Bayern 2

     

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Die Anfänge Modell-Lager zur Abschreckung

Stand: 14.04.2009 | Archiv

1934 im KZ Dachau ermordet: Gustav Ritter von Kahr, ehemaliger Ministerpräsident von Bayern

Am 30. Juni 1934 wurde in Dachau Gustav Ritter von Kahr hingerichtet. Er war kein typischer Lagerinsasse dieses KZs: weder war er Kommunist, noch Jude noch Krimineller. Zwischen März 1920 und September 1921 war er Bayerns Ministerpräsident, von September 1923 bis Februar 1924 Generalstaatskommissar, eine Art Diktator.

Als erzkonservativer Monarchist und Feind der Demokratie verfolgte er damals ähnliche Ziele wie Hitler. Gerne hätte von Kahr mitgeholfen, die junge Weimarer Republik abzuschaffen. Sein Fehler: Er verweigerte Hitler die Unterstützung bei dessen gescheitertem Putschversuch vom 9. November 1923 - was der nicht vergaß.

1934 im KZ Dachau ermordet: Fritz Gerlich, katholischer Publizist

Am 30. Juni 1934 wurde im KZ Dachau auch Fritz Gerlich hingerichtet, auch er weder Kommunist noch Jude oder Krimineller. Er war ein Katholik, der in München die Zeitschrift "Der gerade Weg" herausgab. Sein Fehler: Er schrieb darin gegen den Nationalsozialismus an.

Eröffnet im März 1933

Gerlich und von Kahr - zwei von 21 Gefangenen, die an jenem Tag exekutiert wurden. Sie gehörten zu den ersten Todesopfern im Lager Dachau. An ihnen demonstrierten die Nazis, sehr bald nachdem sie an der Macht waren, ihre Rachsucht und wie sie künftig mit Oppositionellen und mit allen, die ihnen nicht genehm waren, zu verfahren gedachten.

Das KZ Dachau war zu diesem Zeitpunkt gut ein Jahr "in Betrieb". Am 20. März 1933 - knapp zwei Monate nach der sogenannten Machtergreifung - hatte Heinrich Himmler, damals Münchner Polizeipräsident, die Eröffnung des ersten KZs angekündigt, zunächst mit einer Kapazität für 5.000 Gefangene.

Die ersten 150 trafen nur zwei Tage später im neuen Lager ein, für das eine leerstehende Munitionsfabrik in Prittlbach bei Dachau benutzt wurde.

"Lieber Gott, mach mich stumm, daß ich nicht nach Dachau kumm!"

Allein dieser Spruch verrät, dass in der Bevölkerung nicht unbekannt war, was sich hinter den Mauern des KZs abspielte - obwohl immer wieder das Gegenteil behauptet wurde.

Es waren zunächst in erster Linie Straftäter, sogenannte "Arbeitsscheue" und politische Gegner, die von den neuen Machthabern in "Schutzhaft" genommen wurden, wie der Nazi-Jargon die Internierung nannte: Kommunisten, Sozialdemokraten oder Gewerkschafter, aber auch konservative Politiker, die gegen den braunen Ungeist agitierten.

Mörderschule und Prototyp für weitere KZs

Machte aus Dachau ein Modell-KZ für die weiteren NS-Konzentrationslager: SS-Mann Theodor Eicke

Am 11. April 1933 übernahm die SS das Lager Dachau. Die Gefangenen waren damit ohne jegliche bürgerliche Rechte und der Willkür der Wachleute ausgeliefert. Im Juni 1933 wurde Theodor Eicke Lager-Kommandant. Der SS-Funktionär machte aus Dachau den KZ-Prototyp für die weiteren deutschen Konzentrationslager.

"Das Lager Dachau selbst wurde als Musterlager und Modell einer Einrichtung, die allein durch ihre Existenz Schrecken unter der Bevölkerung verbreiten sollte und in der jeder Gegner des Regimes wirksam zum Schweigen gebracht werden konnte.

Begriffserklärung

Konzentrationslager sind zu unterscheiden von den Vernichtungslagern wie Auschwitz-Birkenau, Majdanek oder Treblinka, die ab 1942 eigens zum Zweck des organisierten Massenmordes gebaut wurden.

Die SS-Männer, die einige Jahre später den millionenfachen Mord mit Giftgas durchführten, lernten zuerst im Konzentrationslager Dachau, andersdenkende Menschen als minderwertig zu betrachten und sie kaltblütig zu ermorden", so die langjährige Gedenkstätten-Leiterin Barbara Distel.


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