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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Tag der Bratwurst

Viele packen im Moment Würste auf den Grill und sind überrascht, was dabei herauskommt. Da ist es gut, dass in Thüringen jetzt das 1. Deutsche Bratwurstmuseum eröffnet wird. Eine Glosse von Wolfram Schrag.

Von: Wolfram Schrag

Stand: 16.08.2023

Der Sommer ist zurück. Und damit auch alles, was diese Jahreszeit ausmacht. Badehosen und Handtücher, Sonnenschutz, aufblasbare Gummiboote und nicht zuletzt die Würstchen aus der Gefriertruhe. Denn nur wenn diese fröhlich auf dem Grill brutzeln, ist für viele überhaupt Sommer. Dann wird gegrillt, was das Zeug hält.

Meist sind es Männer, die mit viel Hitze und wenig Erfahrung aus blassen Würstchen brettharte schwarze Kreaturen fertigen, die nur mit viel Wohlwollen und noch mehr Senf überhaupt noch genießbar sind. Da hilft auch keine Ausrede, dass die Kleinen jetzt schnell eine Wurst haben wollten. Und um es ganz klar zu sagen: Es ist egal, ob diese vegan oder vom Schwein sind. Wer etwas so zusammengrillt, gefährdet sich und seine Lieben. Grillwürste sind zwar eine der ältesten Varianten von Fast-Food, immerhin gibt es die schon mindestens seit dem Mittelalter. Aber, etwas Geduld braucht es eben doch und Fingerspitzengefühl.

Vielleicht sollten all jene mal nach Thüringen fahren. Dort, in Mühlhausen, wird heute das erste deutsche Bratwurstmuseum wiedereröffnet an neuem Platz und noch viel schöner. Klar, auch Nürnberg hat sein Bratwurstmuseum, denn Franken und Thüringen batteln sich mindestens seit 1313 um die schönste Wurst. Aber bleiben wir in Thüringen, wo ab heute in Mühlhausen Bratwurstfesttage beginnen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Höhepunkte sind sicher die Thüringer Grillmeisterschaften am Samstag.

Die Bratwurstkultur neigt sich dem Ende zu

Was aber macht die Bratwurst zur Thüringer? Sie muss 15 bis 20 Zentimeter lang sein. Das ist so festgeschrieben und seit 2003 als Herkunft durch die Europäische Union geographisch geschützt. Und deshalb ist es ein Frevel, die Wurst einfach mal zu halbieren, damit sie nicht Zentimeter über das Brötchen hinausragt. Von wegen, man könne sie besser essen. Experten geißeln dies als zerbrochene Bratwurst. Die Bratwurstkultur neige sich dem Ende zu. Und sie raunen, dass es den Thüringern schon deshalb an den Kragen geht, weil nun jeder sein Würstchen so bezeichnen darf, nur weil es in Thüringen produziert wird. Hauptsache Herkunftsstempel. Das könnte man dann als Thüringer Verhältnisse bezeichnen, die auch im übertragenen Sinne immer wieder für Komplexität und seltsames Verhalten stehen.

Aber zurück zu den Grillmeisterschaften in Mühlhausen. Hier geht’s um die Wurst. Machen Sie es wie die Profis: Würstchen in die Mitte des Grills legen, wo es besonders heiß ist und ein paar Minuten garen. Und dann ab an den Rand, wo es nicht mehr so heiß ist und weitere Minuten liegen lassen und, nicht zu vergessen, immer wieder wenden. Und werden Sie nur nicht hektisch. Schnell ist eines der Würstchen durch den Grillrost gefallen. Und im Übrigen gilt auch hier: Üben, üben, üben. Die Wettervorhersage dafür ist günstig.


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