Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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8. November 1930 Uraufführung des Singspiels "Im weißen Rößl"

In dieser Revueoperette steht das Glück vor der Tür, und im gleichnamigen Hotel sowieso: Im „Weißen Rössl“ am Wolfgangsee. Das Singspiel von 1930 mixt Modetänze mit Spitzenballett und Jazztanz. Pointiert, bissig, ironisch. Kein Wunder, dass den Nationalsozialisten der despektierliche Umgang mit „Folklore“ missfiel. Autorin: Susi Weichselbaumer

Stand: 08.11.2023 | Archiv

08 November

Mittwoch, 08. November 2023

Autor(in): Susi Weichselbaumer

Sprecher(in): Caroline Ebner

Redaktion: Frank Halbach

"Im Weißen Rössl am Wolfgangsee. Dort steht das Glück vor der Tür" – und nach Irrungen und Intrigen küsst der Oberkellner die Wirtin. Und statt Josefa nennt der Leopold sie Pepperl. Obwohl er eigentlich hat kündigen wollen. Weil sie einen reichen Hotelgast lieber mag. Das stimmt nicht. Es regt sie bloß auf, dass der Leopold ihr dauernd reingschaftelt ins Management. Also nimmt sie seine Kündigung an. Aber sie engagiert ihn sofort wieder. Als Ehemann auf Lebenszeit. Und dann wird geküsst. Also nicht sofort. Ein Kunde platzt ins Büro, der ein Zimmer buchen will. Am Durchgang zur Wirtschaft möchte ein Gast zwei Flaschen Sekt bestellen. In der Küche arbeiten die Mägde: „Küss die Hand, Frau Chefin!“. Schließlich wird der Verlobungskuss – jetzt versucht auf der Hotelterrasse – Opfer des just da einsetzenden salzkammergutischen Schnürlregens. Fast. Denn wie heißt es: "Es muss was Wunderbares sein…"

Die ganze Welt ist himmelblau

Was ein Finale in dieser Filmvariante von "Im weißen Rössl“. Die Wirtin spielt 1952 Johanna Matz. Ihr Kellner ist Walter Müller. Dessen Rivale um Hand und Herz der Chefin: Johannes Hesters. Erfunden hat die Geschichte Ralph Benatzky schon viel früher für die Bühne. Der österreichische Komponist ist bekannt für opulente launige Operetten mit eingängigen Melodien. Folklore verbindet sich bei Benatzky gerne mit Jazz. Wienerlied trifft Klassik und Zithertrio, dazu Foxtrott, Walzer oder Marsch. Insgesamt gilt: "Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein".

´s ist einmal im Leben so

Allerdings: Als das Singspiel "Im Weißen Rössl" am 8. November 1930 Premiere hat im Großen Schauspielhaus in Berlin, ist Benatzky gar nicht nach lustig. Regisseur Erik Charell hat darauf bestanden, auch Songs anderer Komponisten einzubauen. "Mein Liebeslied muss ein Walzer sein" von Robert Scholz. Oder von Robert Gilbert: "Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist". Die Kritiken sind euphorisch: Die Rede ist von wunderbar respektloser Frivolität, von der überwältigenden Internationalität des gezeigten Sankt Wolfgang. Die Nazis verbieten das Stück wegen despektierlichen Umgangs mit Folklore.  

Nach dem Krieg kehrt es umso erfolgreicher zurück auf Bühne und Leinwand. Neuaufnahmen des Singspiels richtet Benatzky oft mit ein, komponiert um oder ganz neu. Auch für die Verfilmung von 1952 mit Johanna Matz und Johannes Hesters. Benatzy gewöhnt sich wohl daran, dass ständig wer zu seinem "Im Weißen Rössl" neue Ideen entwickelt. 1960 beispielsweise fällt den Drehbuchschreibern für schon wieder eine Kinofassung ein: Der reiche Gast kommt in einem Hubschrauber am Hotel an. Die Handlung ist schnell von der Kaiserzeit verlegt in ein Jetzt. Doch für die Aufnahmen fehlt in Österreich ein Hubschrauber. Der kommt aus Deutschland, aufgrund der Zollbestimmungen in Einzelteile zerlegt, per LKW an den Wolfgangsee. Aber: Montiert man ihn halt, weil was macht man nicht alles für ein bissl: "Im Weißen Rössl am Wolfgangsee. Dort steht das Glück vor der Tür".


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