Bayern 2 - Das Kalenderblatt


0

17. Februar 1864 Erstes Schiff von U-Boot versenkt

Spierentorpedos gehören in die Ur-Geschichte kriegerischer U-Boot-Einsätze. Die Sprengladung wurde an einer Stange befestigt ins feindliche Schiff gerammt. Am 17. Februar 1864 debütierte auf diese Weise die "C.S.S. H. L. Hunley" im Amerikanischen Bürgerkrieg.

Stand: 17.02.2011 | Archiv

17 Februar

Donnerstag, 17. Februar 2011

Autor: Thomas Grasberger

Sprecher: Andreas Wimberger

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Faustkeil, Axt oder Hammer sind nützliche Erfindungen, mit denen man schöne Sachen basteln kann. Allerdings finden sich immer Artgenossen, die darüber nachdenken, wie man sie auch anderweitig nutzen könnte. Zum Beispiel, um damit Nachbarn den Schädel zu spalten. Rüstungsrelevante Forschung nennt man solches Nachdenken. Hat sich ein Werkzeug diesbezüglich praktisch bewährt, ist es schwierig, die Nachbarn zu überzeugen, dass man mit der Axt eigentlich doch nur ein Gartenhäuschen bauen wollte. Deshalb sind Abrüstung und Rüstungskonversion immer schon ein schwieriges Geschäft gewesen.

Dabei hat es an guten Vorschlägen zur Umwandlung von Waffen in Zivilgüter nie gefehlt: "Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen", heißt es schon in der Bibel. Später, als Schwerter und Sicheln vom vielen Menschen-Metzeln etwas stumpf geworden waren, passte man die Friedens-Slogans an die neuen Waffen an. "Kanonen zu Pflugscharen", hieß es dann. Der Abrüstungs-Erfolg war ähnlich bescheiden, weshalb ernüchterte Pazifisten fortan lieber ein geselliges "Schwerter zu Zapfhähnen" grölten und sich hingebungsvoll im Dienste des Weltfriedens betranken.

Besonders findig waren die friedensbewegten Fußballspieler des TV Altötting im Jahr 1983. Mitten in den hitzigen Debatten um den Nato-Nachrüstungsbeschluss erfanden sie anlässlich eines Heimspiels gegen den oberbayerischen TSV Petting für ihre Vereinszeitung "Tribüne" den Slogan: "Petting statt Pershing!" Ein Abrüstungsvorschlag, der bei den katholischen Honoratioren des TV Altötting übrigens auf wenig Gegenliebe stieß. Der Hobby-Chefredakteur der "Tribüne" wurde entlassen.

Wie gesagt: Rüstungskonversion ist ein schwieriges Geschäft. Auch der Versuch, einen tödlichen Torpedo zu einer nützlichen Nähmaschine umzubauen, scheiterte, bevor er gemacht wurde. Dabei hätte Isaac Merritt Singer, der Erfinder der Nähmaschine, nur einmal ein ernstes Wörtchen mit seinem Neffen sprechen müssen. Nach dem Motto: "Hör mal Junge, du kannst bei mir in die Firma einsteigen: Die Welt braucht Nähmaschinen!" Aber nein, nichts dergleichen, der Neffe brütete seine eigene Erfindung aus: den Spierentorpedo. Und der machte Karriere an Bord des Kleinst-U-Bootes "C.S.S. H. L. Hunley". Die Hunley hatte acht Mann Besatzung, die auf engstem Raum mit Handkurbeln einen Propeller antrieben. Ganz ausgereift war das Modell noch nicht; schon bei den Testfahrten waren mehrere Crewmitglieder ertrunken.

Aber die Hunley hatte eben jenen Torpedo des Nähmaschinen-Neffen an Bord. Und genau damit schrieb sie am 17. Februar 1864 Geschichte. Mitten im amerikanischen Bürgerkrieg versenkte das Südstaaten-U-Boot ein Nordstaaten-Kriegsschiff namens Housatonic, das die Hafenstadt Charleston beschoss. Zum ersten Mal also versenkt ein U-Boot ein Schiff! Und wie! Am Bug der Hunley war eine Sprengladung an einer langen Stange, der Spiere, befestigt, die in den Rumpf der Housatonic gerammt und über einen Seilzug ausgelöst wurde. Die Aktion gelang - aber die Hunley ging aus unerklärlichen Gründen mit unter. Was einen durchaus nachdenklich stimmen kann.

Eine vermeintliche Wunderwaffe, die zum Bumerang wird? Keine schönen Aussichten, angesichts der weltweiten Rüstungsexportzahlen. Wie aber könnte man heute all die High-Tech-U-Boote sinnvoll umrüsten? Zu Perlentauchern umfunktionieren? Wie einst jenes U-Boot "Explorer", das zu Zeiten der Hunley ebenfalls für den Amerikanischen Bürgerkrieg konstruiert worden war, aber nie zum militärischen Einsatz kam. Oder doch lieber zu Nähmaschinen umbauen? Wer weiß? Nun, vielleicht haben ja die Fußballer vom TV Altötting wieder einmal eine geniale Idee zum Thema Abrüstung.


0