Bayern 2

     

radioWissen Kollektive und manipulierte Erinnerung

Ein Kopf aus Uhren löst sich in Zahnräder auf | Bild: colourbox.com

Donnerstag, 13.02.2020
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Wenn sich das Kollektiv erinnert
Erkenntnisse der Gedächtnisforschung

Damnatio Memoriae
Die Auslöschung des Andenkens

Das Kalenderblatt
13.2.1959
Die erste Barbie-Puppe wird in den USA verkauft
Von Susi Weichselbaumer
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Wenn sich das Kollektiv erinnert - Erkenntnisse der Gedächtnisforschung
Autorin: Daniela Remus / Regie: Martin Trauner
Die Gräueltaten der Nationalsozialisten und die Befreiung durch die Alliierten 1945, dieses epochale Erleben prägt das kollektive Gedächtnis der Deutschen bis heute. Unabhängig davon, wann sie geboren wurden. Die öffentliche Erinnerungskultur mit Gedenktagen, Erinnerungsstätten und Stolpersteinen formt nicht nur, woran wir uns erinnern, sondern auch unsere gegenwärtige Identität. Ob in der Flüchtlingspolitik, der Nahostkrise oder im Umgang mit Populisten: Die Auseinandersetzung und Erinnerung an die deutsche Geschichte ist immer gegenwärtig und hat Auswirkungen auf politische, soziale und juristische Entscheidungen. Diese Erinnerung an die deutsche Geschichte ist nur ein Beispiel. Aber was ist kollektive Erinnerung eigentlich genau? Was bewirkt sie? Und wie wird sie beeinflusst?

Damnatio Memoriae - die Auslöschung des Andenkens
Autor. Michael Zametzer / Regie: Axel Wostry
Nichts ist sicher. Nicht einmal das Vergangene. In George Orwells düsterer Dystopie "1984" ist ein ganzes Ministerium, das "Wahrheitsministerium" damit beschäftigt, nachträglich die Geschichte in Ordnung zu bringen - im Sinne der gegenwärtigen Diktatur. Vom Regime Ermordete werden als "Unpersonen" aus allen Quellen gelöscht. Ausradiert. Aus der Erinnerung getilgt. Eine Praxis, die Orwell keineswegs für seinen Roman erfunden hat. Schon in der Römischen Antike wurde das Andenken mancher Kaiser nachträglich "gelöscht": Statuen gestürzt, Münzen vernichtet, Plätze umbenannt. Die moderne Geschichtswissenschaft hat dafür den Begriff "damnatio memoriae" geprägt: Das Tilgen aus der Erinnerung. Dass dies nicht immer von Erfolg gekrönt war, zeigt das Beispiel Kaiser Neros, der auch einer "damnatio memoriae" unterzogen wurde. In der Moderne hat die Sowjetunion regelrechte Meisterstücke dieser "Geschichtskorrektur" hervorgebracht. So verschwand Stalin-Rivale Trotzki nachträglich von Fotografien und Bildern. Und nach der Revolution in Ägypten 2011 sollten per Gesetz sämtliche Erinnerungen an die frühere Diktatorenfamilie Mubarak verschwinden. Aber ist eine komplette "damnatio memoriae" heute überhaupt möglich, in Zeiten des Internet - von dem es heißt, dass es nichts vergisst?

Moderation: Thies Marsen
Redaktion: Nicole Ruchlak

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