Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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10. Februar 1942 Glenn Miller erhält goldene Schallplatte für "Chattanooga Choo Choo"

Eine Fahrt mit einer Dampflok von New York nach Tennessee als Big-Band-Swing. Glenn Millers Aufnahme des Chattanooga Choo Choo von 1941 gewann die erste offizielle goldene Schallplatte der Musikgeschichte. Autor: Markus Vanhoefer

Stand: 10.02.2021 | Archiv

10 Februar

Mittwoch, 10. Februar 2021

Autor(in): Markus Vanhoefer

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Vielleicht sollten sich Songwriter, die von Hit-Sehnsüchten gequält werden, ganz einfach einmal in ein Zugabteil setzen. Das rhythmische Rattern der Räder, das gleichmäßige Vorbeiziehen der Landschaft, das Tuten der Lokomotive, all das scheint von äußerst inspirierender Wirkung zu sein. Glaubt man der Legendenbildung, dann ging es dem Oscar-prämierten Texter-Komponisten-Duo Harry Warren und Mack Gordon so.

Mit der Bahn

Um 1940 muss es gewesen sein, da sind die beiden im Südosten der USA auf den Gleisen der Southern Railway unterwegs, als sie die Idee zu einem neuen Stück entwickeln. Wie könnte es anders sein, verfassen sie eine Bahnfahrt in Tönen.

Die Geschichte, die sie erzählen, beginnt in New Yorks Pennsylvania Station, wo sich ein anonymes männliches Wesen von einem Schuhputzer die Stiefel polieren lässt. Anschließend eilt der Unbekannte zu Gleis 29. Und los geht´s Richtung Süden. Ziel der imaginären Reise ist die Stadt Chattanooga in Tennessee. Dort wartet jemand sehnsüchtig auf den Mann aus New York. 

Big-Band-Swing ist der Sound der Zeit. Und so erhält der Song ein orchestrales Jazz-Gewand. Clou des Arrangements sind die Blechbläser, welche die Sirene einer Lok des Modells "Birmingham Special" effektvoll imitieren.

"Chattanooga Choo Choo" taufen Warren und Gordon ihr "Eisenbahn-Oeuvre". 

Der Titel mit dem lautmalerischen Tröten beginnt seine glänzende Karriere auf der Kinoleinwand. 1941 kommt die Schnee- und Eislaufromanze "Sun Valley Serenade" in   US-amerikanische Lichtspieltheater.

Einer der Charaktere des Hollywood-Musicals ist ein Big-Bandleader namens Phil Corey.

Die erste goldene Schallplatte

In einer Szene probt Corey mit seiner Truppe in der Cafeteria eines Ski-Resorts einen neuen Titel ein. "Chattanooga Choo Choo. Let´s go", sagt der lässige Orchester-Chef zu seinen Musikern, ehe er das Stück einzählt. Schnell entwickelt sich die Big-Band Nummer zu einem Show-Feuerwerk inklusive einem Gesangssolisten, einem vokal-samtigen Schubidu-Ensemble und einer afroamerikanischen Tanz-Einlage. In Hollywood weiß man eben, wie man Revue-Träume inszeniert.

Die Rolle des Phil Corey ist mit einem der populärsten Stars der späten Swing-Ära besetzt, mit dem Posaune spielenden Orchesterchef Glen Miller. Ein wohl kalkulierter Glücksgriff, denn der weiße Mr. Saubermann des Jazz gilt als Held aller Jukeboxen und Radiostation. Zu "In The Mood" oder "Tuxedo Junction" tanzen die junge Mittelschicht von Maine bis New Mexico.

Aus kommerzieller Sicht sind Glen Miller und "Chattanooga Choo Choo" eine ideale Verbindung. Denn auf dem Schallplatten-Markt bricht die fulminante Zug-Nummer alle Rekorde. Im Dezember 1941 erreicht der Song die Spitze der amerikanischen Hitparade. Wenige Wochen später, am 10. Februar 1942, schreibt "Chattanooga Choo Choo" Mediengeschichte. Als erster Künstler überhaupt erhält Glen Miller für 1,2 Millionen verkaufte Tonträger eine Goldene Schallplatte.  


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