Bayern 2 - radioWissen


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Download-Center Einsatz im Unterricht

Stand: 19.05.2014 | Archiv

Vorarbeit

Lernziele: Das 14. Jahrhundert ist für das Heilige Römische Reich eine Zeit äußerer und innerer Umbrüche. Die Reichspolitik ist durch den Kampf zwischen weltlichem und geistlichem Machtanspruch bzw. die Frage des strittigen Vorrangs von Kaisertum oder Papsttum geprägt. In Deutschland sorgt zudem die Konkurrenz der habsburgischen, luxemburgischen und wittelsbachischen Dynastien für erhebliche Spannungen. Zugleich verstärkt das Autonomiestreben der mächtigen Reichsfürsten den Druck auf das Königtum. Am Beispiel Ludwigs des Bayern lernen die Schülerinnen und Schüler wichtige, über die Epoche hinaus wirkende Strukturen, Herrschaftsformen, Herrschaftskonflikte und Entwicklungen im Europa des frühen und hohen Mittelalters kennen. Schwerpunkte bilden dabei Ludwigs lebenslange Auseinandersetzung mit den Machtansprüchen des Papsttums und die Methoden seines Machtausbaus bzw. seines Machterhalts vor dem Hintergrund der beginnenden Territorialsierung.
Weitere lehrplankonforme Themenfelder sind:

  • Wahlkönigtum, Hausmacht und Reichsstände
  • Wesen, Befugnisse und Problematik des Königtums im Spätmittelalter
  • die spätmittelalterliche Idee des Kaisertums
  • der Streit zwischen Kaiser und Papst
  • die exemplarische Biographie einer mittelalterlichen Herrscherpersönlichkeit
  • Rolle und Politik der Reichsfürsten (Kurfürstenkolleg)
  • die Entstehung territorialer Landeshoheiten
  • Bayerns Entwicklung unter den Wittelsbachern

Die Sendung eignet sich zur Abrundung der Behandlung des Mittelalters/Spätmittelalters im Geschichtsunterricht.

Die Sendung im Unterricht

Hinführung zum Thema: Vorschlag 1: Die Lehrkraft zeigt ein Bild der Goldbulle Ludwigs des Bayern bzw. des Reliefs aus dem Nürnberger Rathaussaal. (Bildvorlagen sind unter http://www.hdbg.de/ludwig-der-bayer/ zu finden). Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, die Bildelemente zu identifizieren und zu deuten. Im Vordergrund steht dabei die Frage nach dem Wesen und den Aufgaben des König- bzw. Kaisertums im (Spät-)Mittelalter. Vorschlag 2: Die Schülerinnen und Schüler berichten, was sie über die Wahl zum deutschen Bundespräsidenten wissen, wer das Recht hat zu wählen und wer gewählt werden kann. Anschließend tragen sie im Unterrichtsgespräch das vorhandene Wissen über die Besonderheiten des spätmittelalterlichen Königtums und des Verfahrens der Königswahl zusammen. In einem zweiten Schritt rekapitulieren sie ihre Kenntnisse über das Kaisertum und die Kaiseridee des Mittelalters.
Zur Ergänzung der Schülerbeiträge kann die Lehrkraft einige Informationen als Rahmenwissen vermitteln, beispielsweise:

  • Problematik des Wahlkönigtums und Verfahren der Königswahl
  • Reichweite und Einschränkung der Königsgewalt
  • Grundzüge der Auseinandersetzung zwischen Papsttum und Kaisertum
  • Grundzüge des Armutsstreits

Hören

Die Lehrkraft geht nochmals auf das Relief aus dem Nürnberger Rathaussaal ein und erklärt, dass es Ludwig IV., den ersten König und Kaiser aus dem bayerischen Haus der Wittelsbacher, zeigt. Die Schülerinnen und Schüler hören die Sendung oder die Audio-Ausschnitte.

Nacharbeit:

Nachbearbeitung: Vorschläge für Leitfragen zum Radiobeitrag, Arbeitsaufträge und Gruppenarbeiten.

  • Wie läuft die Wahl Ludwigs zum König ab?
  • Warum ist Ludwig auch nach seiner Ernennung von den Kurfürsten abhängig? (Er kann in die Territorien seines Reiches kaum eingreifen, weil wichtige Königsrechte, die Regalien, längst an die Fürsten übergegangen sind.)
  • Warum ist Ludwig auf die Unterstützung durch die Reichsstädte abgewiesen? (Der König benötigt die Städte wegen ihrer Finanzkraft.)

Ausgehend vom Einfluss der Kurfürsten wird nun eine Entwicklung beleuchtet, die die Zeit prägte: Die Herrscher in den Territorien wollen die Zentralgewalt (König/Kaiser) schwächen und ihre eigene Landeshoheit ausbauen.
Wie wehrt sich Ludwig der Bayer dagegen?
Ludwig betreibt Hausmachtpolitik und versucht sich eine Machtbasis zu schaffen. Die Schülerinnen und Schüler gehen der Frage nach, ob ihm dies gelingt.
In einem weiteren Schritt wird die Rolle des Papstes beleuchtet, der die Oberherrschaft für sich beansprucht. Ludwig widersetzt sich und wird dabei von den Kurfürsten unterstützt. Im Kurverein zu Rhense betonen sie 1338, dass ein gewählter König keiner Anerkennung durch den Papst bedarf. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten die Gründe für die Haltung der Kurfürsten heraus und kommen zu dem Schluss, dass sie ihre starke Position im Reich verteidigen wollen - nicht nur gegen Ansprüche des Königs, auch gegen die das Papstes. Anschließend Diskussion: Warum ist es im späten Mittelalter so schwer, ein machtvolles "nationales" Königtum aufzubauen?

