Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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9. September 1993 Goldschatz in Trier gefunden

Die einen arbeiten Tag und Nacht, andere spielen über Jahre Lotto. Wege zum Geld gibt es viele. Die meisten führen erfahrungsgemäß in eine Sackgasse. Es sei denn, man hat einen Metalldetektor. Zumindest legt das die Geschichte von Erich Meixner nahe, der mal eben einen Goldschatz findet. Autorin: Silke Wolfrum

Stand: 09.09.2022 | Archiv

09 September

Freitag, 09. September 2022

Autor(in): Silke Wolfrum

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Was würden Sie tun, wenn Sie eines Abends einen Riesenhaufen alter Goldmünzen finden würden? A: Sie sackeln den Schatz diskret ein und nehmen Kontakt mit der Unterwelt auf oder B: Sie zücken ihr Handy und rufen die Polizei? Nun Erich Eixner tat nichts davon, er zwickte sich nach eigenen Angaben erstmal in den Hintern, um sich davon zu überzeugen, nicht zu träumen. Dann packte er den Schatz in einen Plastikeimer und ging nach Hause. Das war am 9. September 1993 und ein Handy hatte damals niemand.

Eimer voller Gold

Trier ist ja eine uralte Stadt, die älteste Deutschlands übrigens, und alte römische Goldmünzen scheinen dort immer wieder mal herumzuliegen. Jedenfalls fand Erich Eixner am Tag vor dem besagten Abend auf der Baustelle eines Krankenhauses in der Innenstadt bereits einige davon, weshalb er abends noch einmal mit einem Metall-Detektor zurückkehrte. Abendstund hat Gold im Mund, sagte ihm sein Bauchgefühl und auf das soll man ja immer hören.

Goldader

Da Eixner glücklicherweise Hobby-Archäologe und nicht Hobby-Krimineller war, rief er von zu Hause aus Karl-Josef Gilles, den damaligen Kustos vom rheinischen Landesmuseum Trier an. Also mitten in der Nacht. Der hielt das Ganze für einen Jux. Ein Eimer voller Gold? Haha. Und gute Nacht. Immerhin vereinbarten sie einen Termin für den nächsten Tag. Ob Eixner gut schlief, ist nicht überliefert.

Vielleicht sah er sich bis zum Morgengrauen die in die Goldmünzen geprägten Köpfe von Nero, Hadrian und Marc Aurel an und träumte von einem Leben in Saus und Braus?
Karl-Josef Gilles jedenfalls traute seinen Augen nicht, als Eixner bei ihm am folgenden Tag auftauchte. Um die 2000 Münzen breitete Eixner vor ihm aus und es kamen noch mehr dazu. Denn: Ein Erdaushub von der Krankenhaus-Baustelle war zu einem Hotel gebracht worden, um damit einen Parkplatz zu bauen. In diesem Aushub fanden 18 weitere Hobby-Archäologen noch mehr Münzen. In Trier scheint es von Hobby-Archäologen und Baustellen nur so zu wimmeln.

Jedenfalls besaß das Landesmuseum am Ende rund 2600 Goldmünzen aus der Zeit von 64 - 196 n. Chr. und damit den größten römischen Goldmünzschatz der Welt. Knapp 1800 Jahre waren die Münzen in einem Bronzegefäß aufbewahrt verborgen gewesen - bis Erich Eixner mit seinem Metalldetektor kam. Das Gefäß hatte übrigens vorher ein Bagger gecrasht. 

2019 versuchten dann drei Kriminelle den Schatz aus dem Museum zu klauen. Sie schlugen mit einem Vorschlaghammer auf die Glasvitrine ein, hinter der er lag und lösten den Alarm aus. Schon kam die Polizei. Mit leeren Händen rannten die Verbrecher davon und ließen ihre Sport-Tasche mit DNA-Spuren zurück, weshalb zumindest einer der drei später verhaftet werden konnte. Was uns zeigt: Klauen lohnt sich nicht, nicht wahr, Herr Eixner?
"Ich weiß nicht, was ich heute machen würde", soll der später mal gesagt haben.

Der Goldschatz ist rund 5 Millionen Euro wert, Herr Eixner soll ursprünglich eine Million Mark als Finderlohn versprochen worden sein, es wurde dann aber nur ein 5stelliger Betrag. Aber man muss ja auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.


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