Bayern 2 - radioWissen


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Download-Service Einsatz im Unterricht

Stand: 02.07.2015 | Archiv

Vorarbeit

Lernziele: Die russische Oktoberrevolution von 1917 ist ein Ereignis, das den Gang der Weltgeschichte für immer veränderte und bis heute prägt. Im Zentrum dieser Erschütterung steht Wladimir Iljitsch Uljanow, der sich ab 1900 den Kampfnamen Lenin gab. Der Radiobeitrag macht die Schülerinnen und Schüler mit den wesentlichen Fakten seiner Biografie und seiner Entwicklung vertraut. Die Schüler

  • erfahren, dass die Hinrichtung seines Bruders, der ein Attentat gegen den Zaren geplant hatte, zur radikalisierenden Wende im Leben Lenins wird;
  • verstehen die von Lenin geführten Bolschewiki als treibende Kraft des politischen Umsturzes, der in der Oktoberrevolution von 1917 gipfelt;
  • lernen, dass Lenins Angst vor konterrevolutionären Kräften ein System des Roten Terrors schuf, das die noch junge und instabile Sowjetmacht schützen sollte;
  • begreifen, wie sich die Diktatur der Proletariats zu einem totalitären Regime entwickelt;
  • erkennen, dass sich Lenins Traum von einer gerechteren und besseren Gesellschaft nicht erfüllt.

Einsatz im Unterricht

Hinführung zum Thema: Die Lehrkraft zeigt ein Bild von Lenin als Redner in kämpferischer Pose. (Die Google-Bildersuche liefert unter den Stichwörtern "Lenin" und "Revolution" eine große Zahl brauchbarer Vorlagen.) Nachdem die Schülerinnen und Schüler das Bild eine Weile betrachten konnten, sollen sie das Dargestellte kommentieren und einordnen: "Wen sehen wir hier?", "Wofür ist dieser Mensch berühmt?", "Wann hat er gelebt?", "Was hat er getan oder geleistet?"
Die gesammelten Ergebnisse werden stichwortartig auf der Tafel notiert. Als Ertrag sollten mindestens folgende Begriffe genannt sein: Lenin, Revolution, UdSSR, Russland, Kommunisten, Umsturz.
Anschließend leitet die Lehrkraft auf das gemeinsame Hören des Radiobeitrags über. Um das Verständnis des Beitrags sicherzustellen, sollten zuvor unbedingt einige Schlüsselbegriffe mithilfe des Glossars und Buch- oder Internetrecherche geklärt sein (Bolschewismus, Weiße Armee, Rote Armee, Zar, Oktoberrevolution, Konterrevolution, Bolschwiken).

Nachbearbeitung

Nacharbeit: Die Arbeitsblätter und Arbeitsaufgaben dienen der Festigung des im Radiobeitrag vermittelten Wissens und der Vertiefung aufgeworfener Fragen. Die Sendungsausschnitte können zur Motivation und thematischen Strukturierung des Unterrichtsgesprächs oder als Ergänzung der Arbeitsblätter eingesetzt werden.
Arbeitsblatt 1: "Vom Musterschüler zum Revolutionär: Die Jahre 1870 bis 1902." Das Arbeitsblatt bündelt wichtige Information zur Herkunft Lenins und rückt die Hinrichtung seines Bruders Alexander als Ausschlag gebendes Moment der Radikalisierung in den Vordergrund. Die Schülerinnen und Schüler rekapitulieren zentrale Ziele des revolutionären Umsturzes. Arbeitsblatt 2: "Vom Ausbruch der Revolution bis zum Beginn des Roten Terrors: Die Jahre 1903 bis 1917." Das Arbeitsblatt skizziert Lenins Weg vom Agitator im Exil zum unangefochtenen Führer der russischen Marxisten. Die Schüler halten fest, dass Lenin die Wirren des Ersten Weltkriegs und der Februarrevolution nutzt, um den endgültigen Umsturz im Oktober 1917 vorzubereiten und die Diktatur des Proletariats zu verkünden. Arbeitsblatt 3: "Von der Diktatur des Proletariats bis zum Roten Terror: Die Jahre 1917 bis 1923." Das Arbeitsblatt behandelt die Auswüchse der Diktatur des Proletariats. Die Schüler werden mit dem Auslöser, den Methoden und Verbrechen des Roten Terrors vertraut. Sie begreifen, dass Lenin seinen Traum von Gleichheit und Gerechtigkeit nicht umsetzen konnte.

