Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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17. September 1990 Auch Profis bei den Olympischen Spielen zugelassen

Der Olympische Gedanke sollte zählen. Auszahlte sich das allerdings nur für wenige Funktionäre. Irgendwann wollten die Athleten Sportsgeist und Muskelkraft aber nicht mehr gratis zur Verfügung stellen.

Von: Thomas Grasberger

Stand: 17.09.2019 | Archiv

Illustrierter Fuchs, Zahl 17, Grafik von: Viola Dandl | Bild: Illustrierter Fuchs, Zahl 17, Grafik von: Viola Dandl

17 September

Dienstag, 17. September 2019

Autor(in): Thomas Grasberger

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Es stimmt schon: Früher war alles ganz anders. Wobei nicht immer klar ist, wann dieses "früher" eigentlich genau war. Was gelegentlich dazu führt, dass Diskussionen über früher oft im Ungefähren verlaufen. Ob das jetzt früher anders war, lässt sich heute leider nicht mehr feststellen. Tatsache ist: Diskussionen über früher werden weiterhin gern geführt. Und durchaus zu Recht, denn es ist ja immer spannend zu erfahren, wie sich die Dinge so entwickelt haben.

Wie früher nur heutiger…

Ganz früher zum Beispiel…also ganz, ganz, ganz früher – und das ist jetzt kein Witz! – da gab´s mal vegetarische Krokodile. Die haben nur trüben Nil-Schlamm und grüne Blätter geschlabbert. Ist aber sehr lang her. Deshalb hier die Warnung an alle Hörer, die einen Badeurlaub in Afrika planen: Es hat sich viel getan seither; auch bei den Ernährungsgewohnheiten von Reptilien. Naja, kein Wunder, es drängt halt alles zu den Fleischtöpfen. Neuerdings sogar im Spitzensport. Man stelle sich vor: Die wollen Geld. Unglaublich!

Spitzensport für lau

Das war früher anders. Von wegen olympischer Gedanke und so: Immer fair und vor allem immer gratis. Soll heißen: Einer läuft sich die Lunge aus dem Leib, stürzt halbtot ins Ziel, kriegt ein Lorbeerkränzchen auf die verschwitzte Siegerstirn, vielleicht noch einen warmen Händedruck …und Tschüss! Der Athlet kann duschen gehen, und der Funktionär zurück ins Catering-Zelt. Dabei sein ist schließlich alles.

Tja, so war das früher, als Baron de Coubertin die Olympischen Spiele der Neuzeit erfand. Muss irgendwann kurz nach den vegetarischen Krokodilen gewesen sein. Jedenfalls war Coubertin ein Aristokrat durch und durch. Menschen, die mit Sport Geld verdienten, waren dem Herrn Baron höchst suspekt. Deshalb waren sie auch von der Teilnahme an Olympischen Spielen ausgeschlossen.

Was häufiger zu Kontroversen führte, wenn sich wieder mal rausstellte, dass so ein Athlet nicht nur von Liebe, Luft und grünen Blättern gelebt hatte. "Verstoß gegen den Amateurstatus", raunten da die Funktionäre.

Erst Ende der 1970er Jahre wurden die Regeln etwas gelockert. Und am 17. September 1990 war´s endgültig so weit: Auch Profis wurden bei Olympischen Spielen zugelassen. Dass seither lauter reiche Sportler am Start stehen, kann man freilich nicht behaupten. Unlängst hat eine Studie festgestellt, dass der Bruttostundenlohn von Spitzensportlern in Deutschland 2017 bei 7 Euro 41 lag. Also unterm gesetzlichen Mindestlohn. Das ist natürlich bitter für junge Menschen.

Tja, vielleicht sollte man die Zulassungsregeln noch mal überdenken. Olympia künftig nur noch für Arrivierte mit Beruf und solidem Einkommen? Am besten nur noch für wohlhabende Rentner. Da wären durchaus beachtliche Leistungen zu erwarten. Neulich etwa hat ein hundertjähriger Inder den Marathon in 8 Stunden 25 Minuten geschafft. Und ein 105-jähriger Franzose sauste putzmunter auf dem Rennrad über die Bahn. Und alles gratis. Na, wer sagt´s denn? Geht doch! Und im unvermeidlichen Sportlerinterview danach gäb´s auch viel zu erzählen. Geschichten von früher. Über Baron Coubertin. Oder vielleicht übers vegetarische Krokodil.


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