Historiker einig. Bemerkenswert ist, dass es zu keiner Fehde kommt. Vielmehr verständigen sich die Parteien auf einen Vergleich. Die Brücke von München und ihre Einnahmen aber gehören dem Bischof von Freising ganz alleine - bis Anfang des 20. Jahrhunderts.

Dem rotbärtigen Kaiser Friedrich verschafft der Kompromiss von Augsburg zwar Ruhe in der Heimat, Glück in Italien hat er aber trotzdem nicht.


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