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Hitler wird zu Hitler

Hitler Hitler wird zu Hitler

Stand: 14.03.2019

Die wegen eines Puschversuchs im November 1923 Angeklagten, Adolf Hitler (M), der Hauptangeklagte General a.D. Erich Ludendorff (l) und Oberlandführer Dr. Friedrich Weber im Gespräch (undatierte Aufnahme). | Bild: picture-alliance/dpa

Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg und den Revolutionswirren ist Deutschland ein verarmtes, international geächtetes Land. Die einst Ton angebenden Politiker sind überfordert. Unzählige bürgerliche Existenzen gehen in die Brüche, die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Stolze Offiziere verarmen, weil sie außer dem Kriegshandwerk nichts gelernt haben. Die neue Reichswehr braucht sie nicht und es gibt keine Dienstanweisung für das Zivilleben. Viele Frustrierte engagieren sich in völkisch-nationalistischen Kreisen.

Für Hitler sind Not und Elend nichts Neues. All das kennt er zur Genüge aus seiner Wiener Zeit, als er ein ärmliches Dasein fern jeglicher bürgerlicher Sicherheit fristete. Nun ist er nicht mehr der Versager, nun gibt es zigtausende verzweifelte Abgestürzte. Plötzlich sieht Hitler einen Sinn im eigenen Dasein, er spürt, dass die Welt, die ihm bislang die Teilhabe verwehrte, verschwindet. In einer Zeit, in der Werte umgewertet werden, findet er eine Rolle für sich.

Hitler trifft den Zeitgeist

Im Herbst 1919 ist Hitler in die Deutsche Arbeiterpartei eingetreten, die sich bald Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) nennt. Hitler kann reden - und die Menschen hören ihm zu. Er wirkt glaubwürdig, als er sich als "Mann aus dem Volk" präsentiert und den Menschen sagt, er verstehe ihre Gefühle.

Mit seiner Agitation ist er auf der Höhe der Zeit. Viele Deutsche verachten die Politiker alter Prägung ebenso wie Repräsentanten der Weimarer Demokratie. Monarchie und Adel haben in ihren Augen ausgedient, demokratische Herrschaft ist ihnen fremd und von Akademikern wollen sie sich nicht mehr vorschreiben lassen, was zu tun ist. Der frühere Gefreite Hitler, der nicht müde wird, von seiner Liebe zum deutschen Volk zu sprechen, findet aufmerksame Zuhörer.

Hitler vermittelt eine Vision

Hitler präsentiert sich als Stimme der Entrechteten. Er erzielt Wirkung, wird immer selbstbewusster. Anfangs meint er noch, er müsse einem neuen starken Mann als Trommler den Boden bereiten, doch bald wird ihm klar, dass ER der künftige "Führer" ist. Hitler inszeniert fortan sich als Retter Deutschlands und gibt einfache Antworten auf komplexe Fragen. Mit ihm an der Spitze, so die Botschaft, wird ein national geeintes Reich zu neuer Bedeutung finden. Er hat ein untrügliches Gespür für seine Zuhörer, kann diffuse Ängste geschickt aufgreifen.

Wenn Hitler über Juden wettert, bekommt er Applaus, also steigert er die Agitation. Hitler gibt fortan den "Judenfachmann", das nötige Wissen hat er sich in Wien angeeignet. Er prangert - mit immer mehr Hass - die vermeintlich Schuldigen für das Elend und die Demütigung der Deutschen an: die Juden und ihre Helfershelfer, die Marxisten. Der Nationalsozialismus, so die Botschaft, stellt sich dem Feind in den Weg. Das Gut-Böse-Schema verfängt, die Verursacher aller Probleme sind ausgemacht - Antisemitismus hat nie anders funktioniert.

So verbreitet Hitler die Idee einer von Juden gesäuberten "Volksgemeinschaft". Als die Nationalsozialisten an die Macht gelangen, werden Rassismus und Antisemitismus zur Staatsdoktrin, am Ende der Entwicklung steht der Massenmord an den europäischen Juden.

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Adolf Hitler hält gestenreich eine Rede (undatierte Aufnahme) | Bild: picture-alliance/dpa zum Thema Hitler Die frühen Jahre bis zum Putsch

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