Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Bayern genießen Hüpfen und Hefe - Bayern genießen im Februar

Zwischen den bayerischen Stämmen gibt’s nicht wenig Möglichkeiten zu Missverständnis. Das liegt zuallererst an den Fragen der Verständigung mittels des jeweiligen Dialekts.

Von: Gerald Huber

Stand: 02.02.2024 | Archiv

Zwischen den bayerischen Stämmen gibt’s nicht wenig Möglichkeiten zu Missverständnis. Das liegt zuallererst an den Fragen der Verständigung mittels des jeweiligen Dialekts. Sagen wir so: Während die einen zum Skifahren gehen können, müssen andere immer zum Skilaufen fahren. Der Altbayer, wenn läuft, dann rennt er tatsächlich, das gleiche gilt fürs Springen und Hüpfen. Insofern ists gar net verkehrt, wenn wir heut übers Hüpfen reden, auch wenn wir dabei nicht nur Luftsprünge machen. Und sie werden spitzen, was da so alles an Möglichkeiten drinsteckt.

Unsere Genuss-Themen aus den bayerischen Regionen rund ums Motto "Hüpfen und Hefe"

Oberbayern: Aufgehoben: Das Hefezentrum Weihenstephan. Von Tanja Gronde
Niederbayern: Aufgegangen: Die Rottnudel. Von Laila Heyne
Oberpfalz: Umgesprungen: Die Regensburger „Traumfabrik“ Von Uli Scherr
Mittelfranken: Oft Gebacken: Der Guglhupf. Von Tobias Föhrenbach
Oberfranken: Bunt gelaufen: Die Effeltricher Fosalecken. Von Petra Nacke
Unterfranken: Gern gegessen: Fränkische Hefespezialitäten. Von Wolfram Henke
Schwaben: Aufgesprungen: Der Gumperte Donnerstag in Schwaben. Von Doris Bimmer

Aufgesprungen: Der Gumperte Donnerstag in Schwaben

Ein vergessenes hochdeutsches Wort für springen ist gumpen. Gleichzeitig bedeutet es auch so viel wie pumpen, gurgeln. Mit einer Feuerwehrspritze hat man früher gegumpt. Und tiefe stellen in Bächen und Weihern, vornehmlich im Gebirg, wo sie durch kleine Wasserfälle entstehen, heißen Gumpen. Gümpel, bzw. Gimpel sagen wir Süddeutschen zu dem nicht besonders beweglich herumhüpfenden Dompfaff. Der gilt als ein bisserl dumm, weil er sich so leicht fangen lässt. Aus diesem Grund sagt man auch zu einem einfältigen Menschen, einem Narren heut noch manchmal der ist ein Gimpel. Womit wir bei den bayerischen Schwaben wären. Nicht was Sie meinen – nein. Aber bei denen heißt der landläufige Unsinnige Donnerstag, der demnächst ansteht, manchmal Gumperter Donnerstag. In Lindau, in Fischen im Oberallgäu oder in Weißenhorn können Sie dabeisein.

Bunt gelaufen: Die Effeltricher Fosalecken

Fasching kommt von Fast-Schank, womit sich das Wort in die große süddeutsche Reihe von Fastnacht-, Fasnacht, Fasenachtbegriffen einreiht. Der letzte Ausschank vor dem Fasten, die letzte Nacht, bevor die Arbeit wieder angeht. Das ist nämlich die eigentliche Bedeutung des lateinischen Begriffs dies fasti. Im Gegensatz zu den dies nefasti, den arbeitsfreien Feiertagen, musste mit dem beginnenden Frühjahr, überall, wos Bauern gab – und das galt noch bis vor 100 Jahren für über 90 Prozent der Bevölkerung – wieder gearbeitet werden. Der Ernst des Lebens fängt wieder an. Und nach all den vielen Winterfeiertagen mit reichlich Essen und Trinken, dem tanz under Kurzweil in den langen Nächten, lässt mans zum Abschluss nochmal gewaltig krachen. In der Mitte und im Norden Bayerns besonders urtümlich. Die Fasenickl im Altmühltal mit ihren Goaßln, oder die Fosaleggn von Effeltrich, die Strohbären vor sich hertreiben, die angeblich den Winter symbolisieren sollen und deren stoppligem „Fell“ es am End an den Kragen geht. Am Faschingssonntag ist es in Effeltrich wieder so weit. Näheres finden Sie auf unserer Bayern-genießen-Seite.

