radioWissen Normalität und Gegenwart

Normalität
Was ist das überhaupt?

Gegenwart
Ein rätselhaftes Phänomen

Das Kalenderblatt
27.10.1911
Erich Mühsam wird beim Spechteln ertappt
Von Simon Demmelhuber
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

Normalität - Was ist das überhaupt?
Autorin: Justina Schreiber/ Regie: Sabine Kienhöfer
Alle führen sie jetzt ständig im Munde: die sogenannte Normalität. "I want my normal life back!", sagte unter anderem Außenminister Heiko Maas - als gäbe es nichts Wünschenswerteres als das "ganz normale Leben", dem ja eigentlich und in anderen Zeiten der Ruf anhaftet, eher langweilig zu sein. Aber nach einer Krise oder während einer Katastrophe sehnen sie die Menschen offenbar nach dem alten Trott zurück. Doch schon der antike Naturphilosoph Heraklit mahnte: man steigt nicht zweimal in denselben Fluss! Eine Rückkehr in die vergangene Normalität ist also schlichtweg unmöglich. Und: was ist überhaupt normal? Wer definiert es? Mit welcher Begründung? Neben normativen Vorgaben, herrschenden Konventionen und statistischen Normalverteilungskurven wirkt hier wohl auch eine Art mehrheits-gesellschaftlicher Konsens, auch Mainstream genannt. Wenn sich der Alltag in allgemein akzeptierten Bahnen bewegt, scheint die Welt nämlich irgendwie in Ordnung zu sein.

Gegenwart - ein rätselhaftes Phänomen
Autorin: Irene Schuck/ Regie: Irene Schuck
Wir machen Pläne, sorgen für morgen und erinnern uns an das, was einmal war. Wir leben nicht nur in der Zeit, sie bestimmt unser ganzes Wesen. Aber wenn wir fragen, was das eigentlich ist, die Zeit, dann fällt uns die Antwort schwer.
Heute ist unser vorherrschendes Zeitempfinden, dass wir ständig zu wenig davon haben. Der Leistungsdruck zwingt uns zu immer noch größerer Effizienz in der Arbeit. Und auch unsere Freizeit versuchen wir so effizient wie möglich zu gestalten: möglichst viele, intensive Erlebnisse! Bloß keine Zeitvergeudung! Was wir damit erreichen: wir vergeuden unser Leben, leben gar nicht wirklich, sondern hetzen nur einer Idee davon hinterher. Oder mit den Worten des Philosophen Blaise Pascal: "Nie halten wir uns an die gegenwärtige Zeit. Vergangenes und Gegenwärtiges sind für uns nur Mittel, einzig auf das Zukünftige geht unsere Absicht. Also leben wir nie, sondern hoffen bloß zu leben." Die Philosophen haben immer wieder über das rätselhafte Phänomen der Zeit und das der Gegenwart nachgedacht.
BR 2012

Moderation: Gabi Gerlach
Redaktion Susanne Poelchau

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