Bayern 2 - Zündfunk

Zündfunk-Community Fünf abgefahrene Radiostationen, die ihr kennen solltet

Tickende Uhren, drehende Seehunde in Dauerschleife oder die Musik als Erbe eines verstorbenen DJs: Wer in die Welt der Radiostreams eintaucht, stößt auf faszinierende Programme. Die Website und App Radio Garden hilft beim Entdecken.

Von: Leah Striegel

Stand: 07.02.2024

Mann hält Vintage Radio vor sein Gesicht. | Bild: picture-alliance/dpa

Mitten im kanadischen Nichts läuft Greenday, an der Spitze Südafrikas möchte Freddy Mercury sich befreien und im Norden Chiles klingt es nach einem Werbungblock kurz vor den Nachrichten. Wer einmal erkunden möchte, was im Radioprogramm am anderen Ende der Welt läuft, muss sich dafür nicht ins Flugzeug setzen. Es reicht ein Besuch auf der Website Radio Garden. Mehr als 8000 Sender sind dort registriert und ermöglichen es, weit über das eigentliche Sendegebiet hinaus dem Programm zu lauschen.

Radio Garden: Gegenseitiges Verständnis durch Zuhören

Auf einem virtuellen Globus können die Nutzer:innen Punkte auswählen und dort regionale Sender hören. Eine Besonderheit: Es sind weder Ländergrenzen noch Ortsmarken eingezeichnet. So sollen die Nutzer:innen ohne Vorurteile Neues entdecken. Die ganz große Idee: Durch gegenseitiges Zuhören soll Verständnis füreinander geschaffen werden und auf diese Weise auch Nationalismus bekämpft werden, erklärt Medienwissenschaftler Golo Föllmer von der Martin-Luther-Universität-Halle-Wittenberg. Er war an der Entwicklung der Anwendung beteiligt. Die Plattform Radio Garden ist 2016 aus einem Forschungsprojekt von Wissenschaftlern aus Großbritannien, der Niederlande, Finnland, Dänemark und Deutschland entstanden. Inzwischen gibt es neben der Website auch eine App. Dort gibt es einiges zu entdecken, auch sehr skurrile Stationen.

Hier sind 5 schöne Sender dem globalen Gartensortiment:

1. Radio Reloj aus Havana, Kuba

Bevor wir die Community-Lieblinge hören, macht Mitgründer Golo Föllmer den Anfang. In Kuba hat er eine besonders einzigartige Entdeckung gemacht. Radio Reloj (spanisch für Uhr) ist ein Sender, durchgängig Nachrichten sendet. Ungewöhnlich: Im Hintergrund ist permanent das Ticken eines Sekundenzeigers zu hören. Zu jeder vollen Minute ertönt dann auch noch eine Ansage der aktuellen Zeit. Die Beiträge sind also eng getaktet und müssen entsprechend kurz sein. Wer selbst hören will, wie das funktioniert, sollte Spanisch können.

2. RaBe aus Bern, Schweiz

Als Logo dient ein Rabe mit Kopfhörern. Bei der Frage nach dem Warum hilft ein Blick auf Ausspielweg und Stadt: „RAdio BErn“. Bei dem Radio von und für Berner:innen darf jeder mitmachen. Einzige Voraussetzung: ein einführender Technikkurs. So kommt ein vielfältiges Programm zusammen, das auch Perspektiven abseits des Mainstreams abbilden soll. Seit 1996 sendet das Team aus Freiwilligen die bunte Mischung. „Da kann es schon mal passieren, dass du mitten in der Nacht haitianischen Trap inklusive eines Berichts zur Lage das Nation hörst.“, wird uns der Sender empfohlen.

3. La Colifata aus Buenos Aires, Argentinien

Ebenfalls nicht ganz alltägliche Einblicke bietet die Sendung La Colifata. Die „liebenswerten Verrückten“, was der Name übersetzt bedeutet, senden fünf Stunden pro Woche aus einer psychiatrischen Klinik in Buenos Aires. Gemacht wird das Programm von den Patient:innen und dient als Teil der Therapie. Und wer nicht nur Zuhören möchte: Über das Projekt gibt es auch einen Dokumentarfilm.

4. Spinning Seal FM aus Gällinge, Schweden

Weniger ernsthaft und dafür sehr viel skurriler ist Spinning Seal FM aus Schweden. Der Name ist Programm, denn der der gleichnamige etwa 50-sekündige Song wird in Dauerschleife wiederholt. Und wer einmal reinhört, weiß zumindest wie die Vertonung eines sich drehenden Seehundes klingt.

5. Dandelion Radio, London, UK

Wer dann doch mehr Abwechslung benötigt, sollte Dandelion Radio einschalten. Als Andenken an John Peel, ehemaliger BBC Radio 1 Disc Jockey, gestalten seit 2006 Freiwillige das Programm. Benannt ist der Online-Sender nach dem Label „Dandelion Records“, das Peel von 1969 bis 1973 führte. Musikalisch ist das Programm „bunt, abgefahren, ungewöhnlich, überraschend“, so eine Zuschrift, die uns in der Redaktion erreicht. Alle, die jetzt neugierig sind, hier entlang: