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Von wegen lebenswerte Stadt Warum Wien Austrofred an eine Pfütze Erbrochenes erinnert

Wien soll die lebenswerteste Stadt der Welt sein. Im Economist-Ranking belegt die Metropole wie letztes Jahr wieder den ersten Platz. Der „wahrhaftigste Popstar Österreichs“, Austrofred, sieht das anders. Warum ihn Wien eher an eine Pfütze Erbrochenes erinnert.

Von: Franziska Eder

Stand: 22.06.2023

Franz Adrian Wenzl, auch bekannt als Austrofred | Bild: picture alliance / GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com | GEORG HOCHMUTH

Österreichs Landeshauptstadt gewinnt erneut, vor Kopenhagen und Melbourne. Im Ranking von „The Economist“ ist Wien die lebenswerteste Stadt der Welt. Grund genug, bei einem echten Wiener nachzufragen. Ist Wien wirklich so toll? Franziska Eder hat mit Franz Adrian Wenzl, auch bekannt als Austrofred gesprochen, der auch Leadsänger der Band Kreisky ist.

Zündfunk: Was ist Wien? Ist Wien die Hauptstadt der Lebensqualität oder die Hauptstadt der Misanthropie oder vielleicht beides?

Kann nicht mit New York mithalten: Die Skyline von Wien

Austrofred: Wahrscheinlich beides. Ich bin ja immer wieder sehr erstaunt über diese Studien, die da herauskommen, dass Wien die lebenswerteste Stadt sein soll. Ich selbst bin kürzlich zum Beispiel von München nach Wien mit dem Zug gefahren. Es war eine nächtliche Zugfahrt. Und in München war mein letzter Eindruck von der Stadt eine Person, die am Bahnsteig stand mit vollgeschissener Hose. Der Geruch hat mich noch lange verfolgt. Und als ich dann in Wien ausgestiegen bin, war direkt vor dem Zug dort eine große Pfütze Erbrochenes. Daran muss ich jetzt denken, wenn das zum Beispiel die lebenswertesten Städte, Platz eins und drei sind, dann wird es sehr schwierig glaube ich.

Aber in der Studie steht, dass die öffentliche Sicherheit in Wien sehr hoch sein soll. Und die gute Infrastruktur.

Das ist schon okay, da gibt es nichts zu meckern in Wien. Und auch Mistkübel! In Wien gibt es ein zehnfaches an Mistkübeln gegenüber von München. Oder Aschenbecher.

Also in Punkto Sauberkeit ist es ordentlich?

Ja, ja. Aber es ist auch nicht so sauber. Zürich käme mir persönlich sauberer vor. Aber von wem ist eigentlich die Studie?

Naja das ist eine Top-Ten von „The Economist“.

Ach, das sind meistens so Leute, die kurzzeitig wo arbeiten für große Firmen. Und da geht es dann eher darum, wie das Security Personal bei der Privatschule ist.

Apple zieht ja gerade mit viel Personal nach München. Und Apple bewirbt München schon gar nicht mehr als München, sondern als „Isartown“. Da wird die Isar-Lebensqualität gleich mitvermarktet. Wo bist du denn lieber Musiker, in München oder in Wien?

Austrofred im Zündfunk-Studio, 2014

Ich finde pendeln super, aber momentan kommt mir Wien ein bisschen bunter vor. Und man muss sagen, dass in München die Mieten so hoch sind, dass angehende Musiker nicht wirklich einen Grund haben, nach München zu gehen.

Ist das Lebenstempo in Wien ein anderes als in München?

Vielleicht. Vielleicht ist es langsamer. Aber ist München so schnell? Es kommt darauf an, wo man sich gerade befindet. Wenn man sehr viel mit dem Auto fährt, oder sehr viel radelt, dann hat man sehr unterschiedliche Städte. München finde ich zum Beispiel zum Radfahren ganz hübsch, weil man hinter den Hauptstraßen vorbeikann. Das ist in Wien ein bisschen anders. Es gibt ja Radl-Städte wie Freiburg oder Amsterdam, aber in Wien, da muss man schon sehr aufpassen.

Gibt es ein Lieblings-Kaffee oder einen hübschen Lieblingsplatz in Wien, den du verraten möchtest?

Ich hasse es, so etwas zu verraten, denn dann ist es nicht mehr so hübsch. Vielleicht noch das Café Reimann im zwölften Bezirk. Das finde ich sehr angenehm. Das ist äußerst unspektakulär, aber in allen Punkten supernett. Es gibt eine sehr gute Kardinal-Schnitte, günstiges Mittagsmenü.

Was ist eine Kardinal-Schnitte?

Eine Mehlspeisen-Köstlichkeit. Mit ein bisschen Biskuit, Schaum und Kaffee-Creme. Gibt es auch mit Erdbeer-Creme, ich empfehle aber unbedingt das Original mit der Kaffee-Creme. Es ist sehr süß. Mein persönliches Nachspeisen-Dessert-Highlight.

Es gibt ja Studien, da sind München und Frankfurt noch drin in Sachen Lebensqualität. Beim Economist ist in Sachen Lebensqualität aber gar keine deutsche Stadt. Bist du darüber verwundert?

Bandfoto von Kreisky mit Leadsänger Austrofred

Echt? Ich dachte immer, das ist so Kanada plus ein bisschen Alpenregion. Da bin ich jetzt doch durchaus verwundert. Es gibt ja sehr schöne deutsche Städte, muss ich sagen. Sehr schöne Landschaften. Sensationelle Natur. In Österreich meint man immer, man hat so tolle Natur und in Deutschland gibt es gar nichts, aber Deutschland hat zum Beispiel den Harz.

Also das ist jetzt eine öffentliche Lüge! Das hört sich doch einfach nur lustig an. Warst du ernsthaft mal im Harz?

Ja sicher. Zumindest mal durchgefahren. Ich habe jetzt keinen monatelangen Urlaub dort gemacht. Aber es ist besser als vieles. Der Economist sollte auch mal in den Harz. Gefühlsmäßig ist es bei denen doch immer Wien, Zürich, Toronto, Kopenhagen, Montreal.

Was ist deine Lieblings-Tourstadt?

Von den österreichischen Städten würde ich sagen: Graz. Und von den deutschen… Da müsste ich nachdenken. Ich meine, irgendwas im Norden.

Schönes Schlusswort. Graz ist besser als der Harz.