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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Curry&Leben

Die Lebenserwartung in Deutschland sinkt, der Verzehr von Currywürsten steigt. Ist das ein Zufall oder verbirgt sich dahinter ein schreckliches Geheimnis? Eine überlebenswerte Glosse von Severin Groebner.

Von: Severin Groebner

Stand: 24.05.2024

Heute in sieben Monaten ist Weihnachten! Sagt der Kalender. Aber wer weiß schon, ob man das noch erlebt. Sagt eine internationale Studie über Lebenserwartung in Europa. Denn da ist Deutschland - und somit auch Bayern - abgerutscht. Während man in Westeuropa im Durchschnitt mit 82,25 Jahren die Patschen streckt, wie man in Wien sagt - also das Zeitliche segnet -  ziehen man und frau sich in Deutschland schon mit 80,55 Jahren den Holzpyjama an.

Wenn man die Fachleute fragt, woran es liegt, sagen die immer dieselben langweiligen Sachen: Rauchen, Trinken, zu wenig Bewegung und schlechte Ernährung. Nie erwähnen dagegen die Experten: auf Hochspannungsleitungen urinieren, ohne Pilotenschein einen Hubschrauber steuern, auf die Autobahn legen, Urlaub in Kriegsgebieten oder der Verzehr von radioaktivem Material. Obwohl das auch alles dazu beiträgt, dass man sehr schnell ein Bankerl reist, also in bälde aus dem Leben scheidet.

Woran es aber tatsächlich liegen könnte, hat nun das Volksfest in Cham in der schönen Oberpfalz ans Licht - oder besser auf den Tisch - gebracht. Dort wanderten nämlich zum wiederholten Mal weitaus mehr Currywürste über die Theke als traditionelle Grillhendl. Und das in Bayern! Denn die Currywurst ist in diesem Bundesland eine invasive Art.

Fett und Curry. Curry und Fett.

Was eingeschleppte Süßwasserkrebse für deutsche Gewässer sind, das ist die Currywurst für bayerische Teller. Ein Eindringling. Nur mit dem Unterschied, dass sich die Currywurst über die große Zahl ihrer Fressfeind erst richtig ausbreitet. Die Wurst triumphiert durch ihr Verzehrt-werden über das Hendl, das sich noch immer unangeknabbert traurig am Grill dreht.

Und wer weiß wirklich, was in der Currywurst drinnen ist? Curry, ja, klar. Aber sonst? Undefinierbare Fleischfüllung. Wonach schmeckt die? Wieder nach Curry. Denn etwas anderes kann man bei einer Currywurst auch gar nicht schmecken, außer: Curry. Fett und Curry. Curry und Fett. Da kann man alles drunter mischen. Anders gesagt: Seit Jahren sinkt die Rate der aufgeklärten Giftmorde in diesem Land. Der Verzehr von Currywürsten steigt aber gleichzeitig. Vielleicht Zufall, vielleicht auch nicht.

Wäre eine gute Gelegenheit mal eine andere großangelegte Studie mit zwei Gruppen von Probanden durchzuführen: Eine bekommt nur Currywürste zu essen, die andere darf nicht rauchen, nicht trinken, muß regelmäßig Bewegung machen und sich gesund - also ohne Currywürste - ernähren. Und das dreissig Jahre lang. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein. Sofern man sie noch erlebt. 30 Jahre ist ja eine lange Zeit. Naja: Hauptsache man hat eine längere Lebenserwartung als ein Grillhendl.


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