27. Juli 1983 Madonnas erstes Album
Als Klosterschülerin war Madonna Ciccone mäßig erfolgreich, dafür in späteren Rollen weltspitze. Die Queen of Pop schockiert, brüskiert, elektrisiert. Dann bekennt sich das Material Girl zu allerlei Heilslehren und rockt die Bühnen nicht mehr wirklich. Trotzdem: Madonna ist Legende. Autorin: Silke Wolfrum
27. Juli
Dienstag, 27. Juli 2021
Autor(in): Silke Wolfrum
Sprecher(in): Christian Baumann
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach / Susi Weichselbaumer
Der Besuch von Klosterschulen treibt manchmal ungeahnte Blüten. Madonna Louise Ciccone bewahrte sich von ihrer religiösen Erziehung kleine Kruzifixe. Die machten zusammen mit ihren abgefahrenen Second-Hand-Klamotten, darunter gerne nabelfreie T-Shirts und in die Haare verknotete Strumpfhosen, ihren ganz speziellen trashy-Look aus. Zahllose Mädchen ahmten sie nach. Auf dem Weg ganz nach oben vertraute die Kruzifix-Trägerin aber weniger auf Gott, als auf sich selbst. Madonna gilt als von Ehrgeiz besessen, kalkulierend und egoistisch. Vor allem aber ist sie eine harte Arbeiterin.
Nach oben. Ganz nach oben!
Ihre erste Single "Everybody" startete schon mal unter miesen Voraussetzungen. Ihr damaliger Freund Mark Kamins war zwar einer der berühmtesten New Yorker Discjockeys, aber wie man eine gute Single produzierte, wusste er nicht wirklich. Sire Records, ein Zweig des Warner Brothers Musik-Konzerns, fand das Resultat dann auch so mäßig, dass man beschloss, die Single als schwarze Dance-Floor-Musik zu vermarkten. Die "schwarze Madonna" sollte also tunlichst nicht auf dem Cover erscheinen. Groß Werbung wurde nicht gemacht, lohnt sich nicht, dachte man damals wohl.
Vielleicht findet sich ja wer…
Also übernahm Madonna, gerade mal 25 Jahre alt, die Sache selbst. Über ihre Tanzauftritte in diversen New Yorker Discos war sie in der Szene schon bekannt. Jetzt versuchte sie, nachts so vielen DJs wie nur möglich ihre Single aufzuquatschen und tagsüber verteilte sie Werbe-Flugblätter für die Single.
Mit bis ins Detail geplanten Auftritten machte sie Wirbel und erreichte so immerhin, dass ihr ein Musik-Video finanziert wurde, zu dem in Clubs in ganz Amerika getanzt wurde. Dass Madonna eindeutig nicht schwarz war, spielte dann wohl keine Rolle mehr.
"Everybody" zog in die Hitparaden ein, schaffte es sogar auf Platz 1, wenn der Song auch bei den viel bedeutenderen Billboard Top100 durchfiel. Aber immerhin gewährte ihr jetzt Seymour Stein, der Präsident von Sire Records, eine Audienz an seinem Krankenbett, in dem er sich gerade von einer Herz-OP erholte. Er nahm die junge Künstlerin für eine weitere Single und ein Album unter Vertrag. Jetzt sollte Reggie Lucas als Produzent ran. Mit dem stand Madonna auf permanentem Kriegsfuß, denn – Zitat Lucas – "Sie hatte ihre eigenen Vorstellungen, wie sie alles haben wollte".
Na sowas!
Lucas sah in diesem Mädchen jedenfalls nicht den zukünftigen Superstar, weshalb DJ und neuer Freund John "Jellybean" Benitez dann noch etwas nachmischte. Heraus kam am 27. Juli 1983 das erste Album namens – Madonna. Die acht Songs darauf beschrieb die spätere Queen of Pop rückblickend als "Aerobic-Album" und "reichlich schwach". Nichtsdestotrotz äußerte sie bereits ein halbes Jahr nach Veröffentlichung bei ihrem ersten Fernsehauftritt auf die Frage, was sie mal machen wolle, wenn sie "erwachsen" wäre: "Die Welt erobern."
Ein weiteres halbes Jahr später war ihr erstes Album in den Top 10 und verkaufte sich weltweit millionenfach. Und das war erst der Anfang auf dem Weg zu einer der erfolg- wie einflussreichsten Sängerinnen der Welt.