Bayern 2 - Das Kalenderblatt


0

12. Mai 1995 Erster Tag der chronisch Erschöpften

Wirklich zum Gähnen? Seit 1995 gilt jeder 12. Mai als Tag der chronisch Erschöpften. Die Dauermüden berufen sich dabei auf Florence Nightingale, die Pionierin der Krankenpflege. Sie wurde mit 35 Jahren vom chronischen Erschöpfungssyndrom befallen.

Stand: 12.05.2011 | Archiv

12 Mai

Donnerstag, 12. Mai 2011, 09:50 Uhr

Autorin: Petra Herrmann

Sprecher: Andreas Wimberger

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Ich bin dran? Schon? Entschuldigung. Also los. Zur Sache. Unser Gedenktag. Heute haben wir den 12. Mai, den internationalen Tag der chronisch Erschöpften. Ein Datum, das immer noch wenig beachtet, eine Krankheit, die häufig nicht ernst genommen wird. So die alljährliche Pressemitteilung des Fördervereins "Fatigue e.V." mit Sitz in Bonn. Dass wir just an dieses Phänomen immer wieder erinnert werden müssen, obwohl wir selbst einschlägige Erfahrungen auf diesem Gebiet vorweisen können! GÄHN

Woran mag das wohl liegen? Zum einen wohl daran, dass das chronische Erschöpfungssyndrom nicht von allen Medizinern als Krankheit anerkannt wird, zum anderen, dass die Ursachen für diese Erscheinung bis heute nicht geklärt sind. Sicher ist nur, dass der 12. Mai an den Geburtstag der Krankenschwester Florence Nightingale gemahnen soll, die wegen ihrer aufopfernden Berufsausübung berühmt wurde, von ihrem 35. Lebensjahr an aber immer müde war. Wobei die Ursache hier durchaus erklärlich scheint. Sei´s drum.

Weil an diesem 12. Mai, dem Tag der - wie gesagt - chronisch Erschöpften, doch einige zu kurz kommen, wäre dem Rest der Menschheit vielleicht mit einem zusätzlichen Tag der Frühjahrsmüdigkeit gedient. Und wir möchten aus diesem aktuellen Anlass all derer gedenken, die noch keinen eigenen Tag haben. Zum Beispiel das Gras. Obwohl es sowohl täglich als auch weltweit mit Füßen getreten wird, hat man es bisher stillschweigend übergangen. Gut, man kennt den Tag des Baumes, den Tag der Erde, den Tag der Gehörlosen und den des weißen Stockes, das ist der für die Blinden. Man begeht den "Tag der Organspende", den "Tag der Hausmusik", den "Tag der unschuldigen Kinder" und der "ledigen Mutter", den "Tag der Frau".

Überhaupt kriegen immer die Frauen ihre Tage und wir, wir Männer? Wir werden wieder einmal diskriminiert. Ist doch wahr. Jeden ersten Freitag im März auch noch ein Weltgebetstag der Frau. Aber unsereiner, der wird sogar am "Tag der Arbeit" zum Nichtstun gezwungen. Warum - so fragen wir - gibt es keinen Tag des Mannes, oder zumindest der männlichen Migräne? Dann hätten wir wenigstens einen Grund zum Zuhausebleiben ... Aber der Vatertag, meinen Sie. Wir haben doch einen Vatertag ... Hören Sie mir bloß auf damit. Nimmt doch eh keiner ernst. Ist bloß für die Quote. Und wer denkt an den kinderlosen Mann? Soll der sich am Vatertag etwa sinnlos besaufen oder gar in sich gehen und zur Tat schreiten oder muss er damit bis zum Muttertag warten??

Ist ja gut, schon verstanden. Ich soll sachlich bleiben. Bittesehr. Das Papier. Sächlicher geht nicht! Wo bleibt der Tag des Papieres? Er bleibt weg. Und das, wo Papier bekanntlich so geduldig ist, zu vielen verschiedenen Verrichtungen herangezogen werden und wieder recycelt werden kann! Aber: Undank ist der Welt Lohn. Sogar im Zeitalter der Event-Kultur. Außerdem: Wo wiederaufbereitet wird, da wird auch entsorgt. Und das tun wir auf geradezu vorbildliche Art. Nämlich konzentriert. Wer einmal im Jahr dazu angehalten wird, des benachteiligten ausländischen Mitbürgers zu gedenken, kann ihn an den restlichen 364 Tagen getrost vergessen ...

Da kommt mir was. Äh ... Ob wir wirklich auf dem Tag des Mannes bestehen sollten? Jetzt weiß ich gar nicht mehr so recht ... Nur in einem Punkt bin ich sicher: Ich kann nicht mehr, dieses Kalenderblatt erschöpft mich einfach chronisch SEUFZ und darum mach ich jetzt auch Schluss GÄHN ... Was ist heute los? Der Tag der chronisch Erschöpften?


0