Bayern 2 - Das Kalenderblatt


0

21. September 1983 Weltweit erstes Handy zugelassen

Fast kiloschwer und ein wuchtiger Knochen: So kommt das erste Mobiltelefon daher. Das Motorola DynaTac 8000X ist unhandlich und teuer, aber es verspricht Erreichbarkeit allüberall, also wird es für viele - reiche - Menschen schnell zum dauernden Begleiter. Autorin: Susanne Hofmann

Stand: 21.09.2023 | Archiv

21 September

Donnerstag, 21. September 2023

Autor(in): Susanne Hofmann

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Redaktion: Susi Weichselbaumer

"Geld schläft nie!" – mit diesen Worten reißt der skrupellose Spekulant Gordon Gekko den aufstrebenden Börsenmakler Bud Fox aus dem Schlaf. Gekko, gespielt von Oscarpreisträger Michael Douglas, spricht sie 1987 im Film "Wall Street" in sein Telefon. Aber nicht in irgendein Telefon – es ist ein Motorola DynaTac 8000X. Das erste kommerzielle Mobiltelefon weltweit und das erste, das Hollywood inszeniert: Gekko im Bademantel, bei Sonnenaufgang am Privatstrand, am Ohr ein – ja, man kann es nicht anders sagen – Riesentrumm. Es ist fast ziegelsteingroß, beige und hat eine lange Antenne. Stolzer Preis knapp 4.000 Dollar – das entspricht heute rund 10.000 Dollar. Das richtige Accessoire also für einen luxusverwöhnten Finanzguru. Zugelassen wurde es am 21. September 1983. Ein Jahr darauf sind 300.000 Exemplare davon verkauft. Liebhaberstücke, nichts für die breite Masse.

Wer kann das tragen?

Dieses erste tragbare Telefon "Handy" zu nennen, auf die Idee wäre damals wohl niemand gekommen – viel zu unhandlich das Ding. Mit seinen rund 800 Gramm Gewicht hatte es eher was von einer Hantel. Man konnte darin 30 Nummern speichern und damit eine halbe Stunde telefonieren, dann war die Batterie alle. Der entscheidende Fortschritt: Seine Besitzer waren nicht mehr angeleint ans Telefonkabel im Haus oder Büro, sondern konnten sich frei bewegen und dabei telefonieren – vorausgesetzt, das Netz gab es her und man konnte sich die astronomischen Telefongebühren leisten.

Schwer und teuer

Mehr Freiheit für alle – das war die Vision des Erfinders des Mobiltelefons, des Motorola-Ingenieurs Martin Cooper. Bei der Konkurrenz, der Telefongesellschaft AT&T, tüftelte man ebenfalls daran. Und so war es für Cooper ein triumphaler Moment, als er mit dem Prototyp des allerersten Mobiltelefons seinen ersten Anruf machte: Er stand auf einem Gehsteig mitten in Manhattan, als er beim Konkurrenten durchklingelte und in den Hörer sprach: Ich rufe Sie vom ersten tragbaren Telefon aus an. Der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung verstummte – er knirschte wahrscheinlich mit den Zähnen.

In den vier Jahrzehnten zwischen 1983 bis heute hat das tragbare Telefon eine atemberaubende Entwicklung hingelegt – vom klobigen Knochen zum Tausendsassa in Hosentaschenformat. Es lernte erst lesen und schreiben oder simsen, also SMS-Kurznachrichten empfangen und verschicken, später dann fotografieren und filmen. Die Geräte wurden dabei immer kleiner, leichter und für immer mehr Menschen zum unverzichtbaren Begleiter. Schließlich erschloss ihnen das Handy – nunmehr als Smartphone – die große weite Welt des Internets, mit Touchscreen statt Tasten. Es lotst uns durch die Gegend, verkuppelt Paare, übersetzt fremde Sprachen, kauft Tickets, überweist Geld. Mittlerweile gibt es mehr Handyanschlüsse auf der Welt als Menschen. Nahezu jeder ist erreichbar, immer und überall. Ohne Handy fühlt sich so mancher nackt, wie abgeschnitten von der Welt. Für viele ist der Griff zum Handy, im Schnitt 80-mal pro Tag, zur Zwangshandlung geworden. Und so heißt wahre Freiheit inzwischen vielleicht: Sich bewusst abkoppeln, das Handy zuhause lassen oder – der wahre Luxus – erst gar keines besitzen.


0