Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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9. September 1893 Erstes Baby im Weißen Haus geboren

Grover Cleveland lernt seine künftige Frau kennen, als die noch ein Baby ist. Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte beginnt, die beide ins Weiße Haus führt. Und: Präsident und First Lady bekommen ein Baby.

Von: Isabella Arcucci

Stand: 09.09.2019 | Archiv

Illustrierter Fuchs, Zahl 09, Grafik von: Viola Dandl | Bild: BR/Viola Dandl

09 September

Montag, 09. September 2019

Autor(in): Isabella Arcucci

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Von ihrem zukünftigen Ehemann erwartet frau zum Geburtstag ein besonderes Geschenk. Einen Strauß Rosen oder Schmuck. Frances Folsom jedoch bekam von ihrem zukünftigen Gemahl Grover Cleveland einen Babybuggy – und sie war glücklich! Frances war ja auch noch ein Baby. Und Grover Cleveland war 27 Jahre älter und ein guter Freund und Geschäftspartner ihres Vaters. Nachdem Frances Vater gestorben war, wurde Cleveland so etwas wie ihr inoffizieller Vormund und wachte über Frances Erziehung.

Die erste Stilikone im Weißen Haus

Als diese 1882 ins College kam, begann Cleveland ihr Briefe zu schicken - und Blumen. Bei der Trauung war Frances holde 20 Jahre alt und Grover Cleveland stattliche 47. Für beide war es die ganz große Liebe! Sie mit schwarzem Haar, großen, blauen Augen und winziger Taille – er mit Schnauzer und Bierbauch. Viele waren bei diesem Anblick amüsiert, manche gerührt, aber nur eine war richtig stinkig: Emma Folsom, Frances verwitwete Mutter, hatte eigentlich selbst mit einem Heiratsantrag von Grover Cleveland gerechnet. Und damit auf den Job als First Lady!

Denn Cleveland war mittlerweile Präsident der Vereinigten Staaten geworden und die Presse stürzte sich auf die junge und bildhübsche First Lady, die mit ihrem kindlichen Charme alle bezauberte. Lange vor Jackie Kennedy war Frances die erste Stilikone im Weißen Haus. Wenn sie Rüschenärmelchen trug, trug ganz Amerika Rüschenärmelchen! So einfach war das. Und doch so besorgniserregend für Grover Cleveland, ihren Gatten. Der wollte seine kleine junge Frau gerne vor den Zudringlichkeiten der Öffentlichkeit schützen und war auch sonst wohl kein Freund von allzu "aktiven" Frauen. Frances musste ihm versprechen, sich nicht in der Öffentlichkeit politisch zu äußern und ihre Popularität so auszuspielen. Vielleicht hätte sie es besser getan, denn nach einer Amtszeit war erstmal Schluss für Cleveland. Doch beim Auszug aus dem Weißen Haus sagte Frances fröhlich zum Personal: wir sind bald wieder da! Und so war es auch.

Ein Baby im Weißen Haus!

Vier Jahre später trat Grover Cleveland wieder das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten an. Und Frances tat das, was vorbildliche Präsidentengattinnen zu tun haben: sie gebar ein Kind. Am 9. September 1893 kam Esther Cleveland zur Welt. Das erste Baby, das im Weißen Haus geboren wurde. Ein Baby! Im Weißen Haus! Die amerikanische Presse flippte aus vor Begeisterung. Und Frances? Die hatte einiges zu tun. Zweimal die Woche gab sie Empfänge im Weißen Haus, zu denen sie die unterschiedlichsten Frauen einlud. Samstagmorgens waren speziell Frauen der Arbeiterklasse geladen, die unter der Woche in Kaufhäusern und Fabriken ihren Lebensunterhalt verdienten. Frances suchte den Austausch mit ihnen und setzte sich für ihre berufliche Weiterbildung ein. Ob das ihrem Gatten Präsident Cleveland so gut gefiel? Einige Zeitgenossen jedenfalls, fanden die bunt gemischten Damenempfänge im Weißen Haus schockierend. Frances machte trotzdem weiter. Sie brauchte keinen Babybuggy mehr. Sie war First Lady und – verdammt noch mal! – erwachsen! 


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