Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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26. Juni 1974 Strichcode-System erstmals eingesetzt

Schon 1949 führten Joseph Woodland und Bernard Silver erste Versuche mit der Barcode-Technologie durch. Durchgesetzt hat sich das System aber erst in den 1970er Jahren - auf Druck der Supermarktkette Walmart. Autorin: Yvonne Maier

Stand: 26.06.2020 | Archiv

26 Juni

Freitag, 26. Juni 2020

Autor(in): Yvonne Maier

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Es ist bis in die 1980er Jahre ein geläufiges Bild in Supermärkten in ganz Deutschland. Eine Verkäuferin nimmt die Etikettiermaschine in die Hand und stellt sich vor eine Palette mit Konservendosen. Und ratsch! ratsch! ratsch! etikettiert sie jede von ihnen mit Preisen. Millionenfach passierte das damals jeden Tag in jedem Supermarkt der Welt. Waren mussten mit kleinen Preisschildchen ausgestattet werden.

Die Morse-Idee

Ganz schön aufwändig. Das muss doch einfacher gehen, schneller, einheitlicher, denken sich zwei US-amerikanische Ingenieure. Einer von ihnen, Joseph Woodland, war als Kind bei den Pfadfindern. Und jeder ordentliche Pfadfinder lernte damals den Morsecode. Viele Jahre lang hatte dieses Wissen für ihn keinen konkreten Nutzen - bis er eines Tages am Strand von Miami spazieren geht. Schon länger macht er sich Gedanken, wie man Waren mit einem universellen Code auszeichnen könnte. Da malt mit dem Finger vier Linien in den Sand - mit unterschiedlichen Abständen. Ganz nach Morse-Idee! Statt Punkten und Strichen hat er Linien und Lücken - perfekt um alle Waren der Welt eindeutig auszuzeichnen. Mit seinem Freund Bernhard Silver meldet er schon in den 1950er-Jahren das Patent dazu an. Doch durchsetzen werden sich Strichcodes, die wir heute auf allen unseren Waren finden, erst viel später.

Zuerst muss sich nämlich die Wirtschaft auf dieses System einigen. Dann muss sie es genauer ausarbeiten - wie viele Striche? Wie viele Lücken? Was bedeuten die Striche und Lücken an welcher Stelle des Barcodes? Und mit am wichtigsten: Wer baut den Scanner, der an der Kasse alle diese Informationen einliest?

Die Scannerkasse

Erst am 26. Juni 1974 ist der Strichcode samt Scanner marktreif. Und in einer Filiale der US-Supermarktkette Troy in Ohio zieht eine Verkäuferin das erste Mal ein Produkt über den Scanner und verkauft es. Eine Zehnerpackung Kaugummi, Marke Juicy Fruit.

12 Stellen hat der Code zu dieser Zeit und ist damit für den US-amerikanischen Markt einheitlich.

Die Europäer wollen schnell auch mitmachen, und so beschließen sie, dasselbe System, etwas abgewandelt, zu übernehmen. Überredet werde die Lebensmittelhändler hierzulande übrigens vom Niederländer Albert Heijn, dem Präsidenten der gleichnamigen Supermarktkette. Und seit den 1980er Jahren setzt sich das System auch in Deutschland durch. Fast überall, um genau zu sein. Denn die Scannerkassen für die Strichcodes sind noch empfindlich, man muss die Ware oft mehrmals über den Laser ziehen, in der richtigen Richtung und nicht zu schnell oder zu langsam … und das macht lange Warteschlangen. Bis ins Jahr 2000 bei Aldi Süd und 2003 bei Aldi Nord dauert es, bis das Drüberziehen offensichtlich gleich schnell geht wie das auswendig-Preis-Eintippen der Kassiererinnen.

Und da steht übrigens schon fast der Nachfolger des Strichcodes in den Startlöchern: seit 2005 gibt es nämlich den Elektronischen Produktcode. Und der funkt. Man muss nichts scannen, nichts aus dem Einkaufswagen heben oder über irgendetwas drüberziehen. Einfach den Wagen vollladen und am Lesegerät vorbei gehen. Und das bedeutet: Man könnte sogar die Kasse selbst abbauen. Schade eigentlich.


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