Bayern 2 - radioWissen


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Wie Bayern zum modernen Staat wurde Glossar

Stand: 07.09.2015 | Archiv

PersonenWerdegang
Hardenberg, Karl August Fürst von
(31.5.1750-26.11.1822)
Preußischer Staatsmann und Reformer, propagierte einen liberalen Verfassungsstaat mit einheitlicher Finanz- und Steuerpolitik, führte die Steinschen Reformen fort (Gewerbefreiheit, Bauernbefreiung und Judenemanzipation).
Karl Theodor
(11.12.1724-16.2.1799)
Kurfürst von der Pfalz (1743-1777) und Kurfürst von Pfalz-Bayern (1777-1799)
Maximilian IV. Joseph / Maximilian I. Joseph
(27.5.1756-13.10.1825)
Seit 1795 Herzog von Zweibrücken, ab 1799 Kurfürst von Bayern und der Pfalz, ab dem 26. 12. 1805 als Maximilian I. Joseph König von Bayern an (Proklamation am 1. 1. 1806, leitet zusammen mit Montgelas die umfassende Modernisierung Bayern ein.
Napoleon Bonaparte
(15.8.1769-5.5.1821)
Aus korsischem Kleinadel stammend, schlägt er die Offizierslaufbahn ein, wird 1793 Brigadegeneral, 1796 Oberkommandeur der französischen Truppen in Italien. Am 9. 9. 1799 initiiert er einen Staatsstreich gegen das regierende Direktorium und setzt ein dreiköpfiges, diktatorisches Kollegium von "Konsuln" ein. 1801 lässt er sich zum ersten Konsul auf Lebenszeit erheben (Militärdiktatur), von 1804-1814 ist er als Napoleon I. Kaiser der Franzosen, ab 1805 auch König von Italien. 1806 leitet er durch die Gründung des Rheinbunds die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches ein. Nach Siegen über Österreich, England, Preußen und Russland ordnet er maßgeblich die Geschicke Westeuropas. Niederlagen gegen Russland (1812) und eine Koalition von Russland, Österreich, Preußen und Schweden (1813) führen 1814 zur Abdankung als Kaiser. Einer kurzen Rückkehr an die Macht (Februar bis Juni 1815) folgen die endgültige Niederlage gegen ein englisch-preußisches Allianzheer bei Waterloo (18 .6. 1815) und die lebenslängliche Verbannung auf die Atlantikinsel Sankt Helena.
Stein, Heinrich Friedrich Karl vom und zum
(26.10.1757-29.6.1831)
Preußischer Staatsmann, leitete grundlegende Reformen der Staatsverwaltung, des Finanz- und Bildungswesens ein (Bauernbefreiung, kommunale Selbstverwaltung, Freiheit der Person und des Grundeigentums, Ersetzung der Kabinettsregierung durch ein Staatsministerium mit fünf Fachministern).
Ludwig I., König von Bayern
(25.8.1786-29.2.1886)
Vom 13.10.1825 bis zum 19. 3. 1848 König von Bayern. Der gläubige Katholik nimmt zahlreiche Reformen seines Vorgängers zurück. Er erneuert säkularisierte Klöster, ist ein Förderer der Künste und Wissenschaften, baut München zur blühenden Metropole aus. Während der Märzrevolution von 1848 dankt er nach den Protesten gegen sein Verhältnis mit Lola Montez freiwillig ab.
Montgelas, Maximilian Joseph Graf von
(12.9.1759-14.6.1838)
Bayerischer Politiker und Reformer, Rechtsstudium in Straßburg (1770–1776) und Ingolstadt (1777), anschließend Wirklicher Hofrat bayerischen Diensten (Bücherzensurrat). 1785 quittiert er wegen seiner Mitgliedschaft im Illuminatenorden den Dienst. In Pfalz-Zweibrücken wird er engster Berater des späteren bayerischen Kurfürsten und Königs Max Joseph. 1796 formuliert er ein umfassendes Reformprogramm für Bayern („Ansbacher Mémoire“). 1799 folgt er Max IV. Joseph als leitender Minister nach München. Von 1799 bis 1817 ist er Minister für auswärtige Geschäfte, von 1803 bis 1806 und 1809 bis 1817 Finanzminister, von 1806 bis 1817 ist er Innenminister. Außenpolitisch betreibt er zunächst das Bündnis Bayerns mit Frankreich (1805) und später die Abkehr vom französischen Bündnispartner (1814). Innenpolitisch fördert er bis zu seiner Entlassung im Jahr 1817 zahlreiche Reformen, darunter.
•  die Beseitigung adliger und geistlicher Steuerprivilegien
•  die Gleichbehandlung aller vor dem Gesetz, in der Besteuerung oder beim Militärdienst
•  die Schaffung einer zentralisierten Verwaltung im gesamten Staatsgebiet
•  die Förderung einer einheitlichen Ausbildung und Besoldung der Beamtenschaft
•        die Einführung der konfessionellen Toleranz
Weishaupt, Adam
(6.2.1748-18.11.1830)
