Bayern 2 - radioWissen

Prägende Phasen im Leben des jungen Hitler

Hitler Prägende Phasen im Leben des jungen Hitler

Stand: 18.03.2019

Das zeitgenössische Porträt zeigt den jungen Adolf Hitler (1889-1945) als Soldat | Bild: picture-alliance/dpa

Nachdem sein Erbe aufgebraucht ist, haust Hitler in billigen Absteigen und landet schließlich im Wiener Nachtasyl. Später, als er sich in "Mein Kampf" eine Vita auf den Leib schneidert, deutet er die Wiener Zeit in "Lehrjahre" um, in die "schwerste, wenn auch gründlichste Schule meines Lebens". Tatsächlich wird in Wien Hitlers "Weltanschauung" grundgelegt.

Österreich-Ungarn befindet sich zu dieser Zeit in einer Identitätskrise. Von Preußen nach dem verlorenen 1866er Krieg aus Deutschland verdrängt, muss sich der Vielvölkerstaat auf seine Balkanaktivitäten beschränken - doch es bleibt ein wehmütiges Zugehörigkeitsgefühl zum Nachbarn. Mit der Industrialisierung und der Verstädterung einhergehende soziale Spannungen wecken Ängste in Teilen der Gesellschaft, zudem empfinden viele Menschen die Moderne - und ihre Repräsentanten - als Bedrohung. Ressentiments machen die Runde. Der Antisemitismus schweißt die Antimodernisten zusammen, Judenhass gibt vielen Österreichern Zusammenhalt.

Adolf Hitler liest völkisch-antisemitische und alldeutsche Schriften, interessiert sich für Rassenkunde. Er tritt in Wien zwar nicht offen als Antisemit auf, doch er hat judenfeindliches Gedankengut aufgenommen ist wohl - wie viele seiner Landsleute - ein "Alltagsantisemit", der kein Problem damit hat, mit Juden zu verkehren. Doch es braucht nur mehr einen Anlass und ein pathologischer Antisemitismus bricht sich Bahn.

Kriegsdienst und Rückkehr nach München

Im Jahr 1913 zieht Hitler nach München, doch auch hier führt er ein Außenseiterdasein. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbricht, lässt er sich von der Massenbegeisterung mitreißen. Der Krieg wird als Befreiung, als "reinigendes Gewitter" empfunden, Männer hoffen darauf, sich zu bewähren und als Helden heimzukehren. Hitlers Existenzangst verfliegt, er zieht als Freiwilliger mit einem bayerischen Regiment in den Kampf. Zwar dient er die meiste Zeit als Meldegänger, doch der blutige Stellungskrieg hinterlässt auch bei Hitler seine Spuren. Er erhält das Eiserne Kreuz Zweiter und Erster Klasse, doch er macht keine nennenswerte militärische Karriere, bleibt Mannschaftsdienstgrad.

Die Niederlage 1918 erschüttet Deutschland. Es kommt zu Meutereien, Revolution, Not, Hunger und Anarchie. Hitler, der im Lazarett liegt, um eine Giftgas-Verwundung auszukurieren, wittert Verrat: Sozialistische Umtriebe und Kriegsgewinnler in der Heimat haben die Front zu Fall gebracht. Ein deprimierter Hitler kehrt nach München zurück - und beschließt Politiker zu werden.

Bald wird er auch diese Lebensphase umdeuten. Und das klingt so: Er, der einfache Mann aus dem Volk, der Nobody, der Gefreite mit dem Tapferkeitsorden, wird von der "Vorsehung" auserwählt, um Deutschland zu neuer Größe zu verhelfen.

Zurück zur Übersichtsseite

Adolf Hitler hält gestenreich eine Rede (undatierte Aufnahme) | Bild: picture-alliance/dpa zum Thema Hitler Die frühen Jahre bis zum Putsch

Er ist ein junger Mann unter vielen: intelligent, gute Auffassungsgabe, Typ Eigenbrötler, ansonsten ohne besondere Eigenschaften. Dennoch steigt Adolf Hitler zur Führungsfigur des Nationalsozialismus und zum Herrn Deutschlands auf. [mehr]