Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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5. Juli 1965 Maria Callas singt zum letzten Mal "Tosca"

Die Weltkarriere von Maria Callas, der Primadonna assoluta, der vielleicht berühmtesten aller Opernsängerinnen, währte nur 13 Jahre. Denn welche Sängerin hatte je zuvor mit ihrer Stimme die Menschen so fasziniert und berührt? Auch ihr letzter Opernauftritt war ein Triumph.

Stand: 05.07.2021 | Archiv

05 Juli

Montag, 05. Juli 2021

Autor(in): Frank Halbach

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

"Casta diva" – keusche Göttin lautet der Titel einer weltberühmten Arie aus Vincenzo Bellinis Oper "Norma", in einer Zeit als Norma noch eine Hohepriesterin war und kein Lebensmittel-Discounter.

Hohepriesterin und Göttin zugleich, die Diva der Opernbühnen war Maria Callas, in einer Zeit als ihre Stimme noch ganz intakt war, bevor sie das "casta" casta sein ließ und sich von Multimillionär und Playboy Aristoteles Onassis huldigen ließ.

Die "Primadonna assoluta", die absolut erste Dame und wichtigste Sängerin der Oper war die griechisch-amerikanische Sopranistin, die eigentlich Maria Anna Sofia Cecilia Kalogeropoulou hieß, in einer Zeit, bevor ihre ruhmreiche Karriere am Ende schien und sie selbst allmählich zum Mythos verblasste.

Skandal um Norma

Lange her. Einst hatte man sie umjubelt, ihrer magnetischen Wirkung, nur wegen ihr begann er Opern zu inszenieren, gestand Theater- und Filmregisseur Luchino Visconti. Doch dann, 1958, lästerte man der hochverehrten Diva. Schon eine Weile plagten die Callas Stimmprobleme, doch als Superstar solle sie mit Bellinis "Norma" die neue Saison in Rom eröffnen. Schon am Tag zuvor war ihr nicht wohl - Bronchitis meinte der Arzt. Aber absagen, das wollten die Römer auf gar keinen Fall. Schließlich war der italienische Staatspräsident mit seinen Ehrengästen im Haus. Man zwang die Callas mehr oder minder zu singen. Und die Primadonna assoluta brach die Vorstellung nach dem ersten Akt ab. Basta Casta Diva und Schluss. Einer der größten Skandale der Operngeschichte. Das Publikum grollte, die Presse erging sich in gehässigen Beschimpfungen, und die Callas ging auch. Sie tauschte das Dasein als Sängerin gegen das im internationalen Jet-Set.

Triumphale Tosca

Anfang 1964 erschütterte dann eine völlig unerwartete Neuigkeit die Musikwelt. Eine Neuigkeit mit mehr Presse als die Beatles. Fans campieren tagelang in frostigen Winternächten in Schlafsäcken und auf Klappstühlen vor dem Londoner Opernhaus in Covent Garden, um eine der heißbegehrten Karten zu ergattern: Für sie! Maria Callas als Tosca in Giacomo Puccinis gleichnamiger Oper. 22 Jahre ist ihr Rollendebut als Tosca in Athen her, 51-mal stand sie als Tosca auf der Bühne, das Fernsehen überträgt sogar die letzte Aufführung der Produktion von Starregisseur Franco Zeffirelli. Als Tosca triumphiert Maria Callas noch einmal. Und als Tosca nimmt sie Abschied von der Bühne. Am 5. Juli 1965 kommt es zum ultimativ letzten Opernauftritt der Primadonna assoluta: emphatisch, schwindelerregend, magisch.

Nur zwölf Jahre später, im Alter von nur 53 Jahren stirbt Maria Callas an Herzversagen. Manche meinen bitter, die Opernwelt habe sie zu diesem Zeitpunkt schon vergessen gehabt.

Der Bariton Tito Gobbi jedoch, der der Callas in ihrer letzten Tosca als Polizeichef Scarpia gegenüberstand, meinte: " Ich glaubte immer, dass sie unsterblich sei – und sie ist es!"


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