Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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27. März 1871 Das erste Länderspiel im Rugby gewinnt Schottland

Man kann sich auch höchst manierlich verkloppen und gegenseitig in den Matsch drücken… Behaupten zumindest die Erfinder des Rugby. Nach außen kommt der Sport reichlich schmuddelig daher, im Kern aber ist alles ganz gentleman-like. Autorin: Silke Wolfrum

Stand: 27.03.2018 | Archiv

27 März

Dienstag, 27. März 2018

Autor(in): Silke Wolfrum

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobia Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Wer meint, Rugby sei die Sportart, bei der neuzeitliche Gladiatoren in futuristisch gepanzerter Aufmachung aufeinander lospreschen und unter dem Jubel der Menge in brutalen Karambolagen regelmäßig Gehirnerschütterungen und andere schwere Verletzungen davontragen – gelegentlich auch den Ball, der irrt. Das ist American Football. Auch wenn sich dieser Sport aus dem Rugby entwickelt hat, das echte Rugby ist doch ganz anders.

Sehr ganz anders

Rugby, diese urenglische Sportart, wird ohne nennenswerte Schutzkleidung gespielt. Das war schon immer so. Am 27. März 1871 erschien beim weltweit ersten internationalen Rugbyspiel der Rugby Union die englische Mannschaft gesittet in kurzen weißen Hosen und weißen schön gebügelten Hemden, auf die je eine rote Rose gestickt war. Ihre – übrigens siegreichen – Gegner, die Schotten, trugen Flanellhosen und braune Hemden mit einer Distel darauf. Welch distinguiertes Erscheinungsbild!

Kein Wunder, denn Rugby ist nicht irgendwo in der Gosse, sondern in einem Eliteinternat entstanden. Glaubt man der Legende, so hat der Schüler William Webb Ellis das Rugby erfunden und zwar durch eine kühne Tat. Bis dahin war das Spielen des Balls nur mit dem Fuß erlaubt. William Ellis aber wollte gewinnen und kurz vor Abpfiff blieb ihm nur eine Chance: den Ball in die Hände zu nehmen, loszurennen und so das alles entscheidende Tor zu erzielen. Warum diese Regelwidrigkeit nicht zu einer strengen Abmahnung führte, sondern dem Schüler Ruhm und Ehre bis zum heutigen Tag bescherte, bleibt ein Rätsel. Fakt ist, dass seine Schule noch heute steht und zwar in dem kleinen englischen Örtchen "Rugby" – nach dem die Sportart dann benannt wurde. Eine Gedenktafel erinnert an das – Zitat – "Verdienst von William Webb Ellis, der mit feiner Geringschätzung für die Regeln des Fußballs zum ersten Mal den Ball in seine Arme nahm und mit ihm rannte. Anno Domini 1823". Beim Rugby ist eben alles etwas feiner als beim Fußball, sogar die Geringschätzung. So lautet auch einer der bekanntesten Sätze über den Unterschied der beiden Sportarten:

"Fußball ist das Spiel für Gentlemen von Schweinen gespielt, und Rugby ist das Spiel für Schweine von Gentlemen gespielt. "

Stilvoll in den Schlamm

In England war Rugby schon immer Teil einer Eliteerziehung. Während des Britischen Empires sollte es den Zöglingen noch die nötige Härte angedeihen lassen, die sie später als Vertreter eines Weltreiches brauchen würden. Heute spricht man davon, dass Rugby Fairness, Körperkontrolle und Teamgeist fördere. Im Spiel selbst geht es übrigens darum, dass zwei Mannschaften versuchen einen eiförmigen Ball durch Tragen und Treten in eine gegnerische Zone zu bringen und dort niederzulegen. Was dabei gar nicht geht: Über eine Entscheidung des Schiedsrichters zu motzen.  Wie gesagt, Rugby-Spieler sind Gentlemen. Und nicht nur das: Ihre Wohlerzogenheit geht auch auf ihr Publikum über, wobei wir bei einem weiteren Unterschied zwischen Rugby und Fußball wären: "Beim Fußball prügeln sich die Zuschauer, beim Rugby die Spieler."


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