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Bayern genießen Draußen - Bayern genießen im Juni

Draußen - wer das nicht genießen kann, ist zu bedauern. Draußen, das zieht jeden an. Wir haben in dieser Bayern genießen-Sendung jede Menge Argumente zusammengetragen, das Draußen zu genießen…

Von: Gerald Huber

Stand: 27.05.2019 | Archiv

Hier unsere Genuss-Themen aus den bayerischen Regionen rund ums Motto "draußen"

Oberbayern: Draußen und drin: Das Gartenhäusl. Von Angela Braun
Niederbayern: Draußen und IN: Das Mooser Pfingstfest der Grafen Arco. Von Harald Mitterer
Oberpfalz: Draußen am Denkmal: Frühsommer an der Walhalla. Von Angelika Schüdel
Oberfranken: Draußen mit Humboldt: Das Genussfest im Schlosspark Goldkronach. Von Anja Bischof
Mittelfranken: Draußen beim Spiel: Petanque in Nürnberg. Von Ilona Hörath
Unterfranken: Draußen beim Schlafen: Waldtrekking im Steigerwald. Von Norbert Steiche
Schwaben: Draußen am Blühen: Holunder in Schwaben. Von Barbara Leinfelder

Waldtrekking

Das Leben kommt von außen. Und alles was man dazu braucht, findet und holt sich der Urmensch von außerhalb der Wohnhöhle. Das, was man hat, ist in, an, ein. Das, was man sich erst aneignen will oder muss, ist aus, draußen. Insofern bildet unsere Sprache die Bipolarität unserer Lebensbedürfnisse ab: Wir alle brauchen ein Haus, ein Zuhause. Und wenn wir das haben, möchten wir hinaus. Das ist halt unsere Natur. Und deswegen gibt es für manche keine schönere Vorstellung, als für eine gewisse Zeit ganz auf das Haus zu verzichten und nach Draußen zu gehen. Nicht bloß tagsüber, sondern auch nachts. Draußen zu übernachten. Beim Waldtrekking, zum Beispiel im Steigerwald, im Spessart oder im Frankenwald, kann man das ausprobieren.

Holunder

Im Juni ist die große Zeit, in der Frau Holle draußen wieder ihre Betten schüttelt und weiße Flocken wie Bettfedern übers Land rieseln. Sie haben richtig gelesen: Gemeint sind damit gar nicht die winterlichen Schneeflocken, sondern die Blütenflocken des Hollers, Holders oder Holunders, die jetzt überall durch die Luft wehen. Im Namen des Strauchs, vor dem man bekanntlich seinen Hut ziehen soll, weil er so heilkräftig und nützlich ist, steckt die alte Mondgöttin Holla, Hulda oder Hella, deren Name einerseits zusammenhängt mit dem Hüllen, dem Verhüllen - der Hehler, verhüllt ja auch sein Diebesgut - andererseits mit der strahlenden Helle. Wenn Neumond ist, verhüllt die Mondgöttin ihr Haupt und ist nicht zu sehen, bei Vollmond scheint sie hell. Wenn der Mond untergeht, dann strahlt er woanders hell - in der unteren Welt, der Unterwelt, der Hell oder Hölle. Aus deren finsterer Tiefe entspringen zum Beispiel auch alle hellen Quellen, die dann folgerichtig Hellabrunn oder Hellbrunn heißen. Frau Holle korrespondiert mit allen großen Fruchtbarkeits- und Erdgöttinnen, Kybele, Isis, Demeter - das weibliche Prinzip der Welt. Aber bleiben wir diesmal beim Holunder: Wer an Johanni Hollerkücheln, backt, der kriegt ein Jahr lang kein Fieber, heißts in einer alten Bauernregel. Johanni ist der 24. Juni. Was die Volksweisheit schon immer wusste ist längst wissenschaftlich bewiesen. Außerdem ist Holler ein wunderbarer Genuss. Und es lohnt sich, nach draußen, vors Haus zum Hollerbusch zu gehen, um Blüten zu ernten - und später im Jahr die Beeren. Hier zwei ausgewählte Rezepte.

Walhalla

Letztes Jahr hat sie Geburtstag gehabt - ihren 175. - die Walhalla bei Donaustauf, Klenzes Griechentempel, der im Auftrag König Ludwigs I. als Ruhmeshalle für große Teutsche errichtet wurde. Freilich, wenn man ehrlich ist, ein seltsames Museumskonzept: Wer geht da schon hinein, um die Büsten zu bewundern? Viel beeindruckender ist da das Gebäude selbst und seine akropolisgleiche Lage an der Donau-Hangleite. Also bleiben die meisten Leute draußen. Vor allem an lauen Sommerabenden genießen sie den Blick hinunter ins weite Donautal und zahlreiche Wanderungen rundherum.

Draußen genießen

Lateinisch usus ist der Gebrauch, der Nutzen, der Genuss. Das Wort hängt mit aus, außen zusammen. Alles, was wir zum Leben brauchen, müssen wir von draußen holen; alles was draußen ist, genießen wir. Man könnte aber auch sagen, wir können nur das richtig genießen, was wir nicht im Überfluss haben, was wir nicht eh schon besitzen, was wir uns erarbeiten müssen, indem wir nach draußen gehen. Und damit hängt zusammen, wir können nur das genießen, was irgendwann aus ist, was endlich ist. Zum Genuss gehört die Endlichkeit, die Begrenzung. Nur ein wenig Schokolade ist ein Genuss, manchmal kann es auch eine ganze Tafel sein; ein ganzes Kilo auf einmal zu essen aber ist sicher keiner mehr. Und so wie mit den kleinen Genüssen, ists auch mit unseren großen - dem schönen Wetter, dem Sommer dem ganzen Leben. Bloß weil irgendwann der Regen kommt, der Herbst Einzug hält, und bloß weil irgendwann unser Leben unwiederbringlich aus ist, weil alles endlich ist, bloß deswegen werden wir all dessen nicht überdrüssig. Was ohne Ende wiederholbar ist, ist nichts wert. Kostbar ist nur, was rar ist. Man muss sich halt freuen dran, wenn mans hat…


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