Umgesprungen: Die Regensburger „Traumfabrik“

Wie machen Sie, wenn sie etwas Schweres aufheben müssen? Entfährt Ihnen auch sowas wie heb-? Heb- ist eine sogenannte Lautgebärde, jahrtausendealt, seit Urzeiten in vielen Sprachen praktiziert. Der stimmlose Vokal zwischen h und b kann zu verschiedenen Wörtern werden: Hop-sen und hoppala!, hupf-enoder hüp-fen, heb-en natürlich auch. Wobei da noch eine zweite Lautgebärde dazukommt: geb-, bei dem man die zuschnappende Hand so richtig hört. Und dann wird das Heben zu haben. Und schließlich auch zum Geben. Aber das führt uns für heut zu weit. Keine Frage, das meiste, was mit heb-zu tun hat, bedeutet Anstrengung. Weit und hoch hüpfen muss man beherrschen und einüben, wenn man sportlich sein will. Für nicht wenige Menschen gehört der Schulsport zu den grausamsten Erfahrungen ihrer gesamten Schullaufbahn. Vor 40 Jahren wollte ein junger Sportpädagoge mit seinen Studenten in Regensburg den Schulsport neu erfinden: Freude an der Bewegung statt Leistungsdruck hieß ihre Devise. Ihr Ziel von damals haben sie nicht erreicht. Aber dafür ist etwas ganz Neues entstanden. Ein Sporttheater, das die Menschen seit Jahrzehnten begeistert.

Aufgehoben: Das Hefezentrum Weihenstephan

Auch die Hefe hat mit der Wurzel heb-, dem Hupfen und Heben zu tun. In Bayern gibt’s dafür noch ein anderes Wort, das man zuweilen noch hört: Den Germ, wie in Germknödel. Ein Wort, das mit Gären zusammenhängt. Weil, das tut die Hefe schließlich, sie sorgt für Gärung. Beim Backen zum Beispiel hebt sich durch die Gärung der Teig. Er geht. Hefe wird schon seit der Jungsteinzeit, mindestens vor 13.000 Jahren genutzt; zunächst bei der Bier-, wenig später bei der Brotherstellung. Bloß hat man halt noch nix gewusst von irgendwelchen Mikroorganismen, respektive Pilzen, aus denen die Hefe besteht. Es hat einen eigenen Beruf gegeben, den Hefner,heut ein Familienname, der sich um die Hefenvermehrung gekümmert hat. Die Brauer haben sie gebraucht und die Bäcker haben die Bierhefe von den Brauern bezogen. Fürs Brot haben sie den Sauerteig gehabt. Aber um nicht saures Brot herzustellen, etwa kostbare, feine weiße Semmeln, dafür haben sie das Zeug genommen, wie die Hefe auch genannt wurde. Das, was der Hefner im Mittelalter gemacht hat, besorgen heute sogenannte Hefebanken. So, wie die berühmte Hefebank in Freising-Weihenstephan.

