Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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6. Dezember 1898 Deutsche Grammophon Gesellschaft gegründet

Das Klassiklabel "Deutsche Grammophon" wurde am 6. Dezember 1898 von Emil Berliner gegründet und ist damit das älteste Musiklabel der Welt. Schon in ihrem ersten Jahr produzierte die "Deutsche Grammophon" 25.000 Schallplatten – täglich. Die Produktion begann in der Nordstadt von Hannover. Autor: Markus Vanhoefer

Stand: 06.12.2021 | Archiv

06 Dezember

Montag, 06. Dezember 2021

Autor(in): Markus Vanhoefer

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Neue Technologien verändern die Welt. So banal diese Aussage auch sein mag, sie ist  deshalb nicht weniger wahr. Was für uns heute die digitale Revolution bedeutet, das ist für die Wende zum 20. Jahrhundert die Entwicklung moderner Massenmedien. Das Reproduktionsmedium "Tonträger" ist eines davon. Alles beginnt im Jahr 1877.  Der Erfinder Thomas Alva Edison singt das Kinderlied "Little Mary had a lamb" und zeichnet dies auf einer mit Stanniol bespannten Walze auf. Zum ersten Mal kann ein flüchtiger Klang festgehalten werden.

Edisons Phonograph ist ein grundlegender Schritt. Dennoch bleiben einige Fragen  offen. Ein Problem betrifft das Speichermedium: Die Walze ist bei weitem nicht der technologischen Weisheit letzter Schluss. Eine andere prinzipielle Überlegung lautet: "Wozu ist das Ganze überhaupt gut?". Der amusische Edison ist beispielsweise der Überzeugung, seine "Sprechmaschine" ließe sich am besten als Diktiergerät nutzen.   

Hier spielt die Musik

Vom Phonographen zur Phono-Industrie, das heißt zur kommerziellen Reproduktion und Verbreitung von Musik. Was im Nachhinein logisch erscheint, ist für die Pioniere der Schallaufzeichnung zunächst nicht offensichtlich. Mit heutigen Worten: Die Hardware ist noch unausgereift und eine massentaugliche Software ist noch nicht gefunden.

In diesem Moment der Stagnation tritt ein einfallsreicher Tüftler namens Emil Berliner die Bühne. Die Erfolgsstory des gebürtigen Hannoveraners ist eine typisch amerikanische "Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär"-Geschichte. Berliner war als junger Mann in die USA immigriert, er hatte sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen und in den eigenen vier Wänden zu experimentieren begonnen.

1887 meldet er sein "Grammophon-Schallplatten-System" zum Patent an. Es besteht aus einem scheibenförmigen Tonträger, der Schallplatte, und dem Abspielgerät Grammophon.

Künstlerische Höchstleistungen

Berliners Schellack-Scheibe hat gegenüber der Walze einen entscheidenden Vorteil: Sie lässt sich kostengünstig in hohen Stückzahlen produzieren. Und dann gibt es noch einen weiteren Aspekt, der den Siegeszug des "Grammophon-Systems" ermöglicht: Berliner erkennt das Potential von Musik, die er im eigenen Tonstudio oder mit mobilen Geräten aufnehmen lässt. Dabei setzt er vor allem auf Klassik-Künstler, eine geniale Marketing-Strategie! Geadelt von Ernster Musik wird die als technische Spielerei verrufene "Sprechmaschine" zu einem seriösen Instrument. Der wirtschaftliche Durchbruch des Grammophons und klassische Musik gehören eng zusammen. Emil Berliners Faible für die Werke von Mozart und Verdi ist bis in unsere Gegenwart spürbar. Denn der Erfinder der Schallplatte ist auch ein erfolgreicher,  grenzüberschreitend tätiger Unternehmer. Am 6. Dezember 1898 gründet er mit seinem Bruder Joseph in Hannover die "Deutsche Grammophon Gesellschaft", die damit das älteste noch existierende Musiklabel der Welt ist.

Bis heute ist die Marke "Deutsche Grammophon" eine Institution im internationalen Klassik-Betrieb. Ob Beethovens Symphonien unter Karajan oder Bachs Goldberg-Variationen mit dem Pianisten Lang Lang, der Name "Deutsche Grammophon"  steht seit Jahrzehnten für künstlerische Höchstleistung in bester Aufnahmequalität.


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