Leitfragen zum Hörverstehen: Um die wichtigsten biografischen und historischen Fakten zu sichern, kann die Lehrkraft folgende Leitfragen vor dem gemeinsamen Hören als Arbeitsaufgaben verteilen. Die Antworten werden nach dem Hören zusammengetragen, berichtigt und ergänzt.
Was verbindet man mit Lenin, was macht seine historische Bedeutung aus?
Er war Gründer der ersten marxistischen Partei, Begründer der internationalen kommunistischen Bewegung und Schöpfer des ersten sozialistischen Staates der UdSSR und somit der Welt.
Woher kam Lenin, wo wuchs er auf?
Er wird 1870 in Simbirsk geboren, einer kleinen Stadt an der Wolga. Lenins Vater war der Mathematik- und Physiklehrer Ilja Nikolajewitsch Uljanow (1831-1886), der als Inspektor von Volksschuleinrichtungen in den erblichen Adelsstand erhoben wurde. Seine Mutter, Maria Alexandrowna Blank (1835–1916) stammte aus niederem deutsch-baltischem Adel. Lenin wuchs in einer Intellektuellenfamilie auf, die sich sozial und kulturell liberal betätigte.
Was war das einschneidende Erlebnis in seinem Leben?
Als Lenin 17 Jahre alt war, wurde sein älterer Bruder Alexander, zu jener Zeit Biologiestudent in Sankt Petersburg, wegen eines versuchten Attentats auf Zar Alexander III. hingerichtet. Die Gnadengesuche der Mutter waren erfolglos. Lenin musste erleben, dass nach dem Tod seines Bruders die Familie in seiner Heimatstadt geächtet wurde. Lenin entwickelte daraufhin einen Hass auf die Gesellschaft, den Zaren, den Adel und die Liberalen.
Welchen revolutionären Zielen verschrieb sich Lenin schon als Gymnasiast?
Er wollte nach seinem Idol, Karl Marx, die russische Gesellschaft mit einer kommunistischen Revolution von einer bürgerlichen Gesellschaft in eine Diktatur des Proletariats verwandeln und den Kapitalismus zerschlagen, den Zaren stürzen, sowie eine kommunistische Gesellschaft ohne Privateigentum etablieren.
Wie beginnt Lenins Laufbahn?
Der Jura-Absolvent mit hervorragendem Abschluss gründete mit gleichgesinnten Regimegegnern den "Petersburger Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse", wird kurz danach aber verhaftet und für zweieinhalb Jahre nach Sibirien verbannt.
Wie beschreiben Historiker Lenins Charakter?
In seiner Jugend galt er als liebenswürdig und freundlich. Nach dem Schicksalsschlag wird er hart und eisern, auch gegen sich selbst und andere.
Wohin treibt es Lenin nach dem Ende seiner Verbannung in Sibirien?
Lenin geht im Alter von 30 Jahren ins Exil, unter anderem auch nach München, London und Genf.
Welche Partei baute Lenin mit Genossen zu einer revolutionären Kampforganisation aus?
Die Bolschewistische Partei, die nach einem Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands 1903 aus der Spaltung der Gesamtpartei unter Lenins Führung entstand. Sie war eine Kaderpartei aus Berufsrevolutionären, ganz nach Lenins Vorstellungen.
Welche Rolle übernahm Lenin kurz vor und nach der Oktoberrevolution?
Sie kam Lenin gelegen, er stand zunächst nicht an ihrer Spitze. Bauern und Arbeiter hatten sich 1917 während des Ersten Weltkriegs, wegen schlechter Arbeitsbedingungen und Lebensmittelknappheit, vom Zarenregime abgewandt. Die Not trieb die unteren Schichten der russischen Gesellschaft auf die Straßen. Der Druck der Revolten, Demonstrationen und Streiks stürzte die Regierung, der Zar dankte ab. Lenin setzte sich, aus seinem Genfer Exil nach Russland zurückgekehrt, an die Spitze der Revolution, musste aber dann nach Finnland ausweichen. Als die Bolschewiki die Machtübernahme der Sowjets, der Räte, ausrufen, wird Lenin Regierungschef und proklamiert die Diktatur des Proletariats. Jahre des "Roten Terrors" folgen, Bürgerkrieg, Verfolgung und Ermordung von Millionen von Andersgesinnten.
Wie war Lenins Ende?
Lenin als Gründer der Sowjetunion und erster Führer des russischen Arbeiter- und Bauernstaates erreichte nicht Gerechtigkeit und Gleichheit in der russischen Gesellschaft, stattdessen herrschten Terror und Gewalt. Lenin stirbt nach mehreren Schlaganfällen 1923 im Alter von 53 Jahren.

Lehrplanbezug

Lehrplan für die bayerische Realschule
9. Jahrgangsstufe
Geschichte, 9.3 Erster Weltkrieg und Nachkriegsordnung: Entscheidungsjahr 1917: Kriegseintritt der USA, russische Oktoberrevolution; die Nachkriegsordnung: Bürgerkrieg und Aufbau der Sowjetunion. 9.5 Totalitäre Herrschaft, Zweiter Weltkrieg und die Folgen: Totalitäre Systeme in Europa: der Stalinismus in der UdSSR

Lehrplan für das bayerische Gymnasium
8. Jahrgangsstufe
Geschichte, 8.3 Imperialismus und Erster Weltkrieg: 1917: Kriegseintritt der Vereinigten Staaten; Russische Revolution: Lenin, Kriegsende, Friedensverträge und Probleme der Nachkriegsordnung


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