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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Tag des Löwens

Ob auf dem Oktoberfest ähnlich laut gebrüllt wird, wie in der Serengeti sei dahingestellt, Fachleute hören den Löwen angeblich auf acht Kilometern Entfernung. Das entspricht ungefähr der Luftlinie zwischen dem Münchner und dem Pasinger Marienplatz, wenngleich die CSU gern den Eindruck erweckt, sie könne bis Berlin brüllen. Dabei zeigt schon ein flüchtiger Blick auf das Wappen unseres schönen Freistaats: Die beiden dort knurrenden Löwen lassen ihre Zungen hängen, als ob der Starnberger See ausgetrocknet und die Staatskanzlei versandet ist. Wobei, die Indizien dafür haben die Löwen auf ihrer Seite: Sonst würden sie auf der Wiesn ja nicht 11,60 Euro für eine Maß Mineralwasser berechnen. Eine Glosse von Peter Jungblut.

Von: Peter Jungblut

Stand: 10.08.2023

Dass unser bayerisches Wappentier gewöhnlich zwanzig Stunden am Tag schläft, macht zweifellos einen Teil unserer sprichwörtlichen Gemütlichkeit aus: Ein Löwe lässt sich halt nicht für Zwergziegen wecken, allenfalls für Antilopen. Und manchmal steht er nicht mal dafür auf, sondern wartet, bis ein Ochse vorbeikommt, und sei es portionsweise.

Das ist in der Steppe nicht anders als auf der Wiesn, daran sei heute, am Welttag des Löwen, bei allem Respekt vor dem König der Tiere erinnert. Ob auf dem Oktoberfest ähnlich laut gebrüllt wird, wie in der Serengeti sei dahingestellt, Fachleute hören den Löwen angeblich auf acht Kilometern Entfernung. Das entspricht ungefähr der Luftlinie zwischen dem Münchner und dem Pasinger Marienplatz, wenngleich die CSU gern den Eindruck erweckt, sie könne bis Berlin brüllen.

Dabei zeigt schon ein flüchtiger Blick auf das Wappen unseres schönen Freistaats: Die beiden dort knurrenden Löwen lassen ihre Zungen hängen, als ob der Starnberger See ausgetrocknet und die Staatskanzlei versandet ist. Wobei, die Indizien dafür haben die Löwen auf ihrer Seite: Sonst würden sie auf der Wiesn ja nicht 11,60 Euro für eine Maß Mineralwasser berechnen.

Schrecklich abgemagert wirken unsere Löwen übrigens auch, schauen Sie bei Gelegenheit ruhig mal genauer hin. Vermutlich leben sie seit dem Ende der bayerischen Monarchie vegan. Zwar schießt die Regierung immer noch Böcke, aber davon wird ja keiner mehr satt. Seit das erste Wildschwein mit einem Löwen verwechselt wurde, brach für die Raubtiere sowieso eine Welt zusammen, nicht nur Brandenburg. Man nahm ihnen das Letzte, was sie noch hatten: Ihr Beuteschema. Seitdem gilt auch für sie die Unschuldsvermutung, eine Erniedrigung, die man ihnen gerne erspart hätte.

Und im Zirkus Krone müssen sie sogar ab und zu mit dem Dompteur schmusen, so dass es wohl nur noch eine Frage der Zeit ist, bis der erste Löwe behauptet, im falschen Körper geboren zu sein und als Zebra weitermacht. Das sollte in einem fortschrittlichen Land zwar völlig normal sein, dürfte aber erhebliche Auswirkungen auf das bayerische Staatswappen haben. Zwar haben die Löwen dort jetzt schon rote Finger- und Zehennägel, schwarz-weiß gestreift würden sie aber doch eine Spur zu sehr an die preußische Flagge erinnern.

Der Ruf der Wildnis

Ja, der Löwe hat halt nicht mehr die ungebrochene Autorität aus der bekannten Kinderserie der Augsburger Puppenkiste, als er vom Kamel noch deutlich zu unterscheiden war. Damals schluckte er allerdings auch Schlaftabletten, vermutlich, um der royalen Führungsrolle jederzeit gewachsen zu sein.

Inzwischen gibt es ja Löwen, die ihre Markenrechte an Senfhersteller abgetreten haben, in der Glücksspielbranche tätig sind oder Unternehmensgründer in eine Fernsehhöhle locken. Da dürfen die armen Tiere dann nur noch an Geschäftsideen nagen, statt an Knochen, was zwar ein dickes, aber kein glänzendes Fell macht. Was sollten wir dem Löwen an seinem heutigen Welttag also wünschen? Na klar: Dass er endlich durchschläft, bis ihn der Ruf der Wildnis weckt.


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