Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Die dunkle Seite im Leben

Eine dunkle Gasse bei Nacht im Mondschein. | Bild: stock.adobe.com/ winyu

Mittwoch, 08.12.2021
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Finsternis und Kreativität
Eine unterschätzte Perspektive

Das gewaltige Dunkel
Eine Kulturgeschichte der Nacht

Das Kalenderblatt
8.12.1921
"Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte"
Von Xaver Frühbeis

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

Finsternis und Kreativität - eine unterschätzte Perspektive
Autorin: Mechthild Müser/Regie: Christiane Klenz
Licht und Finsternis beeinflussen Menschen stark, doch die Möglichkeiten, die die Dunkelheit bereithält, werden noch zu wenig gesehen. Wissenschaftler erforschen deshalb, wie hell Bürolicht sein darf, damit es die Kreativität nicht stört; Manager begeben sich mit ihren Mitarbeitern in total abgedunkelte Räume, um innovative Lösungen für Firmenprobleme zu finden; Dichter und Maler lassen sich von Dämmerung und Mondlicht inspirieren. Menschen fühlen sich nachts freier und entspannter, nicht nur, weil die Aufgaben des Tages erledigt sind und die Hektik vorüber ist, sondern auch, weil die Dunkelheit ihr Gemüt in einen anderen Zustand versetzt, sobald die Erde sich in den Schatten dreht. Die Welt zeigt ein anderes Gesicht, die getaktete Zeit verliert ihre Bedeutung, das Rationale tritt in den Hintergrund. So kann sich ein anderes Potential entfalten als tagsüber. Der größte Teil der menschlichen Wahrnehmung läuft über die Augen. In der Finsternis schärfen sich die übrigen Sinne und erweitern den Zugang zu sich selbst - und zu anderen.

Das gewaltige Dunkel - eine Kulturgeschichte der Nacht
Autorin: Carola Zinner/Regie: Eva Demmelhuber
"Aber die Nacht hüllt ein in gewaltiges Dunkel den Erdball": Die Zeiten sind längst vorbei, in der die Dichter - in diesem Fall der Römer Lukrez - die ganz große Dunkelheit besingen konnten. Das elektrische Licht, milliardenfach entflammt, hat es aus großen Teilen der Welt vertrieben. Die Sehnsucht des Menschen nach Helligkeit ist verständlich, schließlich ist in der Dunkelheit der Nacht seine Sehfähigkeit reduziert auf Schwarz-weiß. So wurde die Nacht auch im übertragenen Sinne zum "dunklen" Teil des Tages, an dem Geister und todbringende Unholde unterwegs waren und wo all das geschah, was nicht ans Licht kommen durfte: Verbrechen, Verschwörungen, Betrug und heimliche Stelldicheins.
Mittlerweile aber ist die Aufhellung und damit das Verschwinden der Nacht so weit fortgeschritten, dass man von "Lichtverschmutzung" spricht und die Dunkelheit zurückfordert. Und auch das ist kein Wunder, denn die Nacht hat kostbare Seiten. Sie gilt von alters her als Zeit der Liebe und gleichzeitig der Ruhe; als jene Phase, in der der Mensch nach den Turbulenzen des Tages zurückkehrt zu sich selbst, um die verborgenen Seiten seiner Seele zu erleben und irrationale Wahrheiten zu erfahren.
BR 2011

Moderation: Florian Kummert
Redaktion: Bernhard Kastner

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http://br.de/s/5AgZ83

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