Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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8. August 1929 Das deutsche Luftschiff Graf Zeppelin beginnt seine Weltumrundung

Das Starrluftschiff - bekannter unter dem Namen seines Erfinders, Zeppelin, schaffte es nicht in 80, sondern 21 Tagen um die Welt. Autorin: Christiane Neukirch

Stand: 08.08.2019 | Archiv

08 August

Donnerstag, 08. August 2019

Autor(in): Christiane Neukirch

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Oktober 1928. Ein Sturm zerwühlt den Atlantik. 70 Meter über den tobenden Wellen kämpft ein Schiff gegen den Untergang. Immer tiefer sinkt der riesige, 240 Meter lange Rumpf der Wasseroberfläche entgegen. Das fliegende Schiff ist keine Fata Morgana, sondern das Luftschiff "Graf Zeppelin" auf seinem ersten Interkontinentalflug. An Bord herrschen Durcheinander und Aufregung. Eine Gewitterfront hat den Zeppelin in Schieflage gebracht. Möbel und Geschirr purzeln durch die Passagierkabine. Dann zerreißt eine Bö die Stoffbespannung des Stabilisators am Heck. Kein Filmregisseur hätte eine dramatischere Szene erfinden können: Sechs Freiwillige klettern ins Innere der beschädigten Flosse und flicken das Loch mit Wolldecken, turnend über den wütenden Wassern. Die Rettung gelingt. Schon in diesem Abenteuer zeigte sich, wie verwundbar die schwebenden Riesen waren. Keine zehn Jahre später besiegelte die Katastrophe von Lakehurst das Ende der Luftschifffahrt, als der mit Wasserstoff gefüllte Zeppelin "Hindenburg" bei der Landung in Flammen aufging.

In 21 Tagen um die Welt

Die Ära der Luftschiffe war kurz, aber spektakulär. Flugzeuge gab es zwar schon, aber vom Massenverkehrsmittel waren sie weit entfernt. Gerade erst hat Charles Lindbergh mit Mühen und Entbehrungen den ersten Non-Stop-Flug über den Atlantik geschafft, da rüstet sich der "Graf Zeppelin" für eine Weltumrundung. Viel mitnehmen kann er nicht: Der Rumpf ist voller Wasserstoff, denn um zu schweben, muss das Schiff leichter sein als Luft. Alles, was transportiert wird, muss in eine Gondel passen, die an der Unterseite befestigt ist. 15 Tonnen Nutzlast ist das Maximum; das sind etwa: 40 Mann Besatzung, 20 Passagiere sowie 100.000 Postkarten und Briefe mit Sonderstempel. Am 8. August 1929 startet "Graf Zeppelin" zur ersten Weltumrundung der Geschichte auf dem Luftweg. 21 Tage lang ist das Luftschiff unterwegs, diesmal ohne Pannen.

Aus Zeppelin wird Kriegsflugzeug

Damit hat "Graf Zeppelin" nicht nur einen Meilenstein für die Luftfahrt geschaffen, sondern auch den Beweis erbracht, dass der Zeppelin für den Linienverkehr taugt.

So schnell wie noch nie gelangte man von nun an - das nötige Kleingeld von 1500 Reichsmark vorausgesetzt - über den Atlantik, zum Beispiel nach Rio de Janeiro. Doch bald zogen in Deutschland dunkle Wolken auf: Die Nationalsozialisten übernahmen die Macht. Dem neuen Reichsluftfahrtminister Hermann Göring waren die Luftschiffe ein Dorn im Auge, nicht zuletzt wegen ihrer völkerverbindenden Funktion. Ihm kam das Unglück von Lakehurst im Jahr 1937 mehr als gelegen. Schon tags darauf wurde  "Graf Zeppelin" aus dem Verkehr gezogen. Drei Jahre später war das Luftschiff verschrottet: seine Aluminiumhaut sollte von nun an Kampfflugzeuge kleiden. Von der Völkerverständigung zum Bombeneinsatz: ein makabres Recyclingprogramm.

Umso tröstlicher, dass im 21. Jahrhundert ab und an wieder ein Zeppelin über Deutschland schwebt. Seit der Jahrtausendwende starten in Friedrichshafen Starrluftschiffe der Generation 2000. Sie sind nur ein Drittel so lang wie ihre großen Brüder von damals, aber dennoch ein majestätischer Anblick.


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