Bayern 2 - radioWissen


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Download-Service Einsatz im Unterricht

Stand: 15.02.2016 | Archiv

Vorarbeit

Lernziele: Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass nicht nur in Ägypten eine frühe Hochkultur existierte, sondern auch weiter südlich in Nubien, auf dem Gebiet des heutigen Staates Sudan. Sie verstehen, dass Nubien kein Anhängsel des alten Ägyptens war, sondern drei bedeutende Reiche hervorbrachte, die im Austausch mit ihren Nachbarn standen: Kerma (2500-1500 vor Christus), Napata (1000-310) und Meroe (300 vor bis 350 nach Christus).
Darüber hinaus gibt die Sendung Einblicke in ein spannendes Ausgrabungsvorhaben. Ein Archäologenteam unter deutscher Leitung ist im sudanesischen Naga den Geheimnissen des Reichs von Meroe auf der Spur. Dabei erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass den Meroitern die Synthese dreier Traditionen gelang: Sie schufen aus ägyptischen, afrikanischen und griechisch-römischen Elementen eine leistungsfähige Mischkultur.
Ferner werden die Schülerinnen und Schüler am Beispiel des Grabungsalltags in Naga über die Arbeit moderner Archäologenteams informiert und dürften zu der Erkenntnis gelangen, dass dies wenig mit den romantischen Abenteuern eines Indiana Jones zu tun hat.

Einsatz im Unterricht

Hinführung zum Thema: Die Sendung präsentiert das Naga-Projekt und berichtet über die alten Kulturen des Sudans. Sie dient als Wegweiser in geografisch-historisch weitgehend unbekanntem Terrain. Um sie im Unterricht einzusetzen, benötigen Lehrkräfte jedoch Zusatzinformationen. Diese liefert das Ägyptische Museum München mit der "Lehrerhandreichung: Nubien und Sudan" (pdf).
Es bietet sich an, das Unterrichtsthema Ägypten/Nubien mit einem Besuch des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst in München zu verbinden. Geboten werden die Schulklassenführung "Ägypten und die Fremde" sowie das Werkstattprogamm "Das Gold von Meroe" - hier fertigen die Schülerinnen und Schüler aus Goldfolie meroitischen Schmuck.
Ansprechpartnerin für Lehrkräfte ist Roxane Bicker (Tel. 089/28927-634, E-Mail roxane.bicker@smaek.de. "Unser Hauptpublikum sind", so die Museumspädagogin, "die Jahrgangsstufen 5 und 6, wo Ägypten auch im Lehrplan vorkommt. Wir führen aber auch alles andere - vom Kindergarten bis zur Berufsschule - und passen uns dann immer individuell an das jeweilige Niveau der Klasse an".
Vor dem Museumsbesuch kann die Sendung eingesetzt werden. Zur Einführung berichtet die Lehrkraft, dass europäische Forscher - angesteckt von einer in ägyptischen Quellen verbreiteten Verachtung Nubiens - die sudanesischen Kulturen lange Zeit für Ableger des pharaonischen Ägyptens hielten. Ihre Kunst betrachtete man als provinziellen Abklatsch ägyptischer Vorbilder. Die Sendung macht deutlich, dass Nubien keinesfalls der sandige Hinterhof Ägyptens war, hier entwickelte sich eine eigenständige, leistungsfähige Zivilisation.

Nacharbeit

Nachbearbeitung: Nun beschäftigt sich die Klasse mit den Arbeitsblättern. Arbeitsblatt 1 (mit Audioclip 1) befasst sich mit der Geschichte der Reiche von Kerma, Napata und Meroe.
Arbeitsblatt 2 (mit Audioclip 2 ) beleuchtet Aspekte der meroitischen Mischkultur.
Arbeitsblatt 3 lenkt, ausgehend von der Sendung, den Blick auf die Arbeit moderner Archäologenteams.

Erweiterung: In der Sendung wird der italienische Militärarzt und Abenteurer Guiseppe Ferlini(1797-1870) vorgestellt, der sich in den 1830er Jahren im Sudan als übler Grabräuber betätigte (Audioclip 3). Er ließ in Meroes "Tal der Könige" Pyramiden abtragen und setzte dabei sogar Schießpulver ein. So gelangte er in den Besitz des Goldschatzes der Königin Amanishakheto, den er katalogisierte und zum Verkauf anbot. 1839 erstand der bayerische König Ludwig I. einen Teil des Schatzes, König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen erwarb 1844 den Rest. Auch der bekannte US-Ägyptologe George Andrew Reisner (1867-1942) bediente sich im Sudan und brachte Skulpturen und andere Fundstücke nach Boston.
Projekte wie die in der Sendung vorgestellte Naga-Grabung sind heute bedeutende Beiträge zur Entwicklungszusammenarbeit. Länder wie der krisengeschüttelte Sudan erhalten Hilfe beim Freilegen ihres kulturellen Erbes und bekommen einen verlorenen Teil ihrer Geschichte zurück. Für die kulturelle Identität eines Landes, das manche Beobachter schon zu den "failed states" zählen, ist das immens wichtig. Vielleicht erhält das sudanesische Geschichtsbewusstsein durch das Naga-Projekt einen neuen Schub. Zu diesem Zweck entsteht auch ein Museum nahe des Grabungsortes. Die Pläne dazu lieferte - auf Anregung von Professor Dietrich Wildung - der bekannte britische Architekt David Chipperfield.

Lehrplanbezug

Lehrplan für die bayerische Mittelschule
Geschichte - Sozialkunde - Erdkunde
5. Jahrgangsstufe
5.6 Ägyptische Hochkultur
5.6.1 Der Nil - Ägyptens Lebensader
- geografische Gegebenheiten
- Auseinandersetzung der Menschen mit den Besonderheiten des Nils im alten Ägypten (ab ca. 3000 v. Chr.)
5.6.2 Leben unter der Herrschaft der Pharaonen
- der Pharao - König und Göttersohn zugleich
- Alltagsleben in einer gegliederten Gesellschaft
- Totenkult und Götterverehrung
5.6.3 Arbeitsweisen, Arbeitstechniken
- anschauliches Bildmaterial zu den Lebensverhältnissen im alten Ägypten beschreiben und deuten
- landeskundliche Informationen über das heutige Ägypten sammeln und nach typisierenden Merkmalen auswerten: Vergleich der Größe des Staatsgebietes und der nutzbaren Fläche
Wiederholen, Üben, Anwenden, Vertiefen
- Merkmale der ägyptischen Hochkultur
- Auseinandersetzung der Menschen mit dem Nil heute

Lehrplan für die bayerische Realschule
Geschichte
6. Jahrgangsstufe
6.1 Menschen in der Vor- und Frühzeit
- Abenteuer Archäologie: Bodenfunde zum Sprechen bringen
- Ägypten, das Beispiel einer altorientalischen Hochkultur
- Herrschaft, Gesellschaft, Kultur, Religion; Merkmale einer Hochkultur

Lehrplan für das bayerische Gymnasium
Geschichte
6.3 Ägypten - eine frühe Hochkultur
Am Beispiel Ägyptens lernen die Schüler Entstehungsbedingungen und Merkmale einer frühen Hochkultur kennen.


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