Bayern 2 - Das Kalenderblatt


1

6. Februar 1595 Walter Raleigh besteht auf Legende vom Eldorado-Gold

Irgendwo muss die sagenumwobene Goldstadt Eldorado doch zu finden sein! Schließlich berichten spanische Chronisten seit dem 17. Jahrhundert darüber Der englische Seefahrer Sir Walter Raleigh setzt alles daran, den legendären Schatz im Flusslabyrinth des südamerikanischen Orinocos aufzuspüren. Jagt er ein Phantom? Autorin: Prisca Straub

Stand: 06.02.2023 | Archiv

06 Februar

Montag, 06. Februar 2023

Autor(in): Prisca Straub

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Die Queen hatte auf der Stelle abgewunken: Eldorado? Das legendäre Goldreich voll unermesslicher Schätze?! Unsinn! - Doch Sir Walter Raleigh ist sich sicher: Er weiß jetzt, wo es liegen muss, das sagenhafte Land. Irgendwo versteckt im Orinoco-Becken. Und es eilt. Er muss den spanischen Konquistadoren doch unbedingt zuvorkommen! Also sticht der englische Staatsmann am 6. Februar 1595 in See. Um den südamerikanischen Dschungel auf eigenes Risiko zu durchforsten.

Der legendären Goldstadt auf der Spur

Denn genauso war es: Die spanischen Eroberer waren Eldorado längst auf der Spur. Im Tiefland des Amazonas hatten sie jedoch keinen entscheidenden Hinweis auf die Goldstadt finden können. Doch da waren diese Gerüchte, immer mehr und immer wildere - etwa die Überlieferung dieses für europäische Ohren schier wahnwitzigen Rituals der Indigenen: ein mit Edelsteinen bepacktes Floß in der Mitte eines Sees. Ein nackter, von oben bis unten mit Goldstaub bepuderter Herrscher. Und dann: Der Vergoldete springt ins Wasser, spült sich die Pracht von der Haut, während alle mitgebrachten Schätze über Bord geworfen werden. Auf Nimmerwiedersehen.

Wo, bei allen Heiligen, liegt also dieser See voller Gold und Edelsteine? - Schon 50 Jahre vor Sir Walter Raleigh hatten die Spanier einen heißen Verdacht: die Lagune von Guatavita, unweit von Bogotá im heutigen Kolumbien. Die Konquistadoren hatten nichts unversucht gelassen, um an die versenkten Schätze zu kommen. Arbeiter sollten den See - ausschöpfen. Mit Kürbisschalen. Nach drei Monaten Arbeit war der Wasserspiegel um drei Meter gefallen und hatte tatsächlich einige goldene Gegenstände freigegeben. Dann kam die Regenzeit - und machte alles zunichte.

Ein paar Jahre später: Ein Stichkanal sollte den See trockenlegen. Das Wasser fiel um 20 Meter. Dann stürzte ein Teil der Uferbefestigung in sich zusammen und begrub Hunderte Arbeiter. Weitere vereinzelte Preziosen waren zum Vorschein gekommen - doch der See lief wieder voll.

Raleigh zwischen Schlingpflanzen

Gute Nachrichten! - Für Sir Walter Raleigh. Er hat seinen eigenen Plan. Der Engländer findet neue Indizien, folgt ungenauen Karten und vagen Gerüchten. Zunächst legt er sich noch mit den Spaniern an, dann lässt er sich von Indigenen durch das Flusslabyrinth am Orinoco paddeln. Scheucht mit seinem Kanu Krokodile auf. - Und ist nach ein paar Monaten zwischen undurchdringlichen Schlingpflanzen mehr oder weniger orientierungslos. Nur das Edelmetall der Ureinwohner - Raleigh hat es wie vor Augen! - Doch wo ist es? - Wo?

Sir Walter gibt auf. Für dieses Mal. Doch er wird wiederkommen. - Und wieder mit leeren Händen heimkehren. Übrigens: Rund 400 Jahre später wird in einer Höhle bei Bogotá ein kleines Kunstwerk gefunden. Ein filigranes Floß aus Gold. Es trägt eine prachtvolle Herrscherfigur umringt von Begleitern. Ist das der Beweis? Dass die Eldorado-Zeremonie tatsächlich stattgefunden hat? - Grabungen in der Lagune von Guatavita sind heute streng verboten. Sollte Gold auf dem Grund liegen, ist es unerreichbar.


1