Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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13. Oktober 1916 Dresden führt Katzensteuer ein (13.10.1916)

Mancher Hundebesitzer fühlt sich ungerecht behandelt: Er muss Steuern zahlen, der Nachbar für seine Katze jedoch nicht. Erhoben wurde eine Katzensteuer zum Beispiel 1916 im Dresdner Blasewitz, "als Maßnahme im Kampf gegen unerwünschte Mitesser in den Notzeiten des Krieges." Autorin: Martin Trauner

Stand: 13.10.2021 | Archiv

13 Oktober

Mittwoch, 13. Oktober 2021

Autor(in): Martin Trauner

Sprecher(in): Irina Wanka

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Oh, wie wir sie lieben, die kleinen, freiheitsliebenden, anschmiegsamen, schnurrenden und murrenden Tierchen. "Miau" – Irgendwie haben sie es drauf… "Mrrrrr" ..Wenn sie uns umschmeicheln, uns um die Beine streichen, uns im Innersten zu verstehen scheinen…"Miau" -  Ja, selbstverständlich, hier geht es um Katzen. Also um die spezielle Sorte des "Felis catus", der Hauskatze - Wer könnte ihr oder ihm etwas Böses wollen? – Dem Kater oder der Katze… Oder doch etwa? - "Mi-Au!

MI-AU!

Wer also könnte der gesammelten Katzenschaft etwas antun können oder wollen? – Nun. Nur wir selbst. – Der Mensch. Denn natürliche Feinde hat und hatte die Katze keine hier in Mitteleuropa: Vielleicht den Fuchs, den Dachs oder gar böse Raubvögel. Doch gibt es die kaum noch in unseren Breiten. Folglich konnten sich die Katzen ungehindert ausbreiten… Also musste der Mensch ran. Etwa, indem man Steuern zahlen sollte für Katzen… "MI-AUA!"

Am 13.10.1916 führte der Dresdner Vorort Blasewitz eine Katzensteuer ein. Fünf Mark für die erste Katze, zehn Mark für die zweite Katze und für jede weitere 15 Mark pro Jahr. Der Grund: klar, es gab zu viele Katzen. Scheint eigentlich kein Problem zu sein, war es aber doch: die lieblichen Vierbeiner fraßen damals, in schweren Zeiten, es waren die Jahre des ersten Weltkriegs, den Menschen das wenige weg, was noch da war. Angeblich. – Zwar hatte die Steuer nicht lange Bestand, und es war nicht die erste Katzensteuer, die jemals eingeführt wurde, aber es zeigte sich: So ganz harmonisch war das Zusammenleben mit der Gattung "Felis Catus" wohl nie…

MIAUUUU!

Denn nicht alle Zweibeiner sind Anhänger der smarten Vierbeiner. - Wie die Katzen ihren Weg aus dem Osten nach Mitteleuropa geschafft haben, weiß man nicht. Aber eines ist sicher: obwohl die Katze uns so liebevoll umgarnt, sie ist und bleibt ein Raubtier, ein tierischer Jäger. Dadurch wurden die Katzen einerseits lange belohnt, weil sie uns von den kleinen lästigen Nagern befreite, von Mäusen und manchmal sogar von Ratten. –  Andererseits: Katzen fressen auch Vögel und andere uns lieb gewordene Kleintiere. - Menschliche Jäger und Ornithologen sahen und sehen darin eine Gefahr! Eine Gefahr für die Artenvielfalt.

Und so gibt es seit über 100 Jahren Diskussionen, wie man dem Freiheitsdrang der Katzen einen Riegel vorschieben kann. Soll man sie bejagen? Soll man sie kennzeichnen? Soll man sie tatsächlich mit einer Steuer belegen? – Nun, das mit der Steuer scheint heutzutage erstmal vom Tisch zu sein. Experten haben ausgerechnet, dass eine Katzensteuer wohl viel zu aufwändig wäre und keinen Nutzen brächte. Aber man kam auf eine andere Idee: Immer mehr Landkreise verpflichten Katzenbesitzer, ihre geliebten Haustiere kastrieren zu lassen. Vieleicht schafft das Frieden, zwischen Mensch und Tier und zwischen Mensch und Mensch…


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