Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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1. September 153 v. Chr. Römer sorgen für Verwirrung, warum der September so heißt

September - darin steckt das lateinische Wort für Sieben. Blöd bloß: Der September ist der neunte Monat im Jahr. Warum die alten Römer auf die Idee kamen, die Sieben für die Neun zu nehmen? Weil die Neun damals noch die Sieben war, zumindest nach römischer Auffassung des Kalenderablaufs. Autor: Martin Trauner

Stand: 01.09.2023 | Archiv

01 September

Freitag, 01. September 2023

Autor(in): Martin Trauner

Sprecher(in): Christian Baumann

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Heute ist der erste September. Der "Erste Neunte", wie wir sagen. Also der erste Tag im neunten Monat des Jahres. Gute Nachricht. Aber schon stolpert man über die Silbe "Septem-". Denn irgendwie weckt das den inneren Lateiner in uns und der fragt: hoppala, öha was ist denn da passiert? "Septem" das ist doch das lateinische Wort für sieben, von dem muss der Name des Septembers ja wohl abgeleitet sein. Und das muss ja der siebte und nicht der neunte Monat sein. Also: was ist denn da schief gelaufen in der Geschichte des Kalenders?

Die Römer

Ja gut, wie immer sind natürlich die alten Römer schuld daran. Von denen haben wir und natürlich der ganze westliche Kulturkreis die Monatsnamen übernommen. Vom Januar bis zum Dezember. Und der innere Lateiner in uns glaubt die Lösung zu wissen, denn der innere Lateiner, der sagt nochmals hoppla, öha - denn er weiß es noch aus vergangenen Zeiten, aus Schulzeiten, er weiß: Natürlich bei den alten Römern begann das neue Jahr immer Mitte März, Im Frühling, mit dem Beginn der Konsularien, Ja: und dann wäre der September tatsächlich der siebte Monat. So einfach, so gut. Ja nur, wenn das halt so schlicht wäre ...

Die ganz alten Römer

Ein Rückblick: Schon Romulus, der legendäre Stadtgründer, soll die Namen der Monate bestimmt haben. Bereits um das Jahr 750 vor unserer Zeitrechnung ... Also Romulus nannte den März, den ersten Monat seines eigens definierten Jahresbeginns nach dem Kriegsgott Mars. Mars, der war sein Vater. März war der Frühlingsbeginn.

Also ein guter Neujahrsanfang. Und im März, da beginnt dann natürlich die Kriegssaison, wegen des Kriegsgottes ... Für April, Mai und Juni fand Romulus auch noch historische Belege für die Namen der Monate. Dann ging ihm die Phantasie aus. Die nächsten Monate vom Quintus, also vom Juli, vom fünften bis zum zehnten Monat, bis zum Dezember, die nummerierte er einfach durch. Passt. Aber dann ...

Traditionell traten zwei römische Konsulen Mitte März des jeweiligen Jahres ihr Amt an. Wegen der Romulusgeschichte. Sie waren die Kriegsherren, mussten bei Schlachten vor Ort sein. Aber im Jahr 153 vor unserer Zeitrechnung sollen sich die alten Römer entschieden haben, dass der September statt zum siebten zum neunten Monat wird. Warum? Der römische Historiker Livius berichtet, dass seinerzeit eine Schlacht gegen die "Keltiberer", die heutigen Spanier, verloren ging. Die neuen römischen Konsulen hätten bis zur Kriegssaison im März warten müssen, um einzugreifen, so lange aber wollten sie sich nicht gedulden. Und so legte man den Beginn des neuen Konsulats auf den ersten Tag nach dem Dezember. Auf den heutigen ersten Januar. Und damit war der September von der sieben auf die neun gerutscht.

Leider haben das nicht alle im Römischen Reich mitgekriegt. Ein hinterfotziger Procurator in Gallien soll, fast eineinhalb Jahrhunderte später, von seinen Untergebenen im Monat "Dezember" noch für zwei weiter Monate Steuern eingefordert haben. Das sei ja erst der "zehnte Monat" von zwölf, behauptete er. Na immerhin wurde ihm der Prozess gemacht. Wie das ausging? Da schweigen die Quellen ...


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