Hochschullehrer, Philosoph, radikaler Aufklärer und Schriftsteller, gründete 1776 den Illuminatenorden in Ingolstadt, flieht nach der Auflösung des Ordens 1784 nach Gotha, wo er eine Anstellung als Hofrat findet. 1808 wird er zum auswärtigen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt.
BegriffeErklärung
AufklärungEnde des 17. Jahrhunderts in England und Frankreich aufkommende geistesgeschichtliche Strömung, die im 18. Jahrhundert ganz Europa erfasst. Zentrales Moment ist die Betonung der Vernunft. Sie ist das maßgebliche Instrument der Welt-, Daseins- und Wahrheitserkenntnis und begründet die Normen des ethischen, politischen und sozialen Handelns. Das Postulat der kritisch prüfenden Vernunft leitet die Ablösung der Heiligen Schrift und des Traditionswissens als bislang vorherrschender Erkenntnisquelle durch Empirie und Wissenschaft ein.
HochstiftReichsunmittelbares geistliches Fürstentum, in dem ein Bischof als Landesfürst (Fürstbischof) neben der geistlichen auch die weltliche Gewalt ausübt, kurz: weltlicher Herrschaftsbereich eines Fürstbischofs.
Illuminaten1776 von Adam Weishaupt (1748-1830) in Ingolstadt gegründeter, der Aufklärung verpflichteter und nach dem Muster der Freimaurerei und des Jesuiten-Ordens organisierter Geheimbund. Die Illuminaten ("Erleuchteten") befürworten eine herrschaftsfreie und gleiche Gesellschaft, allgemeine Bildung, die Abschaffung des absolutistischen "Despotismus" und der geistigen Bevormundung durch die Kirche. 1784 wird der Orden aufgrund vermeintlich konspirativer und religionsfeindlicher Tendenzen verboten und 1785 in Bayern aufgelöst.
KoalitionskriegeVier Kriege, die europäische Länder zwischen 1792 und 1807 in wechselnden Koalitionen gegen das revolutionäre, napoleonische Frankreich führten.
KurfürstWeltlicher oder geistlicher Herrscher, dem das Recht der Königswahl (Kur) zusteht.
MediatisierungAufhebung der Reichsunmittelbarkeit weltlicher und geistlicher Territorien sowie Körperschaften (Fürstentümer, Städte, Dörfer, Ritterschaften, Klöster), die dadurch nicht mehr wie bisher dem Reich unterstellt sind. Im Zuge der Mediatisierung gehen die Herrschaftsrechte und Besitzungen auf die jeweiligen Landesherren über. Durch die Mediatisierung gewinnt Bayern sechs Hochstifte und 13 Reichsabteien hinzu.
NiedergerichtsbarkeitTeilbereich der Rechtspflege, die nicht mit dem Tode oder durch Leibstrafen gebüßte Rechtsbrüche ahndet und meist an die Grundherrschaft gebunden ist.
ReichsdeputationshauptschlussAm 25.2. 1803 erlassenes Reichsgesetz, das den Landesherren ermöglicht, souverän, frei und vollständig über das Klostervermögen in ihren Territorien zu verfügen.
ReichsstadtBis 1806 eine Stadt, die nur dem Reich (Kaiser) untersteht.
ReichsunmittelbarkeitBis 1806 die besondere Rechtstellung von Personen oder Körperschaften (Klöster, Städte, Dörfer), die ausschließlich und unmittelbar dem Reich (Kaiser) untergeben sind.
RheinbundAuf Betreiben Napoleons am 11. 7. 1806 gegründete Offensiv- und Defensivallianz von zunächst 16 süd- und westdeutschen Fürsten, die sich zu gegenseitiger Militärhilfe im Kriegsfall verpflichten. Am 1. 8. 1806 sagt sich der Bund vom Reich los. Franz II. legt daraufhin die Kaiserkrone nieder (6. 8. 1806) und das "Heilige Römische Reich" Deutscher Nation" erlischt. 1808 gehören 39 Staaten zum Rheinbund, ab 1813 zerbricht die Koalition.
SäkularisationAufhebung klösterlicher Gemeinschaften und Einzug ihres beweglichen und unbeweglichen Besitzes durch den Staat. In Bayern führt die Säkularisation von 1803 zur Auflösung und Enteignung nahezu aller Klöster und Ordensniederlassungen.
StaatsabsolutismusRegierungsform, die dem Staat die unbeschränkte Ausübung aller Herrschaftsrechte einräumt und die politische Mitgestaltung durch Einzelpersonen oder gesellschaftliche Gruppen (Adel, Stände, Kirche) weitestgehend beseitigt.
Ständisches KlosterReichsunmittelbares Kloster, dessen Vorsteher die geistliche und weltliche Herrschaft über sein Territorium ausübt und damit zugleich Sitz und Stimmrecht im Reichstag besitzt.

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