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Kurt Eisner

Die Münchner Räterepublik Kurt Eisner

Stand: 05.11.2018

Kurt Eisner (1867-1919), Porträtaufnahme um 1918 von Germaine Krull | Bild: picture-alliance/dpa

Eisner wird am 14. Mai 1867 als Sohn eines jüdischen Fabrikanten in Berlin geboren. Ohne Abschluss studiert er Germanistik und Philosophie und arbeitet unter anderem als Journalist für die "Frankfurter Zeitung". 1898 tritt er in die SPD ein, 1907 wird er Chefredakteur der "Fränkischen Tagespost" in Nürnberg. 1910 wechselt er zur "Münchner Post" in die bayerische Hauptstadt.

Als Kriegsgegner findet Eisner 1917 seine politische Heimat in der "Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands" (USPD). Im Februar 1918 zeigt er beim Streik der Rüstungsarbeiter gegen den Krieg Führungsqualitäten, wandert ins Gefängnis und kommt erst im Oktober wieder frei.

In der Nacht zum 8. November 1918 greift Eisner nach der Macht. Arbeiter und Soldaten halten den Gegner von Krieg und Monarchie für glaubwürdig und folgen ihm. Fast im Alleingang führt Eisner die Revolution zum Erfolg und ruft den republikanischen "Freistaat Bayern" aus. Er übernimmt das Amt des Ministerpräsidenten und bildet eine Koalitionsregierung mit den "Mehrheitssozialdemokraten". Als er verspricht, von radikalen Maßnahmen und Verstaatlichungen abzusehen, erklärt sich die Beamtenschaft zur Zusammenarbeit bereit.

Ein friedliebender Ministerpräsident

Der Literatur-, Theater- und Musikliebhaber Eisner ist kein dogmatischer Ideologe. Ihm schwebt ein "human gesinnter" Sozialismus vor, den er vor allem auf geistigem Wege erreichen will. Als Anhänger der direkten Demokratie schätzt er das Rätewesen, aber auch der Parlamentarismus hat es ihm angetan; im Streit um die künftige politische Ordnung laviert er. Obwohl er sich auf die bayerischen Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte stützen könnte, stimmt er Wahl eines Landtages zu, der verfassungsgebende Vollmachten haben soll.

Eisner setzt sich über parteipolitische Vorgaben hinweg und sucht als Regierungschef den sozialen Ausgleich. Bald zeigt sich, dass Bayerns Ministerpräsident kein Machtpolitiker, sondern Idealist ist. Anhänger wie Gegner empfinden seine Politik als schwach und widersprüchlich.

Attackiert von rechts und links

Große Teile des Bürgertums nehmen es Eisner übel, dass er die deutsche Kriegsschuld betont. Antisemiten und Preußengegner bekämpfen ihn, er erhält Morddrohungen und benötigt Leibwächter. Vielen linken Revolutionsanhängern ist er nicht radikal genug, der kommunistische Spartacusbund verstärkt seine Agitation. Am 19. Dezember wird Eisner bei einer Kommunistenversammlung in München niedergebrüllt, als er den Kommunismus russischer Prägung kritisiert.

Linke und rechte Zeitungen lassen kein gutes Haar am Ministerpräsidenten, sein Innenminister Erhard Auer beginnt gegen ihn zu intrigieren. Um die Jahreswende 1918/19 verliert Eisner auch die Duldung durch die Bauern. Bei den Landtagswahlen am 12. Januar, erstmals mit Frauen- und Verhältniswahlrecht, erleidet seine USPD eine vernichtende Niederlage und erhält nur drei Sitze im Parlament. Die MSPD bekommt 61 Sitze und die bürgerliche Bayerische Volkspartei, die sozialistische Experimente strikt ablehnt, erhält 66 Sitze.

Damit ist unübersehbar, dass die Revolution in Bayern ihre Basis verloren hat. Weil zu erwarten ist, dass die von der extremen Linken durchsetzten Räte dem Landtag nicht weichen werden, ist ein harter Machtkampf zu erwarten. Kurt Eisner entschließt sich zum Rücktritt. Auf dem Weg zur konstituierenden Sitzung des Landtags wird er, die Abschiedsrede in der Tasche, am 21. Februar 1919 von dem 22-jährigen Leutnant Anton Graf von Arco-Valley, einem Nationalisten und Antisemiten, erschossen.

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Kurt Eisner, 1918/19 bayrischer Ministerpräsident, mit seiner Gattin und dem bayrischen Minister Unterleitner in München. (Jan./Febr. 1919) | Bild: picture-alliance/dpa zum Thema Die Münchner Räterepublik Bayern sozialistisch

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