Aufgegangen: Die Rottnudel

Lustig is die Fasenacht, wenn mei Muetter Kiachen bacht, wenn sein aber keine bacht, pfeif ich auf die Fasenacht. Dass es diesen Spruch auch in Altbayern gibt, zeigt zweierlei: Erstens: Auch bei uns ist früher ganz selbstverständlich Fasenacht gesagt worden. Der Fastschank-Fasching ist erst im 19. und 20. Jahrhundert allmählich aus der Wiener Gegend eingewandert, über Passau immer weiter nach Westen. Und zweitens: Krapfen sind nicht allein das Fasenachtsgebäck. Kiachen, also sogenannte Auszogne sind genauso traditionell. Krapfen genauso wie Küchle, wie die Kiachen in Schwaben und Franken heißen, sind ja Schmalzgebäck. Alles, was fett ist und schmalzig hat im Fasching Konjunktur. Im niederbayerischen Rottal zum Beispiel gibt’s die Rottnudel. Die ist ebenfalls schmalzig und kommt net bloß im Fasching, sondern an vielen Tagen auf den Tisch. Zum Beispiel bei der Sabine Zellhuber aus Rogglfing bei Wurmannsquick im Rottal. Mit dem Hefeteig fangts auch hier an. Die Sabine Zellhuber lehrt das alte Roudnudel-Rezept in ihren Kochkursen. Sie können Rottnudel aber auch fertig in der Bäckerei kaufen.


Gern gegessen: Fränkische Hefespezialitäten

Hefe und Hüpfen lautet das Motto in unseren heutigen Bayern genießen-Sendung. In Franken. Die beiden Wörter haben nicht von ungefähr miteinander zu tun. Hefeteig hupft eben schon mal aus der Backform heraus. Und wie gesagt – aus der Feinbäckerei ist die Hefe nicht wegzudenken.

Grad jetzt im Fasching, wo man Süßes schätzt. Und das in ganz Bayern, Schwaben und Franken natürlich.


Oft Gebacken: Der Guglhupf

Ohne den Guglhupf geht’s natürlich in so einer Sendung wie der heutigen überhaupt nicht. Wegen seines hüpfenden zweiten Wortbestandteils genauso wie wegen seines ersten, der Gugel, also der konischen Form, aus der er hupft. Das Wort Gugel kommt vom lateinischen cuculla, mit dem die weite, auch das Gesicht verbergende Mönchskapuze bezeichnet wurde. Spätestens ab dem Spätmittelalter dann gehörte die Gugel zur zweckmäßigen Arbeitskleidung und zum Wetterschutz für jedermann. Narren haben sie gern mit Schellen dran getragen, damit man sie von weitem gehört hat. Der Kasperl Larifari hat sie von ihnen geerbt. Und wie wir alle wissen, gehört neben den Bratwürschten der Guglhupf zu den absoluten Leibspeisen vom Kasperl. Hier zeigt sich, dass der Kasperl einen sehr guten Geschmack hat, gehört doch der Guglhupf zu den mitteleuropäischen Kuchenklassikern von Südtirol bis über Hessen hinaus und vom Elsass bis Wien. Jetzt könnt man fragen, wo der Schwerpunkt dieses Gebietes liegt. Wenn man schaut, wo sich diese Schwerpunktlinien kreuzen, dann kommt man automatisch nach Nürnberg, wos neben dem Guglhupf auch noch Bratwürscht gibt, die zweite Kasperlleibspeis. Mögen auch die ältestüberlieferten Guglhupfrezepte erst aus dem 17. Jahrhundert stammen. Guglhupfähnliche Kuchen hat es schon in der Römerzeit gegeben. Archäologen haben in der Römerstadt Carnuntum bei Wien eine Guglhupfform ausgegraben. Seisdrum, hier finden sie ein uraltes Guglhupfrezept mit Rosenwasser.

Na, ich hoffe, Sie haben sich erheben lassen von unserer heb-Wortwurzel. Freilich, wir wissen schon, der Winter kann noch lang dauern – aber gestern war ja Mariä Lichtmess. Und spätestens ab da liegt, ich kann mir nicht helfen, ein Vorgeschmack von Frühling in der Luft. Die Tage werden länger und länger, das Jahr hebt sich deutlich aus der Winternacht. Das schlimmste ist überstanden. Da darf das Herz schon auch mal hupfen!

Alle Rezepte gibt es hier als Download:

Rezept Knieküchle Format: PDF Größe: 460,72 KB

Rezept Rottnudeln Format: PDF Größe: 333,99 KB

Rezept Bärlauch-Hefekranz Format: PDF Größe: 364,47 KB


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