Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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18. Februar 1829 Johann von Österreich heiratet Anna Plochl

Sie begegneten einander das erste Mal 1819. Er war der Bruder des damaligen österreichischen Kaisers, sie die Tochter des Postmeisters von Aussee, er war 37, sie 15. Nach aufreibenden Jahren heirateten der Erzherzog Johann und Anna Plochl - am 18. Februar 1829.

Stand: 18.02.2011 | Archiv

18 Februar

Freitag, 18. Februar 2011

Autorin: Henrike Leonhardt

Sprecherin: Ilse Neubauer

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Sie begegneten einander das erste Mal 1819, bei einem sommerlichen Tanzvergnügen am Toplitzsee im steirischen Salzkammergut. Später kursierte die Version, das Paar hätte sich erstmals bei einer Bergwanderung getroffen, sozusagen auf höherem Niveau. Er war ein Enkel Kaiserin Maria Theresias, Sohn des letzten und Bruder des damaligen österreichischen Kaisers, Franz I., sie die Tochter des Postmeisters von Aussee. Er 37, sie war 15: Anna Plochl und Erzherzog Johann. Dieser wenig erfolgreiche Feldherr, Verlierer von Hohenlinden, hatte den Tiroler Aufstand mit organisiert. Seit dem Rückpfiff durch seinen Bruder steckte er alle Energie in die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Steiermark. Die Steirer danken´s ihm bis heute mit dem allgegenwärtigen Erzherzog-Johann-Lied, "Wo i geh und steh ...":

"Wie wohl tut es mir", schrieb der Prinz "hier so gut und treuherzig aufgenommen zu werden ... Sie wissen es auch, dass ich sie gern habe." Und so konnte er auf die diskreten Mittlerdienste steirischer Freunde vertrauen, wenn er und sein "Cirkon" "aus Klugheits- und Notwendigkeitsrücksichten" nur heimlich kommunizierten. "Cirkon" - ein Edelstein, das war Anna Plochls Deckname. Wie die Anna und ihre Schönheit wuchs mit der Zeit auch die gegenseitige Liebe. Ein bloßes Gspusi wäre einfacher gewesen. So aber notierte er: "Cirkon fängt an, mir ... Respekt einzuflössen" und: "Das Allein Seyn in dieser Welt ist nicht gut."

Während der Kaiser in dem Standesunterschied zunächst kein Ehehindernis sah, bezweifelte Annas Vater des Erzherzogs ernste Absichten. Zum Aufschub aller Heiratspläne führte dann aber etwas Anderes: Die junge Anna hatte einem Bürgerssohn, Vinzenz Pfeifer - natürlich ein Leichtfuß und Frauenheld -, irgendwann Briefe geschickt, auch ein Ührchen, gar einen Ring! Welch verzwickte Arrangements die verschworenen Freunde Johanns nun trafen, um diese kompromittierenden Dinge zurückzubekommen und zu verbrennen, davon erzählt die im steirischen Landesarchiv erhaltene Korrespondenz. Als man schließlich den jungen Mann mit einem Stipendium für ein Bergbaustudium ins ferne Ungarn wegkomplimentiert hatte und alle Ehe-Hindernisse beseitigt schienen, stellte sich der Kaiser quer.

Vier Jahre nach dem ersten Treffen beschlossen sie, auch ohne Trauschein zusammenzuziehen. "Am 20ten erhalte ich den Transport - ich hoffe, er wird von der Witterung nichts leiden und wohlbehalten in mein Haus eintreffen", frohlockte der Erzherzog - und bald darauf: "Ich sehe mit großem Vergnügen, wie es in meinem Haus gut, ordentlich und still zugehet." Zu still für die lebenslustige Anna ... "Wäre ich um etwelche Jahre älter, würde es mir vielleicht besser behagen." Reiste der Hausherr, dann ordnete er an, sie "unter strengem Verschluss zu halten". Als Mätresse war sie beneidet, verhasst und ganz aus der Welt. Es blieb nicht aus, dass Anna erkrankte und nach dem Tod des fernen Vinzenz Pfeifer in Schwermut erstarrte.

Bis der Kaiser ein Einsehen hatte und mit der Hochzeit des "Traumpaars" am 18. Februar 1829 das geschah, was man wohl als Happyend bezeichnet ...


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