Arbeitsblätter

Arbeitsblatt 1: "Was geschah wann?". Anhand einer selbst zu füllenden Zeittafel verankern die Schülerinnen und Schüler wichtige Daten und Ereignisse zur Geschichte Ludwigs des Bayern. Arbeitsblatt 2: "Kaiser und Papst im Kampf um Investitur und "Weltherrschaft". Die Schülerinnen und Schüler sichern das im Radiobeitrag vermittelte Wissen über das problematische Verhältnis zwischen weltlicher und geistlicher Gewalt. Sie lernen, dass Kaiser wie Otto der Große (936-973) und Heinrich III. (1039-1056) über die Kirche herrschten, Bischöfe und Äbte einsetzten und bestimmten, wer den päpstlichen Thron besteigt. Sie erfahren, dass Bischöfe und Äbte im Reich nicht nur geistliche Würdenträger sind, sondern auch wichtige Aufgaben im Staatsapparat erfüllen.
Arbeitsblatt 3: "Das Weistum von Rhense - Die Kurfürsten bieten dem Papst die Stirn." Das Arbeitsblatt vertieft das Wissen über die Antwort der deutschen Kurfürsten auf den päpstlichen Anspruch, die Gültigkeit der Königswahl zu bestätigen.
Arbeitsblatt 4: "Die kaiserliche Würde und Gewalt ist von Gott allein" - Ludwigs "Kaisergesetz" Licet iuris." Die Schülerinnen und Schüler machen sich mit Ludwigs Auffassung vom Ursprung der kaiserlichen Gewalt vertraut.
Arbeitsblatt 5: "Das kaiserliche Siegel - Die Goldbulle als Herrschaftssymbol". Das Arbeitsblatt ermöglicht die vom gymnasialen Lehrplan (Exemplarische Vertiefungen zu 7.1 und 7.2) geforderte Auseinandersetzung mit einer komplexen Bildquelle. Die Schülerinnen und Schüler analysieren das kaiserliche Siegel als ein wichtiges Dokument symbolischer Politik.
Arbeitsblatt 6: "Kaiser von Gottes Gnaden - Ludwig zeigt seine Macht und ihren Ursprung." Auch dieses Arbeitsblatt ermöglicht die vom gymnasialen Lehrplan (Exemplarische Vertiefungen zu 7.1 und 7.2) geforderte Auseinandersetzung mit einer komplexen Bildquelle. Durch die Analyse des Kaiserreliefs aus dem Nürnberger Rathaussaal vertiefen die Schülerinnen und Schüler ihre Kenntnisse über das Wesen, die Funktion und das Selbstverständnis des Kaisertums in der Auslegung Ludwigs des Bayern.

Lehrplanbezug

Lehrplan für die bayerische Mittelschule
6. Jahrgangsstufe
Geschichte - Sozialkunde - Erdkunde, 6.5 Das Mittelalter, 6.5.1 Fortleben des römischen Reiches im Mittelalter: Anfänge der europäischen Reiche nach dem Zerfall des Karolingerreiches; 6.5.2 Lebensbedingungen: politische Grundlagen: das römisch-deutsche Reich, religiöse Grundlagen: die christliche Kirche; 6.5.3 Lebensformen (zwei Inhaltsbereiche sind verbindlich): dörfliche Lebenswelt, klösterliche Lebenswelt, ritterliche Lebenswelt, städtische Lebenswelt; 6.5.5 Arbeitsweisen, Arbeitstechniken: eine Exkursion zu einem mittelalterlichen Baudenkmal in der eigenen Region vorbereiten und dokumentieren

Lehrplan für die bayerische Realschule
7. Jahrgangsstufe
Geschichte, 7.1 Das Werden des mittelalterlichen Europas, Wandel von Herrschaft im Hochmittelalter: Nachfolgeregelung im Herrscheramt des Reiches, die Entwicklung zum Territorialstaat am Beispiel Bayerns; 7.2 Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur im Mittelalter: Leben der Adeligen, Leben und Arbeiten in der Stadt

Lehrplan für das bayerische Gymnasium
7. Jahrgangsstufe
Geschichte, 7.1 Die mittelalterlichen Grundlagen Europas, 7.2 Die Herausbildung der frühneuzeitlichen Staatenwelt: Anfänge der Nationenbildung am Beispiel Frankreichs oder Englands, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation: Wahlkönigtum, Hausmacht, Reichsstände, Bayerns Entwicklung zum Territorialstaat, u. a. Landstände; Exemplarische Vertiefungen zu 7.1 und 7.2: unsere Heimatregion oder unsere Stadt im Mittelalter, Auseinandersetzung mit einer komplexen Bildquelle, Biographie einer mittelalterlichen Herrscherpersönlichkeit, Erlebnis Geschichte: Streitgespräch zwischen Kaiser und Kurfürsten oder zwischen Herrscher und Vertretern der Stände


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