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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Col-gate Ladendiebstahl made in USA

Die Vereinigten Staaten erleben eine Welle von Ladendiebstählen. Die Supermärkte reagieren: Kontrollen am Ausgang und die Zahnpasta verschwindet in der Glasvitrine. Dabei weckt doch das Weggeschlossene erst recht Begehrlichkeiten! Eine Glosse von Michael Zametzer.

Von: Michael Zametzer

Stand: 19.09.2023

Viel wurde in den letzten Wochen über Jugendsünden gesprochen – Vermeintliche oder Tatsächliche. Zu den Klassikern juveniler Schandtaten zählt da immer noch: der Ladendiebstahl. Gern als Mutprobe von Gleichaltrigen eingefordert. An dieser Stelle ein Disclamer, wie es heute heißt: Ladendiebstahl ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat! Trotzdem: Es ist schon ein ganz besonderer und berührender Moment für Mütter und Väter, wenn sie die Adoleszenten zum ersten Mal aus dem muffigen Büro vom Supermarktfilialisten abholen. Ach, sie werden so schnell groß!

Wie sich Ladendiebstahl allerdings in Teilen der Vereinigten Staaten auswächst, das hat mit dem beherzten Griff jugendlicher Langfinger ins Kaugummiregal nichts mehr zu tun: Aus Oversea wird berichtet, dass dort Supermarktketten Alltagsartikel wie Waschmittel und Zahnpasta hinter Glas einschließen - wie bei uns nur den teuren Single Malt Wiskey oder das Fläschchen Edelduft. Der Grund: Shoplifting wird zum Massenphänomen!

Think big – dafür sind die Staaten ja bekannt. Und so wundert es nicht, dass auch der Ladendiebstahl ein paar Nummern größer ausfällt als bei uns. Schon soll es ganze maskierte Gruppen geben, die sich bei Walmart, Macies und Co. zum „Shoplifting Flashmob“ verabreden! Nun höre ich sie schon rufen, Europas moralintrunkene Unkenrufer: Pah, wer seine Supermärkte schon „Giant“, „Target“ oder „Home Depot“ nennt, und außerdem: sind doch eh alle bis an die Basecap bewaffnet – sollen sie sich doch gegenseitig vom Klauen abhalten! So verschwindet also die Zahnpasta künftig in der Glasvitrine, daneben liegt die Kleinkalibermunition im Wühltisch. Greifen Sie zu! 

Aber ist die Lock-up-Strategie der US-Supermärkte wirklich so zielführend?

Und bei uns? Heimische Supermärkte lassen da die Ware immer noch weitgehend offen für den freien Zugriff, auch das Regal für die sogenannte Quengelware – wo Kaugummi, Fruchtdrops und Erdnussriegel verführerisch feilgeboten werden - neben Zigaretten und Weinbrand-Fläschchen.

Aber ist die Lock-up-Strategie der US-Supermärkte wirklich so zielführend? Schließlich galt schon immer der Grundsatz: Was weggesperrt ist, weckt erst recht Begehrlichkeiten!

Von Preußens König Friedrich dem Zweiten aka dem Großen ist die Legende überliefert, wie er die bis dato verschmähte Kartoffel dem störrischen Preußenvolk schmackhaft gemacht haben soll: Der alte Fuchs, äh Fritz hat einen Erdäpfelacker einzäunen und von Militär bewachen lassen. Tag und Nacht. Und was geschah: Des Nachts kamen die ignoranten Kartoffelverächter angeschlichen, zum Knollenklau! Weil wenn wer was bewachen lässt, muss es sicher wertvoll sein! So gewann die Kartoffel die Herzen und Mägen der Deutschen!

Warum also nicht gleich in die Offensive gehen? Meine Empfehlung an den Bundesdeutschen Einzelhandel: Nicht den Highland-Schnäppes wegsperren, sondern alles, was gesund ist: Brokkoli, Kohlrabi und Co.! Wenn dann einer mit der Hand in den Karotten erwischt wird – laufen lassen! „Beehren Sie uns bald wieder!“ Die Verluste kompensiert dann das Gesundheitsministerium aus den eingesparten Millionen für Ernährungskampagnen. Gesunde Ernährung – es könnte so einfach sein!


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