Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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22. Mai 1849 Abraham Lincoln erhält ein Patent

Abraham Lincoln, Sieger im amerikanischen Sezessionskrieg, Sklavenbefreier, Jurist … soweit ist alles klar. Aber der Mann war auch als technischer Erfinder pfiffig und erhielt ein US-Patent. Autor: Nikolaus German

Stand: 22.05.2018 | Archiv

22 Mai

Dienstag, 22. Mai 2018

Autor(in): Nikolaus German

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Abraham Lincoln! Für die Amerikaner ein Name von magischem Klang, ein Mythos. Der 16., der vielleicht bedeutendste Präsident der USA, ging durch den Sieg über die Südstaaten als Retter der amerikanischen Union und Befreier der Sklaven in die Geschichte ein.

Von Abraham Lincoln gibt es etliche Erinnerungsstücke in verschiedenen Sammlungen des Landes, vor allem in der Hauptstadt Washington. Sein schwarzer Anzug gehört dazu, in dem der hagere, bärtige Mann auf den meisten Fotografien zu sehen ist. Auch die Taschenuhr, die er bei sich trug, als er vom Attentäter John Wilkes Booth in der Präsidentenloge des Ford’s Theater erschossen wurde. Aber es findet sich unter den Devotionalien auch eine Überraschung, ein unscheinbares, vergilbtes Dokument, das den Politiker Lincoln als Inhaber eines Patents ausweist – und somit als technischen Erfinder! Das Schriftstück der US-Patentbehörde, ausgestellt am 22. Mai 1849, bestätigt, dass Abraham Lincoln aus Springfield, Illinois, eine Methode gefunden hatte, um Schiffe über Untiefen hinwegzuheben.

Der einzige Patentierte

Lincoln ist damit der einzige von den über 40 US-Präsidenten, der jemals ein Patent erhalten hat. Die Erfindung geht auf Erfahrungen zurück, die Lincoln als junger Mann auf dem Mississippi und den Großen Seen gemacht hatte. Er war auf diesen Gewässern als Transporteur von Waren unterwegs und hatte es mit Untiefen und Sandbänken zu tun, auf die er wiederholt mit seinen Booten auflief. Nur mit größter Mühe konnte er sie wieder zum Schwimmen bringen. Seine patentierte Erfindung sollte solche Unfälle nun verhindern helfen und zwar so: Knapp unterhalb der Wasserlinie sollte man am Schiff Behälter anbringen, die bei niedrigem Wasserstand mit Luft gefüllt werden müssten.

Das Schiff würde dann durch den Luftauftrieb über das Hindernis gleichsam hinweg schweben. Klingt eigentlich toll, hätte aber wohl nur bei sehr kleinen Schiffen funktionieren können und noch dazu nur mit riesigen Luftkissen; sonst wäre eben nicht das Boot, sondern das Luftkissen auf der Sandbank hängen geblieben. – Egal!

#6469

Dieses US-Patent mit der Nummer 6469 wurde vermutlich ohnehin nie praktisch angewandt, es blieb eine Fußnote in der Biographie des Präsidenten. Aber es zeigt, wie vielseitig die Interessen und Begabungen Lincolns waren, der sich als junger Mann vom Kaufmännischen bis zum Technischen fast alles autodidaktisch aneignete, was ihm nützlich schien.

In die Schule gegangen, sagte er später selbst, sei er nämlich nur ein knappes Jahr, gerade einmal genug, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Als er dann tatsächlich langsam in die Politik fand, widmete er sich mit großer Disziplin im Selbststudium der Juristerei, worauf er sogar als Rechtsanwalt zugelassen wurde. Jetzt hatte er die Ausbildung gefunden, die ihm später als Präsident seine großen Erfolge bescherte: Als Jurist konnte er Redekunst mit seinem juristisch-legalistischen Demokratieverständnis verbinden.

Übrigens: Lincoln, der Jurist im Präsidentenamt, war es auch, der die berühmte Formel prägte: „Demokratie ist die Regierung des Volkes durch das Volk für das Volk“ - woraus dann die spöttische Variante wurde: Demokratie ist die Regierung von Juristen durch Juristen für Juristen.

Man ahnt: Ganz verkehrt liegt der Witz wohl nicht, aber hoffentlich funktioniert vor allem Lincolns Formel von der Demokratie – besser als sein Patent für Schiffe, die nicht auf Grund laufen sollen.


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