Religion & Orientierung - STATIONEN


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Erben und Sterben Vom Totengräber zum Dienstleister

Manchmal kündigt er sich lange an, manchmal kommt er ganz plötzlich: der Tod. Nichts ist so sicher, nichts macht die Menschen gleicher. Trotzdem ein Thema, über das die meisten nicht gerne sprechen, geschweige denn, es zu ihrem Beruf machen. STATIONEN stellt Menschen vor, für die der Tod kein Tabu ist, sondern zum Leben gehört - auf ganz unterschiedliche Weise.

Von: Elisabeth Möst

Stand: 07.09.2020

Moderator Benedikt Schregle (links) bei einem Ausbildungslehrgang für Bestatter und Bestatterinnen in Münnerstadt. | Bild: BR/Elisabeth Möst

Sie hämmern, tackern und sägen - zehn junge Leute im Berufausbildungszentrum für Bestatter im unterfränkischen Münnerstadt. Unter ihnen: Pia Hardt, 21 Jahre alt und Phillipp Laabs, 19. Sie haben gerade Unterricht im Fach Sargausstattung. Was bringt junge Menschen dazu, Bestatter zu werden? Pia habe sich schon immer für das Thema Sterben interessiert, sagt sie, räumt aber ein, dass das schon eher ungewöhnlich sei. Für sie sei das Reizvolle wie abwechslungsreich der Beruf sei. Phillipps Eltern sind Pastoren: "Da war Tod und Sterben oft ein Gesprächsthema und der beste Freund von meinem Vater ist Bestatter". Nach einem Praktikum hat er sich dann für die Berufsausbildung entschieden.

Einziger Lehrfriedhof Deutschlands

Bestatter ist kein geschützter Beruf, im Prinzip kann jeder die Dienste rund ums Sterben anbieten, was teilweise auch für einen zweifelhaften Ruf der Branche gesorgt hat. Erst seit dem Jahr 2003 ist der Beruf "Bestattungsfachkraft" ein bundesweit einheitlich geregelter Ausbildungsberuf. In Münnerstadt befindet sich nicht nur der einzige Lehrfriedhof Deutschlands, sondern das Berufsausbildungszentrum für Bestatter. Jedes Jahr lassen sich dort rund 500 Männer und Frauen aus- und fortbilden. Inzwischen wählen auch viele Frauen diesen Beruf, denn er fordert viel Einfühlungsvermögen in der Betreuung und Beratung der Angehörigen in einer sensiblen und oft krisenhaften Situation, erklärt Rosina Eckert, bis Juli die Leiterin des Berufsausbildungszentrums. Sie findet gut, dass es immer mehr Bestatterinnen gibt, die nicht nur die Büroarbeit erledigen, sondern auch auf dem Friedhof sichtbar sind.

Einfühlsame Berater in schweren Stunden

Das Berufsbild habe sich sehr gewandelt, erklärt Eckert. Die Aufgaben gehen weit über die eigentliche Bestattung hinaus. Inzwischen gehört auch sehr viel Dienstleistung dazu: Von der Überführung und hygienischen Versorgung eines Verstorbenen über die Organisation der Trauerfeier und Erledigung der Formalitäten bis zu Trauerreden und Dekoration. Pia Hardt ist es ein besonderes Anliegen, die Angehörigen gut zu beraten und zu begleiten. "Die Balance zwischen professioneller Distanz und emotionaler Nähe", das ist die Herausforderung für Philipp Laabs. Sich die Trauer nicht zu eigen zu machen, aber auch nicht zu viel Abstand zu haben und kalt zu wirken.

Vorbereiten auf den Tod

Ein Rat der Bestatter-Auszubildenden: sich zu guten und gesunden Zeiten mit dem Tod zu beschäftigen. Es sei eine große Erleichterung für Angehörige, wenn sie wissen, wie sich ihre Lieben ihre Bestattung vorstellen, wenn sie äußern, wo sie begraben werden möchten oder ob sie eine Feuerbestattung wünschen. Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Testament - wenn alles zu Lebzeiten besprochen und geregelt wird, ist es höchst wahrscheinlich, dass der letzte Wille eines Verstorbenen dann auch erfüllt werden kann.

Themen der Sendung:

  • Vorbereitung auf den Tod. Von Iris Tsakiridis
  • Nonne gegen Erbschleicherei. Von Thomas Hauswald
  • Sakrale Erbstücke. Von Elisabeth Tyroller

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